21.977 km
… schwapp, kalt rinnt es den Nacken hinunter. Hinter mir ein Gekicher von Mädchen, die ihre leere Schüssel bereits wieder auffüllen. Das ist nur der Anfang. Kein Stadtgang ohne Dusche. Ein Ausweichen ist nur in den Wats möglich, von denen es viele gibt. Dort wird der Buddha mit Wasser begossen und zwar ausgiebig. Die Menschen ziehen mit einem Eimerchen von Wat zu Wat und besprengen die vielen Buddhafiguren. Nachfüllstationen gibt es genügend. Das Buddha-Wasser ist mit Blüten bestückt. Etwas Andacht ist vorhanden. Einige Besucher lassen sich von gelangweilt wirkenden jungen Mönchen ein Bändchen um den Arm binden. Ein Obulus wird in die Spendenbox gesteckt.
Mit dem Wasserfest wird in den buddhistischen Ländern Südostasiens das vergangene Jahr beschlossen. Das Wasser spült kleine und größere Sünden weg und entlässt einen frisch ins neue Jahr. Das ist einfacher als die Beichte und macht auch noch Spaß.
Ein kleiner Umzug zieht durch die Straßen, auf einem Anhänger eine riesige Wildsau, auf der eine Frau sitzt. Ob die Wildsau im Zeichen des neuen Jahres steht konnte ich nicht ermitteln.
Das turbulentere Leben findet auf der Straße statt. Wasserbehälter und Anschlüsse sind in Aktion gebracht. Plastikschwimmbecken wurden gefüllt und dienen dem Nachschub. Mit Luftdruck bestückte Wasserpistolen sorgen für den ununterbrochenen Strahl. Von Pick-ups und Lieferwagen wird kübelweise Wasser übers Volk geschüttet. Vor vielen Häusern stehen kleine Bühnen, mit lauter Musik und natürlich Wasseranschluss. Am Mekongufer ist eine riesige Bühne aufgebaut mit dem Motto „Under Water“. Von oben sprüht es fast ununterbrochen auf die Tanzenden nieder. Tankwagen liefern das notwendige Nass.
Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Es wird viel Bier getrunken. Ich höre aber kein Gebrülle oder Geschreie. Drei Tage dauert das intensive Wasserfest. Der Tag davor und danach ist ein halber Feiertag.
Die meisten Lokale und Läden bleiben geschlossen. So auch die Botschaften. Und kaum ist in Laos das Wasserfest zu Ende, beginnt es in Myanmar. Erst am 22. April kann ich dort meinen Visaantrag abgeben.
Habe also viel Zeit in Vientiane. Vormittags erledige ich mein Sightseeing-Programm. Ich besuche das Nationalheiligtum That Luang, eine vergoldete Stupa aus der Zeit, als Laos noch ein Königreich war. Das Gold der Außenmauer sieht etwas ramponiert aus, eine Reinigung wäre angebracht. Ich besteige das auf einer Verkehrsinsel gelegene Monument Patuxai, Vientiane’s Arc de Thriompfe. Von oben habe ich eine dunstige Sicht über die Stadt. Die alte Stupa That Dam in der Nähe sieht etwas angekratzt aus. Ursprünglich war sie mit Gold bedeckt. Das haben (angeblich?) die Siamesen 1828 mitgehen lassen. Und es gibt unzählige Watanlagen, durch diese habe ich mich während des Wasserfestes treiben lassen. Am breiten Mekongufer entstanden im Rahmen eines Sand-Art-Festivals diverse Skulpturen. Etwas Lehm ist wohl beigemischt, damit die Figuren ihre Festigkeit behalten.
Meine kulinarischen Genüsse kann ich ausleben. Alles steht verständlich auf der Speisekarte und für Abwechslung ist gesorgt. Der Verführung zu einer Pizza hätte ich widerstehen sollen, die angeblich ein italienischer Küchenchef backt. Zu viel Ketschup, aufgeweichter Teig und nur ein Hauch von Käse. In einem Importladen besorge ich mir etwas Käse. Der unverschämte Preis von 70$ das Kilo hält mich nicht davon ab. Der Biowein aus Italien dazu ist gut, das Baguette ausgesprochen schlecht. In Vietnam und Kambodscha haben die Franzosen ihre Backkunst hinterlassen, in Laos leider nicht.
Morgens um 10 Uhr ist es mit 34 Grad bereits heiß, nachmittags mit über 40 Grad nicht mehr auszuhalten. Da ziehe ich mich in mein klimatisiertes Hotelzimmer zurück, halte eine Siesta und Lese.
Ich habe Glück zwei Tage vor der Weiterfahrt erfolgt ein Temperatursturz um fast 10 Grad. Der Himmel ist bewölkt, es folgen kräftige Regenschauer. Ein wunderbares Klima um sich auf die Weiterfahrt zu freuen.
Der Müßiggang der letzten Tage raubt meine Energie. Bereits der Gang zur Botschaft bedeutet mir Anstrengung. Ich reduziere Unternehmungen.
Ich benötige die Bewegung des Unterwegssein, dazu gehört auch das Abplagen und Ertragen der Hitze. Dann spüre ich mich und bin offener für meine Umwelt.
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