25.523 km
Noch sechs Tage Thailand, dann ist mein Visa abgelaufen. Drei davon verbringe ich bis mittags auf der Straße. Danach versuche ich eine Unterkunft zu finden um der schwülen Hitze zu entgehen.
Die Straßenverhältnisse sind wieder bestens – wie in ganz Thailand. Oft autobahnähnlich und sogar auf den Nebenstraßen gibt es einen Seitenstreifen. Das Radfahren empfinde ich sicherer als in Deutschland, von Bangkok einmal abgesehen.
In der hügeligen Landschaft wechseln sich Kautschuk- und Ölpalmplantagen ab. In der Ebene nahe der Küste grünen Reisfelder. Ab und zu ragt ein steiler Karstfelsen in die Höhe.
Die buddhistischen Wats sind fast verschwunden und von Moscheen abgelöst. Thailands Süden ist vorwiegend von muslimischen Malaien besiedelt. An der Westküste (da bin ich) friedlich, an der Ostküste mit separatistischen Tendenzen und einem ethnisch-religiösen, teils gewaltsamen Konflikt.
Zwei Nächte verbringe ich in einer Unterkunft in einem kleinen Küstenort mit Blick auf den Indischen Ozean. Abends gibt’s Fisch in einem der zahlreichen Strandlokale. Der islamische Einfluss hat bereits das Bier von der Speisekarte verdrängt. Ich darf es mir aber im benachbarten Laden besorgen. In einem anderen Lokal ist es nicht erwünscht.
Der Ruf des Muezzins klingt in meinen Ohren recht melodisch. Der Klang löst angenehme Erinnerungen und Gefühle in mir aus.
Ich besuche den Fischereihafen. Fischerboote legen gerade an. Sie waren wohl einige Tage auf See, denn der Fang ist reichhaltig. In Körben wird der Fisch an Land gebracht. In den Hallen warten bereits die Sortierer auf die Arbeit. Kleine, große Fische, dazwischen Tintenfische und Krebse – alles kommt in getrennte Kästen. Anschließend werden diese gewogen, mit Eis versetzt und auf bereitstehende Lkws verladen.
Bei der Frage nach dem Kilopreis eines großen Fisches (2,50 €/kg) wird er, bevor ich es mitbekomme, gleich eingepackt. Ich lehne dankend ab.
In der Nacht gibt es ein kräftiges Gewitter über dem Meer. Am Morgen ist die Luft frisch, der Himmel bewölkt, das Fahren bis mittags angenehm. Ich erreiche die Stadt Satun und meine letzte Unterkunft in Thailand.
Obwohl mitten in der Woche ist es erstaunlich ruhig im Ort. Fast alle Geschäfte haben ihr Gitter heruntergelassen. Später recherchiere ich im Internet, es ist der Vorabend des islamischen Opferfestes, das zum Höhepunkt des Hadsch gefeiert wird. Neben dem Fastenbrechen am Ende des Ramadans ist es das bedeutendste islamische Fest. Gläubige Muslims opfern zur Feier des Festes ein Tier. Das Fleisch wird an die Armen verteilt.
Bei meiner Rundtour durch die Stadt habe ich diverse Schlachtungen gesehen und anfangs gedacht ich wäre in der Metzgergasse. Gewundert hatte ich mich über die sauber angezogenen Metzger.
Umgeben ist die Stadt von mit Flussläufen durchzogenen Mangrovenwäldern. Durch diese radele ich am nächsten Morgen zur Anlegestelle des Bootes, das mich außer Landes bringt. Durch ein Gewirr von kleinen Inseln auf ruhiger See erreichen wir in 1,5 Stunden die malaysische Insel Langkawi. Die Einreise ist unbürokratisch und problemlos. Ich erhalte einen Stempel in den Pass und darf 90 Tage im Land bleiben. Nur meine Bananen durften nicht mit einreisen.
Zwei Monate habe ich Thailand durchreist. Im Rückblick fällt es mir schwer zu sagen was mir besonders gefallen hat. Wichtig für mich war der 10-tägige-Meditationsaufenthalt im Koster. Interessant waren die Stopps an den kleinen Produktionseinheiten: bei der Kautschukaufbereitung, im oben beschriebenen Fischereihafen oder bei der Quallenverarbeitung. Die Menschen waren sehr freundlich zu mir, auch wenn mangels Sprachkenntnisse keine Unterhaltung möglich war. Es mag sein, dass durch das lange Unterwegssein meine Empfindungen ein wenig abgestumpft sind oder sich an das viele Neue gewöhnt haben.