18.877 km
Um 5 Uhr morgens weckt das Propagandageplärre aus den Straßenlautsprechern. Es soll wohl die vietnamesischen Bürger zur Arbeit in den meist privaten Betrieben motivieren. Uns bringt es einen unruhigen Weiterschlaf bis zum Aufstehen. Wir starten mit der Gruppe in den nächsten drei Tagen zeitig. Die Strecken sind lang und bergig. Immer wieder überqueren wir Pässe und die Weiterfahrt erfolgt in einem ständigen auf und ab.
Anfangs ist die Straße neu und breit. Es gibt genügend Platz für den stärker werdenden Verkehr. Die gut befahrbaren Abschnitte werden leider kürzer, die Baustellen über die nächsten 200 km immer häufiger. Das Fahrvergnügen endet im Staub, Schotter und wild gewordenen Busfahrern, die hupend mit unverminderter Geschwindigkeit durch die oft schmalen Baustellen rasen.
An einer Steigung im Schotter rutscht Marie der Vorderreifen weg. Sie stürzt und holt sich eine böse Knieverletzung ein. Zum Glück fuhren gerade keine Autos vorbei. Vorsichtig gelingt ihr die Weiterfahrt. Ein Regenbogen steht über der Umfallstelle.
Die schöne hügelige Landschaft rundherum können wir nur vermindert wahrnehmen. Vor Pleiku wird vor allem Maniok angebaut und auf den weniger fruchtbaren Abschnitten stehen Kautschukplantagen. Pfefferpflanzen ranken sich an in den Boden gerammten Pfählen in die Höhe. In vielen kleinen und großen Gärtnereien werden Kaffeepflanzen gezüchtet. In Plastiktütchen keimen die Kaffeesprösslinge. Bald erreichen wir die Kaffeeanbaugebiete Vietnams. Vietnam ist es in den letzten Jahren gelungen nach Brasilien zu dem wichtigsten Kaffeeexporteur aufzusteigen. Die Haupterntezeit ist wohl vorbei. Blühende Kaffeesträucher sehen wir nur vereinzelt. Vor den Häusern in den Höfen liegen die anfangs rotgrünen Kaffeefrüchte in der Sonne aus, die sich beim Trocknen dunkelbraun färben. In jeder Frucht befinden sich zwei Bohnen. Über vielen Höfen sehen wir Staubwolken der Drescharbeiten aufsteigen. Die freigelegten grauen Bohnen werden weiter getrocknet. Die Hüllen der Kaffeefrüchte liegen in großen Haufen am Straßenrand.
Die Baustellen haben wir zum Glück hinter uns gelassen und den vielen Verkehr auch. Auf einer Nebenstrecke radeln wir am vierten Tag mit viel Rückenwind nach dem Überqueren einer Hügelkette hinunter zur Ebene des Lak-Sees. Die Landschaft um den See mit ihren Reisfeldern ähnelt einer Postkartenidylle. Und wo es schön ist, da tummeln sich die Touristen.
Bei einem Spaziergang am See durchqueren wir ein Dorf mit Pfahlhäusern aus Rattan und Holz sowie einigen neuen Steinpfahlbauten. Unter den Häusern befinden sich die Arbeitsgeräte oder es dösen Kühe und Hängebauchschweine.
Unerwarteter Weise kommen uns zwei Elefanten mit ihren Führern entgegen. Eh wir uns versehen, stehen wir in einer Gruppe japanischer Touristen, die die Elefanten als Hintergrund für ihr Fotoshooting gemietet haben.
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