1133 km
Neuseeland ist für Radfahrer wahrlich kein Paradies. Es gibt vor allem Highways und wenige Nebenstraßen. Der Neuseeländer, eigentlich ein freundlicher Mensch, wird im Auto oft zum Rowdy. Er fährt zu schnell und eng an uns Radfahrern vorbei. Diverse Cycle-Trails bieten oft eine Alternative zur Hauptstraße. Diese sind vor allem für Mountain-Biker konzipiert und für uns mit Gepäck wahrscheinlich schwer befahrbar. Trotz Bedenken planen wir möglichst auf diesen unsere Weiterfahrt Richtung Süden.
Rotorua verlassen wir auf dem Thermal-Cycle-Trail. Zunächst entlang dampfender Erdlöcher und schmaler Hangpfade, 20 Kilometer entlang eines Highways auf einem Radweg und über holprige eingezäunte Pfade durch Hügelwiesenlandschaft. Wie so oft wundern wir uns, weshalb direkt neben dem Pfad eine Straße verläuft, diese aber für den Radfahrer nicht zugänglich ist. Es ist Privatland und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Dieses Phänomen beobachteten wir bereits häufiger. Wunderschöne weite Natur, aber überall Zäune und Absperrungen.
Nach 35 Kilometer erreichen wir das Volcanic Valley, ein junges Thermalgebiet, entstanden durch einen Vulkanausbrauch 1886. Nach dem Entrichten des üblichen hohen Eintrittspreises wandern wir bergab vorbei am Inferno Crater Lake mit 80 Grad heißem Wasser und am Fraying Pan Lake, der größten Heißwasserquelle der Erde. Ein Minigeysier spuckt sein Wasser in einen dampfenden mit bunten Algen verzierten Bach. Ein interessanter dreistündiger Nachmittagsausflug.
Nach einer kurzen Weiterfahrt schlagen wir unser Zelt auf einem vermeintlich einsamen einfachen Zeltplatz auf. Wir sind die ersten. Leider rollt so nach und nach die Camper-Karawane an mit einer bis spät in die Nacht feiernden und trinkenden Work- und Travel-Gruppe. Zum Glück hält Oropax die meisten Geräusche ab. Ich schlafe gut.
Zeitig stehen wir auf. Um 10 Uhr an jedem Morgen spukt im naheliegenden „Wai-O-Tapu Thermal Wonderland“ ein Geysier sein Wasser in die Höhe. Das möchten wir sehen.
Wir fahren auf dem gekennzeichneten Trail weiter. Jedoch wird dieser schwieriger und schwieriger. Immer öfter müssen wir steile steinige Passagen hinauf und leider auch hinunter schieben. Wir sind mitten in einem Mountainbike-Park gelandet, etwas abseits der Straße – aber auf dem richtigen Weg. Gerade rechtzeitig erreichen wir das „Wonderland“ und zahlen den üblichen Eintritt. Zwei freundliche Schweizer, Markus und Monika, nehmen uns in ihrem Van mit zum etwas abseits gelegenen Geysierschauplatz. Und es ist wirklich ein Theater. Eine Bühne ist errichtet, die sich so langsam füllt. In der Arena, hinter einem kleinen Zaun, ein weißer Kegel mit Öffnung. Um 10 Uhr erscheint ein Herr mit Mikrophon. Nach fünf Minuten Ansage, kippt er einen Beutel Seifenpulver in die Öffnung und so langsam fängt der Geysier an zu spucken. Die Menge fotografiert den Geysier und sich davor. Sehr befremdlich. Jeder Reiseführer beschreibt diesen Ausbruch als etwas Besonderes. Die Vermarktung hat mal wieder geklappt.
Die vulkanischen Phänomene des Parks sind aber sehenswert. Ein kochender, vielfarbiger Champagner Pool, ein blubbernder Schlammteich und faszinierende Mineralterrassen.
Nach dieser Besichtigung fahren wir ins Waikite Valley zu den Thermalpools. Dort können wir unser Zelt aufschlagen und uns im heißen Wasser einweichen. Am Abend gibt es sogar im Campingbus der Schweizer, die ebenfalls hier Station machen, einen Wein zu trinken.
Den nächsten Tag bleiben wir. Es regnet in der Nacht, der Morgen ist grau und Marie hat Bauchgrummeln.