29.386 km
Bereits von Bohol aus habe ich die Bergsilhouette der Insel Camiguin wahrgenommen. Wegen ihrer vielen Vulkankegel wird sie auch Feuerinsel genannt. Der Reiseführer behandelt sie als Geheimtipp, d.h. viele Touristen sind zu erwarten. Um nicht wieder Schwierigkeiten bei der Zimmersuche zu bekommen habe ich vorgebucht. Nach drei Stunden Fahrt und acht Kilometer radeln erreiche ich meine Unterkunft. Meerblick, großes Zimmer und Küche – Glück gehabt bei der online-Zimmersuche.
Das Inselinnere kann nur erklettert werden, die Umrundungsstraße dagegen ist einfach zu er-fahren. Ich wähle den weniger anstrengenden Weg. Erleichtert ohne Gepäck wird es ein gemütlicher Tagesausflug. Das Inselleben findet in Straßen- und Küstennähe statt, ich bekomme interessante Einblicke.
Ich halte am versunkenen Friedhof. Ein großes Kreuz im Wasser weist auf die Stelle hin, an der ein Erdbeben die Hanggräber hat rutschen lassen.
In einem Dorf sehe ich ein mit Stacheldraht eingezäuntes Gelände. Ich vermute ein Gefängnis dahinter, sehe aber einen Eingang. Mit ca. 5 Euro ist der Eintritt recht hoch. Ich darf aber ohne Bezahlung einmal herumgehen. Ich betrete einen Derbyplatz für Hahnenkämpfe. Innen lauter Bambuskäfige mit krähenden Insassen und Männer mit ernster Miene, die Hähne inspizieren. Am Nachmittag finden hier Kämpfe statt. Auf die erhofften Sieger wird nach Musterung der Kontrahenten gewettet.
Hähne sehe ich immer wieder am Straßenrand und auf Grundstücken, an einem Bein festgebunden. Ihr Kamm ist gestutzt, weshalb weiß ich nicht.
Eine kleine Auseinandersetzung beobachte ich am Straßenrand. Da beide Hähne festgebunden sind, können sie sich gerade nicht erreichen. Ihr „Kampfgeist“ oder was die Männer ihnen beigebracht haben, lässt sie aufeinander losgehen.
Zur Mittagszeit halte ich an einem Restaurant. Die Essensauswahl ist für mich meist sehr begrenzt. Reis mit Gemüse oder Fisch. Diesmal hätte ich Appetit auf ein Fischgericht. Um nicht eine Vielzahl von Kleinstfischen gereicht zu bekommen, lasse ich mir den Fisch vorher zeigen. Ich werde zu einem Aquarium geführt. So im Angesicht meines noch lebenden Mahls möchte ich es nicht mehr. Ich bin wohl sensibel geworden. Die Bestellung: Reis mit Gemüse.
Ein Schwein wird am Straßenrand gegrillt. Wie mir gesagt wird für den Valentinstag. Überreicht man seiner Liebsten einen Schweinebraten? Der Zusammenhang zum Rote-Rosenverkauf in der Inselhauptstadt ist für mich eher verständlich. Wundere mich nur, wo die Rosen herkommen.
Auf dem Markt der Stadt kaufe ich Obst ein. Meine Unterkunft liegt abseits von allen Läden. Nur das Abendessen ist gesichert. Reis mit Gemüse kocht mir die Zimmerwirtin. In der Frühe gibt’s Müsli (aus meinem Vorrat) mit Obst und Instandkaffee.
Einen weiteren Tag bleibe ich noch, danach geht’s mit der Fähre zurück nach Bohol. Ich übernachte in der gleichen Unterkunft. Wieder hält der Lautsprecherwagen länger unter meinem Fenster mit den gleichen lärmenden Ansagen und Musik. Auch das Restaurant gegenüber beschallt mich wie gehabt. Beim abendlichen Essen ertönt die Karaoke-Anlage lautstark. Es sind immer englische Titel, die abgespult werden. Philippinische Lieder höre ich nie. Vor Musiklärm kann ich mich auf den Philippinen schwer schützen. Merkwürdig, es scheint auch nur mich zu stören.