14.161 km
Auch in Sri Lanka haben viele in der Nacht Fußball geschaut. Ich habe gut geschlafen und hätte Argentinien den Sieg gegönnt. Die Menschen haben dort sonst nicht viel zu lachen.
Die alte Hauptstadt verlasse ich Richtung Küste. Fahre noch einmal am heiligen Bodhi-Baum vorbei. Am Horizont ragen die großen Stupas in die Höhe. Keine Menschenmassen mehr, auch auf der Straße ist es erstaunlich ruhig. Bei einem Halt und einer kleinen Unterhaltung am Straßenrand werde ich eindringlich darauf hingewiesen, dass mein geplanter Weg gesperrt ist. Ich soll umkehren und auf der Hauptstraße weiterfahren.
Ich habe eine Karte von Sri Lanka von Know-How-Verlag. Diese ist für ein Übersicht gut, sonst leider wegen Fehlern nicht zu gebrauchen. Meine Wege plane ich mit google maps und der diesmal nicht sehr guten digitalen OpenStreetMaps. Außerdem suche ich im Internet nach digitalen Routen, die bereits von Radlern gefahren wurden. Das ist hilfreich und meist verlässlich. So lasse ich mich nicht von meinem Weg abbringen. Bin aber etwas irritiert.
Die Straße wird schmäler, bis sie in einen Schotterweg übergeht. Bald schon stehe ich vor einem Schlagbaum, ein Soldat kommt aus einem Unterstand. Er grüßt freundlich und möchte meinen Ausweis sehen. Die Daten werden mühsam auf singalesisch in ein großes Buch eingetragen und der Schlagbaum wird gehoben. Zum Glück habe ich meinen Wasservorrat im letzten Dorf aufgefüllt. Die nächsten 30 Kilometer gibt es weder Ort noch Wasserstelle und es ist verdammt heiß. Die Landschaft um mich herum hat sich verändert. Kein saftiges Grün mehr, sondern trockenes Buschland mit einigen großen Bäumen. Große Flächen sind mit Cashewbäumen aufgeforstet. Die Straße ist staubig und voller Schlaglöcher. Am Ende der Straße ist erneut ein Armeecheck. Diesmal werde ich zum Vorgesetzten gebracht. Er scheint ein wenig betrunken zu sein, redet immer das gleich. Ist aber nicht aufdringlich. Er möchte mich zum Essen einladen und schwärmt von der Cashewfarm (die wohl der Armee gehört). Ich frage nach den Nüssen, diese sind leider „out of stock“.
Auf der asphaltierten Küstenstraße geht es weiter Richtung Norden. Auf beiden Seiten der Straße in flacher Landschaft liegen trockene wohl abgeerntete Felder. In der Ferne sehe ich einige Büsche und Palmen. In der Regenzeit könnte hier Reis angebaut worden sein. Jetzt ist es fast eine Steppe.
Mein Tagesziel ist die Insel Mannar. Auf einem langen Damm erreiche ich sie. Von dieser Insel aus gab es früher eine Fährverbindung zum nur 50 Kilometer entfernten Indien. Aus nicht zu verstehenden Gründen ist diese eingestellt worden. Sri Lanka kann ich nur mit dem Flugzeug verlassen. Und Fliegen mag ich überhaupt nicht.
Im gleichnamigen Ort Mannar verbringe ich die Nacht. Als Besonderheit wachsen hier einige Affenbrotbäume. Arabischen Händlern hatten diese im 15. Jh. auf die Insel gebracht. Die Früchte wurden als Kamelfutter verwendet. Heute freuen sich die Affen darüber.
Am nächsten Morgen muss ich zurück aufs Festland fahren. Auf dem Damm bläst der Wind mit voller Wucht gegen mich. Danach ändert sich meine Richtung und ich komme schnell voran. Mein Umfeld bleibt flach und trocken. Oft überquere ich weit ins Land hineinreichende Lagunen auf einem Damm. Bin erstaunt über den geringen Verkehr auf einer wichtigen Verbindungsstraße nach Norden. Die Straße ist in gutem Zustand oder staubige Baustelle. Die Teilstrecken wechseln sich ab.
Ich mache einen Abstecher zum 1400 Jahre alten Thiruketheeswaram Kovil, einer der fünf heiligsten Shiva geweihten Hindutempel Sri Lankas. Dieser wie auch viele andere buddhistische und hinduistische Tempelanlagen wurden im 16. Jh. in christlich-missionarischem Eifer von den Portugiesen zerstört und später wieder aufgebaut.
Den Tempel darf ich nur mit freiem Oberkörper betreten (gilt nur für Männer). Nach dem iranischen Bekleidungswahn komme ich mir in meiner kurzen Radhose fast nackig vor.
Je weiter ich nach Norden komme, desto mehr Militär ist stationiert. Immer wieder muss ich an Straßensperren anhalten. Man notiert meine Ausweisdaten und ich werde übers weshalb, woher und wohin ausgefragt. Ich durchfahre ehemaliges Bürgerkriegsgebiet. Das viele Militär sorgt dafür, das eine Entspannung nicht so schnell eintreten wird.
Es ist wieder sehr heiß. Meine geliebten Kokosnüsse gibt es nicht mehr am Straßenrand. An diesem Tag macht mir die Hitze zu schaffen. Trinke zum ersten Mal in meinem Leben einen Liter kalte Cola direkt aus. Wasser gab es im Laden nicht.
Die Halbinsel Jaffna ist auf der Westseite mit einem 9 Kilometer langen Damm mit dem Festland verbunden. Der Wind ist so stark, dass er mich fast ohne Treten darüber treibt. Leider ändert sich die Fahrtrichtung und ich habe ihn danach schräg von vorne. Die letzten 25 Kilometer in die Stadt sind noch einmal ein harter Kampf.
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