228. Reisetag
8375 km
Die antike Stadt Troja erlangt ihre Berühmtheit durch die Dichtung Ilias von Homer und dem dort beschriebenen sagenhaften Trojanischen Krieg. Der Auslöser für den Trojanischen Krieg soll nach dem Epos die Entführung der schönen Helena durch Paris gewesen sein, doch in Wirklichkeit war es wohl der Reichtum Trojas. Am Ende des 10-jährigen Krieges eroberten die Achäer die Stadt Troja mit der bekannten Pferdgeschichte.
Nur ganz wenige Menschen haben an die wirkliche Existenz geglaubt, obwohl alles in der Ilias vom Homer klar beschrieben wurde. Heinrich Schliemann, ein reicher Kaufmann, gehörte dazu. Im Glauben an die Ilias begann er 1871 im Hügel von Hisarlik zu graben. Er hatte Erfolg. Seine Vorgehensweise treibt aus heutiger Sicht den Archäologen Tränen in die Augen.
Er schlägt eine große Schneise quer durch die Anhöhe. Als Schliemann-Graben geht der 40 Meter lange, 20 Meter breite und 17 Meter tiefe Kanal in die Geschichte ein.
Am Fuße einer Umfassungsmauer entdeckt er prunkvolle Schätze. Die Arbeiter werden nach Hause geschickt. Die Beute entgegen den Abmachungen mit der Regierung des Osmanischen Reiches außer Landes nach Berlin geschmuggelt. Nach dem 2. Weltkrieg gelangten die Schätze als Kriegsbeute nach Moskau.
Der Siedlungshügel ist aufgeschichtet wie eine Torte. Insgesamt neun Stadtschichten wurden lokalisiert, deren Fundamente ineinander übergreifen. Die Besiedlungszeit beginnt mit der Schicht I in der frühen Bronzezeit, etwa 2920 bis 2450 vor Christus, und endet mit der Schicht IX, der römischen Schicht in der Zeit von 85 bis 500 nach Christus.
Troja befindet sich rund 30 km südöstlich von Canakkale. Meine Besichtigung mache ich an einem seit langem mal wieder sonnigen Tag. Es ist Winterzeit und ich bin fast alleine auf dem nicht sehr großen Gelände. Zu sehen sind Mauerreste, daneben stehen Erklärungen.
Ich wundere mich immer weshalb viele Altertümer mit den Jahrhunderten in der Erde verschwinden. Durch Vulkanausbrüche kann ich es noch verstehen. Hier in Troja wurde eine Stadt über die andere gebaut. Es ergab einen richtigen Hügel, der am Ende mit Erde bedeckt ist. Das Ausgraben muss extrem schwierig sein. Man kann dokumentieren, muss dann aber weiter graben und das dokumentierte verschwindet wieder.
In Troja gibt es noch viel zu graben. Nach langer Pause wird seit 1988 in den Sommermonaten weiter gebuddelt. Weitere Schätze wie bei Schliemann sind bisher nicht gefunden worden.
Den Tag vorher hatte ich in Canakkale verbracht, in einem eher besserem Hotel. Eigentlich wollte ich der Jugendherberge übernachten. Diese heißt aber genau so wie viele andere Unterkünfe ANZAC-Hotel oder Haus oder Grand Hotel. Das Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC) war ein Korbs der Streitkräfte des Britischen Empire im Ersten Weltkrieg. Weshalb sich alle nach diesem benennen ist mir nicht klar. So bin ich halt im Hotel gelandet, war auch nicht schlecht, aber anonymer.
Die Stadt liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Halbinsel. Auch hier ist die Gallipoli-Schlacht präsent. Es gibt ein altes Fort als Museum mit viel Kriegswerkzeug und Schlachtberichten. Vor Anker am Hafen liegt der Nachbau des Minenlegers Nusret. Dieser hat in der Nacht vor einem Schiffsangriff die Minen ausgelegt, zuvor war das Gewässer von den Briten als minenfrei ausgewiesen worden. Einige Schiffe wurden versenkt, der Angriff abgeblasen.
Canakkale ist eine größere Stadt mit viel Leben. Im Hafen fahren die Fähren ein und aus. Die Uferpromenade ist breit mit vielen Restaurants. Dort esse ich einen vorzüglichen Seebarsch.
Am Ufer steht der Nachbau des trojanischen Pferdes. Eine Requisite des Films Troja (2004).
Die lange Fußgängerzone ist belebt, mit Geschäften für das alltägliche Leben.
Sorry, the comment form is closed at this time.