113. Reisetag
5524 km
Timisoara oder deutsch Temeschwar (viele rumänische Städte haben auch deutsche Namen) ist nach Bukarest die zweitgrößte Stadt Rumäniens. Sie besitzt eine Universität und ist kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Region Banat.
Die rumänische Revolution gegen die Diktatur Ceausescus hatte ihren Ursprung in Timișoara. Die revolutionären Ereignisse breiteten sich von hier im gesamten Land aus und führten dazu, dass Ceaușescu 1989 gewaltsam gestürzt wurde.
Die Innenstadt ist geprägt von seinen Barock- und Jugendstil-Gebäuden aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie wird wegen der langen Zugehörigkeit der Stadt zu Österreich-Ungarn und der damit verbundenen Bauten aus der Kaiserzeit auch als „Klein-Wien“ bezeichnet.
Die Hochzeit ist lange vorbei. Die Gebäude sind grau geworden, Stuck und Putz fallen herunter, manche Häuser sind kaum noch bewohnbar. Das historische Zentrum soll aus ca. 15.000 dieser Bauten bestehen, nur einige sind renoviert und bringen etwas Farbe in die graue Stadt.
Es bringt Spaß die Stadt mit ihren unterschiedlichen Häusern zu erkunden. Ich versuche mir vorzustellen wie es wohl zur Blütezeit vor 100 Jahren hier gewesen ist.
Ob es damals auch schon so viele Tauben wie heute gab? Diese werden genügend gefüttert. Wenn nicht gefressen wird, sitzen und kacken sie herum. Man kann sie greifen. Kinder laufen mit ihnen herum.
Das heutige Stadtzentrum an der Piața Victoriei, besteht aus einem breiten Boulevard mit Geschäften und Straßencafés. Auf einer Stirnseite steht das Nationaltheater, am anderen Ende die rumänisch orthodoxe Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen.
Beim Gang über den Markt am Sonntag sind nur vereinzelt Gemüse- und Obststände offen. Unterhalte mich mit einem deutsch sprechenden Melonenverkäufer. Wenn er 30 Melonen am Tag verkauft ist es ein gutes Geschäft. Der August ist bisher schlecht gelaufen. In der Abteilung Blumen herrscht rege Beschäftigung. Diverse Gestecke werden angefertigt, mit dem Schwerpunkt Trauerfall. In der Halle steht der schwere Geruch der Lilien. Im großer Kleidermarkt auf der anderen Flussseite kam ich mir fast vor wie im Basar in Istanbul. Nur das Sortiment ist ein wenig anders.
Gegenüber der Markthalle ist gerade ein orthodoxer Gottesdienst zu Ende. Die Kirche ist voll gewesen. Beim Hinausgehen kann sich jeder aus einer Schale eine Handvoll Brotwürfel mitnehmen. Diese werden gleich gegessen.
Am Nachmittag besuche ich einige der vielen Parkanlagen der Stadt. Die älteren Männer spielen Karten, Schach und Domino. Für die Unterhaltung speziell der Kinder ist am Sonntag gesorgt. Sie können Kanufahren, rutschen, schaukeln, wippen, sich bemalen lassen oder selber etwas malen.
Bisher wurde ich auf meiner Tour nie übers Ohr gehauen. Die österreichische Raiffeisenbank an ihrem Geldautomaten hat es geschafft. Ich bekam einen 10% niedrigeren Betrag ausgezahlt als in einer Wechselstube.
Meine Unterkunft ist recht einfach und klein. Die zwei Mehrbettzimmer sind voll belegt. Es gibt nur einen Private Room, in dem wohne ich. Die jungen Mitbewohner verbringen ihren Tag vorwiegend am Computer und Smartphone, seltener mit einem Buch, nachts geht’s in die Disco.
Keine 5 Minuten von meiner Unterkunft entfernt ist ein vegetarisches Restaurant mit vorzüglichem Essen.
Die Hitzewelle scheint vorbei zu sein. Es regnet häufiger und die Temperaturen gehen zurück.
Habe in dieser Stadt viele Gebäude fotografiert. Hoffe es wird nicht langweilig. So eine Fülle von interessanten Häusern habe ich noch nie gesehen.
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