22.213 km
Das Dämmerlicht verschwindet allmählich. Der rote Ball der Sonne erscheint am Horizont und taucht die Landschaft in einen warmen Ton. Die Temperatur ist angenehm. Nur selten fährt ein Auto an mir vorbei. Diese Morgenstunden genieße ich sehr. Der alltägliche Fahrradtrott lässt sich durch diese schönen Stunden nicht vermeiden. Meinen Alltag fühle ich wenn ich durch wenig reizvolle Landschaften fahre.
Am Fuße der auslaufenden Berge wachsen Tabakpflanzen, deren untere Blätter geerntet und in beheizten „Schuppen“ auf Gestänge getrocknet werden.
Ansonsten sehe ich in den nächsten drei Tagen abgeerntete Reisfelder, Buschland und Kautschukplantagen bis endlich nahe des Mekongs das saftige Grün bewässerter Reisfelder auftaucht. Eine Wohltat für meine Augen.
Um Abwechslung von der Monotonie der Hauptstraße zu erhalten nutze ich Nebenstrecken. Muss dafür aber viel Staub von vorbeifahrenden Fahrzeugen schlucken und die grob geschotterte Straße schüttelt mich kräftig durch.
In zwei Tagen läuft mein Visa in Laos aus. Ein neues erhalte ich, indem ich kurz das Land verlasse und wieder einreise. Auf der anderen Seite des Mekongs liegt Thailand. Die Einreise ist für einen kürzeren Aufenthalt kein Problem. An der Grenze erhalte ich ohne Antrag einen Stempel in den Pass.
Ich überquere eine der vier Freundschaftsbrücken zwischen den Ländern. Zwar steht ein Verbotsschild für Fahrrad und Motorrad davor, keiner hindert mich aber an der Überquerung. Fußgänger können die Grenze nur im Bus passieren.
Im thailändischen Grenzort Nong Khai herrscht ein ziemlicher Rummel auf dem direkt am Mekong gelegenen Markt. Alle Stände haben fast das gleiche Sortiment von diversen Süßigkeiten, Gewürzen und Klamotten. Meine Hoffnung Käse (außer Mozzarella oder Chesterscheibletten) und Haferflocken zu finden verfliegen. Selbst ein Essen in einem besseren Lokal bringt keine Abwechslung von Reis und Nudeln. Ich habe bereits in Laos festgestellt, das die Qualität der Zubereitung in teureren Lokalen keinen Deut besser ist als in den kleinen an der Straße.
Am Abend ziehen dunkle Wolken über dem Mekong auf und Blitze zucken. Seit langem erlebe ich wieder einen kräftigen Regenguss, der die Luft ein wenig abkühlt. In der letzten Zeit bin ich sehr viel gefahren und habe ein gewisses Ruhebedürfnis. Bleibe also den nächsten Tag faul im Ort bevor ich wieder ohne Schwierigkeiten die für Fahrräder verbotene Freundschaftsbrücke nach Laos passiere. Mein Ziel ist das nur 25 km entfernte Vientiane, die Hauptstadt von Laos.
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