18.102 km
Leider hatte er Recht – der Wetterbericht. Seit dem 24. regnet es fast ununterbrochen. Unser Glück, wir sind in Hue, einer Touristenzentrale mit guten Unterkünften und vielen lukullischen Höhepunkten, wie beispielsweise eine Käseplatte inkl. einem Glas Wein zum Brunch.
Weihnachtsdekoration drängt an den von Touristen besuchten Plätzen den Hausaltar in den Hintergrund. Die Bedienung läuft als Weihnachtsmann herum oder hat eine entsprechende Mütze auf.
Der Bewegungsdrang leidet. Wir machen uns trotz Regen auf den Weg zur nahe gelegenen Zitadelle. Hier lebten die letzten Kaiserdynastien bis diese die Macht 1945 an Ho Chi Minh übergaben. Auf dem weitläufigen Gelände mit einer wilden Mischung aus Ruinen, Trümmern und sorgfältig restaurierten Palästen bewegen sich neben uns noch Heerscharen von Touristen. Die Details des Lebens der Kaiser interessieren uns nur bedingt. Wir durchlaufen langsam die neuen Säulengänge und Gebäude mit Schautafeln nebst Fotos. Einen tieferen Eindruck hat die Anlage bei mir nicht hinterlassen.
Am Abend essen wir im „Little Italy“ eine Pizza. Schmeckt, gibt ein gutes Sättigungsgefühl, passt aber irgendwie nicht hierher.
Die ausschließliche Aktivität am folgenden Regentag besteht aus einem Spaziergang zu einem in der Reiseliteratur empfohlenen Vietnamesen. Die selbstgedrehten Frühlingsrollen gefüllt mit Tofu, Grünzeug und Gemüse in Reispapier, getaucht in eine Erdnusssoße sind köstlich. Danach schlendern wir durch kleinste Gassen. Wir haben einen Einblick in engste Wohnverhältnisse. Nicht einmal der Hausaltar findet im Innenraum einen Platz. Er ist außen in der Gasse an einer Mauer angebracht.
Wir erreichen Hues großen Markt mit zahlreichen verwinkelten Gängen und Geschäften. Auch hier, wie überall in der Stadt, wird den Touristen, also auch uns, für fast alles deutlich überhöhte Preise abverlangt. Oft verweigern wir den Kauf. Einfacher (und billiger) ist es im großen Supermarkt daneben. Wir erstehen sogar ein frisches Baguette, kaufen einen Emmentaler und eine Flasche Wein. Das wird unser Abendessen.
Der Regen nimmt zu. Am Sonntag schüttet es den ganzen Tag. Wir bleiben bis auf einen kurzen Essensausflug in Fahrradregenmontur im Zimmer. Wir sind halt Schönwetterradler ohne Zeitdruck. Das ist sehr angenehm.
Und endlich hat er ein Ende – der Regen. Am Montag schwingen wir uns wieder auf die Räder und besuchen die außerhalb der Stadt liegenden Grab- und gleichzeitig Wohnanlagen von Tu Duc. Alles mit kaiserlicher Verschwendung prunkvoll unter Zwangsarbeit erbaut. Die Anlagen sehen für ihre 150 Jahre sehr heruntergekommen aus, ev. haben die Kriege dazu beigetragen. Beerdigt wurde der Kaiser in dem vorgesehenen Mausoleum aber nicht. Seine Grabstätte (wohl auch mit vielen Schätzen) ist unbekannt. Alle Diener, die ihn beerdigten wurden umgebracht. Ob er es so ins Nirvana geschafft hat ist zu bezweifeln.
Einen weiteren Halt machen wir an der Tu-Hieu-Pagode, eine kleine in einem Kierfernwald gelegene Tempelanlage in der auch jetzt noch Mönche leben. In ihr hatte Thich Nhat Hanh in den 40er Jahren studiert. Danach musste er über 40 Jahre ins Exil leben. Erst 2005 durfte er Vietnam wieder besuchen. Die Ruhe und der monotone Gesang eines Mönches hinterlässt eine eine friedvolle Stimmung in uns.
Als letzte Sehenswürdigkeit an diesem Tag besuchen wir die am Stadtrand von Hue stehende Thien-Mu-Pagode am Ufer des Parfümflusses. Die Pagode reckt sich in den Himmel und ist ein beliebter Hintergrund für die vielen Touristenselfies.
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