1007 km
Das Frühstück im Hostell Notre Dame war etwas frugal. Wie sonst auch gibt es keinen Teller sondern nur eine Serviette. Auf dieser schmiere ich das Brot mit Mamelade, eine Nutzung als Serviette ist danach weniger möglich.
Die Weiterfahrt an der Loire erfolgt am Mittwoch eher im Hinterland. Um die größeren Straßen zu meiden führt der gut beschilderte Radweg den Hügel hinauf entlang am oberen Rande des Tales. Die Seitenbäche der Loire sorgen dabei für ein ständiges auf und ab.
Gegenüber der zuvor durchfahrenen Landstriche ist die Gegend wohlhabender. Die Mehrzahl der Häuser sind in einem guten Zustand. Manche sind neu, es gibt kleine Siedlungen. Es mag an der Nähe der größeren Stadt Tours liegen. Schlossartige Gutshäuser zeigen wie ungleich auch hier die Güter verteilt waren und sind.
Auf der Anhöhe wird viel Wein angebaut. Der Weinbau ist wohl auch profitabler als die sonstige Landwirtschaft. Die Weinstöcke sind niedriger als im Moseltal. Teilweise uralt und mit Moos bewachsen, alle wiederum auf zwei Triebe zurückgeschnitten. Manche Weinfelder sind gespritzt und zwischen den Reihen wächst kein Halm bzw. nur Reste von gelben vertrockneten Gras sind übrig geblieben. Andere Felder sind eine Augenweide. Gras und Löwenzahn in Blüte sprießen zwischen den Stöcken, manchmal ist etwas wie eine Getreideart gesät. Da weiß ich bei welchem Winzer ich meinen Wein kaufen würde.
Immer wieder geht es hinunter an die Loire – die Städte wollen besucht werden. Amboise zieht die Touristen besonders an. Eine schöne Innenstadt, oben am Hang ein Schloss und eine Innenstadt mit vielen Schnickschnackläden. Hatte mir in Blois Brot und Käse gekauft. Esse mein verspätetes Mittagessen auf einer Bank mit Blick auf den Fluss.
Wieder geht es in die Höhe. Erstmals sind die Temperaturen über 20 Grad. Der Wind hält sich zurück. Das Radeln macht Freude. Das Tal wird weiter. Tours liegt bald vor mir. Es ist die größte Stadt – bisher auf der Tour. Viele Baustellen, eine lange Einkaufsstraße mit den Ladenketten von Zara, Jennyfer, Piemke oder wie sie alle heißen. Ich suche den Zeltplatz. Dieser auch wieder eine Baustelle. Ganz schön spät dran sind sie hier. Die Touristensaison beginnt gerade. Ein Loch im Zaun ermöglicht den Zugang. Es gibt einen Wasserhahn in Funktion. Kaum hatte ich mein Zelt aufgebaut taucht ein neuseeländisches Paar auf einem Tandem auf. Sechs Monate fahren sie durch Europa. Von Holland nach Santiago de Compostella. Der Abend ist schön und unterhaltsam für mich gewesen.
Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag merke ich etwas wehmütig, dass ich alleine unterwegs bin.
Heute geht die Fahrt durch die Ebene entlang der Loire, meist auf Dämmen mit Weitsicht. Urlaub im Urlaub. Kein Wind trübt die Fahrensfreude. Kleine Orte laden zum Verweilen ein. Fahre gemütlich.
In ruhigen Gewässern am Uferbereich veranstalten die Frösche Konzerte. Für einen Reiher oder Storch wäre es das Schlaraffenland. Ich weiß nicht ob sie nach Gehör ihre Nahrung suchen.
Bereits nach 65 km stoppe ich spontan an einem Campingplatz. Wasche Hemd und Socken, kaufe eine Flasche Wein und genieße den Abend.
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