Urlaub am Nam Ou.

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Mai 182015
 

DSC07575738. Reisetag 

 

Steile Kalkfelsen, der Fluss Nam Ou, ein grünes Tal, darin eingebettet der kleine Ort Muang Neua. Dort beziehe ich wieder eine kleine Bambushütte mit Flussblick. Für gutes Essen ist gesorgt. Mein Favorit ist Kürbiscurry mit Reis. Natürlich bin ich nicht der einzige Tourist der hier das Boot verlassen hat. Die sommerliche Nebensaison hält die Zahlen aber in Grenzen.

Urlaub vom Unterwegs-sein ist für mich angesagt. An diesem Fleck kann ich die Seele baumeln lassen. Einfach dasitzen, auf den Fluss schauen, lesen und kleine Ausflüge machen.

Tief ins Umland kann ich wegen fehlender Wege nicht eindringen. Nur eine ca. 10 km lange unbefestigte Straße und schmale Pfade verbinden die drei Dörfer im Umfeld mit dem Fluss.
Mein erster Besuch führt mich in das Dorf Ban Hoy. Die Häuser in der kleinen Siedlung stehen auf kurzen Stelzen mit geflochtenen Bambuswänden und Gras-/Schilfdach. Fenster sind nicht vorhanden, nur Holztüren. Stromanschluss gibt es nicht. Eine Grundschule mit drei Klassen wird von zwei Lehrerinnen geleitet. Die weiterführende Schule ist in Muang Neua, ca. 1,5 h Fußweg entfernt am Fluss.

DSC07658Im Gespräch mit dem etwas Englisch sprechenden Wirt eines kleinen Restaurants erfahre ich, dass in seinem Dorf ca. 200 Erwachsene wohnen mit 300 Kindern. Er selber hat fünf, davon 4 Jungen. Das kommt ihm teuer. Für die Heirat muss er pro Jungen 1 Büffel, 1 Schwein und 2 Hühner aufbringen und für die Hochzeit genügend BeerLao.
Er hat ein kleines Einkommen durch einige Touristen, die den Ort aufsuchen. Die Haupteinnahmequelle ist die Landwirtschaft. Um ein Zusatzeinkommen zu erhalten weben Frauen in einem anderen Dorf Tücher und verkaufen diese an Reisende.
In den Tälern zwischen den steilen Kalkfelsen sind Reisterrassen angelegt. Auf ihnen wird (zur Zeit) nicht gearbeitet. Ab und zu sehe ich Maisfelder und kleine Bananenplantagen.

Über einen brandgerodeten Hang ziehen Feldarbeiter. Mit Stangen werden Löcher in den Boden gestoßen. Frauen legen Samenkörner hinein. Ich kann leider nicht herausfinden um welchen Samen es sich handelt.

Die Kalkfelsen sind durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Lange Gänge führen in die Berge hinein. Zum Glück nicht verzweigt, so dass der Rückweg eindeutig ist. Beim kräftigen Auftreten klingt der Boden hohl.
Für mich ist es ein merkwürdiges Gefühl alleine durch Gänge ins Berginnere vorzudringen. Den Gedanken an einen Felssturz kann ich nicht ganz verdrängen. Hoffe nur, dass die Taschenlampe funktionsfähig bleibt.
Der Weg auf den Berg ist schwieriger als der Gang hinein. Steil über Leitern führt ein Pfad nach oben. Als Belohnung gibt’s eine wunderschöne Sicht hinunter ins Flusstal.

Viel Zeit verbringe ich in der Hängematte vor meiner Hütte. Ich beobachte das Flussleben mit vielen kleinen laut vorbeituckernden Booten. An weiteren wird herumgehämmert, oft begleitet von lauter Radiomusik. Am Nachmittag schwimmen die Kinder stundenlang im Wasser, am Abend waschen sich die Erwachsenen darin.

Das Wetter scheint sich langsam Richtung Regenzeit zu wenden. Der Morgen beginnt mit bedecktem Himmel. In den nächsten Stunden setzt sich meist die Sonne durch. Alle paar Tage ziehen dunkle Wolken auf und ein Starkregen mit Sturmböen zieht übers Land. Das ist angenehm, wenn man im Trockenen sitzt. Nach einer kurzen Abkühlungsphase wird’s hinterher wieder heiß.

Nach 9 Tagen bin ich restlos erholt und habe neue Reiselust getankt. Mein Zwischenurlaub ist beendet.

Flussblicke.

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Mai 102015
 

DSC07468730. Reisetag

22.575 km

 

Die Wasserstraße ist blockiert. Auf dem Fluss Nam Ou, der nahe Luang Prabang den Mekong erreicht, wollte ich eine Teilstrecke mit dem Boot Richtung Norden reisen. Zwei Staudammprojekte der Chinesen verhindern mein Fortkommen. Bleibe also die nächsten 150 km, bis zur neuen Bootsabfahrstelle, der Straße treu.

Zunächst fahre ich Hügel auf und ab durchs enge Nam Ou Tal, vorbei an einer Staudammbaustelle und dann hinein ins bergige Umland. Die morgendliche Fahrt ist bei Temperaturen um 25 Grad angenehm. Je höher die Sonne steigt, desto mehr spüre ich die Steigungen und umso weniger nehme ich das schöne saftig grüne Umfeld war.

Die nächste Unterkunft liegt in 115 km Entfernung. Ich erreiche sie vor der Nachmittagshitze. Auf einer Nebenstraße geht’s am nächsten Morgen in den kleinen Ort Nong Kiaw am Nam Ou Fluss. Steile bewaldete Kalkfelsen umgeben das Flusstal. Es ist schön hier und sehr ruhig.
 So ein Platz ist natürlich im Reiseführer erwähnt – sonst wäre ich wohl auch nicht hier. Und wo Touristen weilen entwickelt sich eine entsprechende Infrastruktur.

Ich übernachte in einer Bambushütte mit Flussblick. Auf meiner kleinen Terrasse liege ich in der Hängematte und lese. Zum Frühstück gibt’s ein Früchtemüsli mit Jogurt. Das Abendessen nehme ich beim Inder ein.

Gespräche mit anderen Reisenden habe ich meist beim Essen. Häufig ergibt sich jedoch nur ein Lauschen beim Nachbartisch. Das typische Traveller-Thema ist recht einseitig: das Finden günstiger Unterkünfte und ein schnelles Weiterkommen. Die eigentlichen Reiseerlebnisse gehen dabei unter.
Einzelreisende junge Menschen treffen aufeinander und fahren streckenweise zusammen weiter. Die Jugend ist unkompliziert.

Nach so einem entspannenden Umfeld habe ich mich lange gesehnt. Selbst die Hitze des Nachmittags wird im Schatten meiner Terrasse erträglich. Am Abend kommt sogar eine angenehme Frische auf. Ich bleibe drei Tage.

Die Weiterfahrt ist einfach. Ich gehe zum Bootsanleger und fahre in einem schmalen Boot voll mit Touristen den Strom bergauf. Der Strom ist die Alternativroute zum Bus um in den Norden von Laos zu gelangen. Nach ca. 1,5 h Fahrt steige ich in Muang Neua aus, ein Ort abseits jeder Straße und nur mit dem Boot erreichbar.

Luang Prabang.

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Mai 052015
 
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Die Goldene Stupa auf dem Stadtberg.

 725. Reisetag

 

Geschafft, nicht die Bergetappen der letzten Tage, sondern ich bin geschafft. Müde und abgeschlafft. Bedeutet das ein wenig Reiseunlust? Ich hoffe nicht und schiebe es auf die Hitze.

Laut Reiseführer ist Luang Prabang eine der sehenswertesten Städte in Laos. Viele Wats, in der Morgendämmerung der Bettelgang der Mönche, die schöne Lage am Mekongfluss und div. Ausflugsziele ins Umland. Dem Touristentrubel entziehe ich mich erst einmal. Nutze nur die guten Essensmöglichkeiten. Nach zwei Nichtstutagen beginne ich mit einem Vormittagsprogramm.

Bereits nach dem Besuch von zwei Tempeln – sie sollen zu den ältesten und schönsten in Laos gehören – stellt sich eine Watmüdigkeit ein. Auch wenn Prunk, Größe und Anzahl der Buddhas stark variieren, ähneln sie sich sehr.

Am folgenden Morgen in der Dämmerung begebe ich mich zum Bettelgang der Mönche. Ein Programmpunkt, den kaum ein Tourist auslässt, auch wenn es um 5 Uhr aufstehen bedeutet. Es ist ein Schauspiel, eher eine Tragikomödie mit Beteiligung der Zuschauer. Matten und Höckerchen stehen am Straßenrand, daneben ein Körbchen mit Klebereis und eine Schale gefüllt mit div. Junkfood in Tüten. Diesen Platz können die Touristen kaufen. Nach der Bezahlung bekommen sie eine Schärpe umgelegt. Fertig ist der spendende Buddhist. Das warten auf die Mönche wird mit Selfies und Gruppenfotos überbrückt. Im Gänsemarsch rücken die Mönche an. In ihren Bettelschalen erhalten sie den Klebereis und in Tüten eingeschweißtes Junkfood. Die Prozession hält, der Klebereis wird aussortiert und in bereitstehende Abfallkörbe geworfen. Dann geht es weiter bis die Spendenschale wieder geleert werden muss. Irgendwann ist der Rundgang beendet und die Mönche verschwinden in ihrem Wat. Zur Wahrung der Ehre der Langnasen, fast alle teilnehmenden Zuschauer sind Asiaten und wahrscheinlich sogar Buddhisten.
Was mögen wohl Mönche und die einheimischen Gläubigen bei diesem Spektakel empfinden?
Von dem Mönchsmarsch gibt es keine Fotos, die Reihe der knipsenden Touristen war mir zu peinlich.

Nach diesem Morgentheater mache ich einen Bootsausflug auf dem Mekong zu zwei Höhlen mit Tausenden meist kleiner Buddhas. Die Bootsfahrt mit dem Blick auf die Weite des Flusses und Berge im Hintergrund empfinde ich entspannend und schön. Einfach dasitzen, nicht treten, fühle mich melancholisch zufrieden. Die Höhlen beeindrucken weniger.

Für die nächste Tour leihe ich mir ein Moped um einen 30 km entfernten Kaskadenwasserfall anzuschauen. Ein Zweirad mit Motor hat im bergigen Umfeld schon Vorteile, besonders wenn’s heiß wird. Ich bin früh gestartet und der erste Besucher. Das Alleinesein in einem schönen Umfeld genieße ich.

Am Nachmittag sitze ich oft in einem Restaurant am Mekong, trinke trotz Hitze ein Bier und schaue auf den schnell fließenden Strom. Wegen der vielen Untiefen wird er nur von den flachen Langbooten befahren. Am Abend genieße ich auf dem Nachtmarkt das vegetarische Büffet. Vorbei sind die fünf Tage in Luang Prabang.

Den folgenden Artikel über Nooteboom und seine Reisen habe ich von Moni aus Süddeutschland erhalten. Solche Worte für meine Gedanken finde ich leider nicht.

Nootebooms Mantra lautet Selbstbeschränkung: „Die Welt gehört den anderen, du darfst sie dir ansehen, um sie besser zu verstehen – oder um dich selbst besser zu verstehen –, aber du kannst diese Welt nicht werden.“ Er ist kein Grübler auf Reisen, kein Intellektueller, der die inneren Zusammenhänge der Welt erkennen will. Das wäre für ihn anmaßend.
Nooteboom will nicht verweilen. Er gehorcht seiner inneren Unruhe.
Seine Eindrücke von der Saigoku-Wallfahrt beschreibt er mit subtiler Komik. Einzutauchen in die Magie der Orte vermag er aber nur selten. Ein bisschen enttäuscht ist der Reisende schon. Immerhin hat Japans großer Dichter Basho hier sein berühmtestes Haiku verfasst:

Ein uralter Teich
Ein Frosch springt hinein
Dann das Geräusch von Wasser“

Doch als N. Teich und Tempel besucht, an denen das Gedicht entstand, findet er dort nichts Erhabenes. Statt Überwältigung empfindet er Ernüchterung und hadert: „Ist das wahr? Nächste Frage: Spielt es eine Rolle? Nein, es spielt keine Rolle. Natürlich ist dies der Teich.“

Über die Berge.

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Apr 302015
 

DSC07097720. Reisetag

22.425 km

 

Nach den Hügeln kommen die Berge. Ich sehe sie bereits am Morgen vor mir liegen. Das Tal wird schmaler. Die Straße windet sich um die Ausläufer der Bergkette herum. Dann geht es kräftig in die Höhe. Oft sind die steilen Hänge gerodet und mit Bananenstauden oder Mais bepflanzt. Zwischen den Pflanzen liegt die Erde ungeschützt. Für die Wassermassen des tropischen Regens ein Leichtes sie mitzunehmen. Der Anblick schmerzt. Aber was können die armen Bergbauern anders machen?

Den kleinen Dörfern in der Höhe ist die Armut anzusehen. Die Wände der Häuser bestehen aus geflochtenen Bambusmatten, die Dächer sind mit Schilfgras bedeckt, seltener mit Wellblech. Steinhäuser gibt es wenige.

An offenen Wasserstellen waschen sich die Menschen. Das Wasser wird in Kanister und Eimern zu den Ein-Raum-Hütten gebracht. Gekocht und gelebt wird davor, dicht am Straßenrand.
 Bereits sehr junge Frauen tragen ihr Kind auf dem Rücken. Scharen von Kinder leben unter diesen ärmlichen Verhältnissen. Sie rufen mir lachend ein Sabaidee zu. Die Erwachsenen, Männer seltener als Frauen, grüßen nur vereinzelt zurück.

Zwischen den Häusern und über die Straße laufen schwarze Schweine und ihre Ferkel. Bis kurz vor ihrem Tode führen sie ein Leben, von dem ihre pinken Artgenossen in Europa nur „träumen“ können. Es bringt Spaß die Hennen zu beobachten, wie sie im Staub scharren um ihre zahlreiche Kinderschar auf das Hühnerleben vorzubereiten.

Am Straßenrand stehen merkwürdige Pflanzen. Sie sehen aus wie die Windungen in einem offenen Hirn. Darunter scheint die eigentliche Blüte zu sein.
Zwei Berge habe ich an diesem Tag zu überwinden. 1000 m Höhe kommen zusammen und viel innere und äußere Hitze.
Am Abend sinken die Temperaturen. Erstmals kann ich ohne Ventilator einschlafen, AC gibt es sowieso in der kleinen Herberge nicht.

Direkt am nächsten Morgen winde ich mich 1000 m in die Höhe. Oben genieße ich die Fernblicke über die Berge. Die Weitsicht bleibt, mein Gipfelglück schwindet beim ständigen steilen Auf- und Abfahren.
Beim letzten Bergwechsel rolle ich noch einmal steil hinunter in ein Tal und auf der anderen Seite strampele ich gleich wieder 600 m in die Höhe. Diese letzten 20 Tageskilometer ziehen sich zu einer Quäl-Dich-Etappe. Ich bin froh, dass eine Wolkenwand mich beim Anstieg vorübergehend vor der Sonne schützt. Auch wenn aus ihr der Donner grollt und ein Starkregen droht. Habe Glück, die Front streift mich mit einigen Tropfen nur am Rande.

An diesem Tag sammel ich 1900 Höhenmeter bei 75 km Strecke. Das ist mein Limit, viel mehr schaffe ich nicht. Abgeschlafft erreiche ich meine Herberge auf der letzten Anhöhe.

Am nächsten Morgen verlasse ich die hohen Berge. Zunächst mit einer rasanten 1000 Höhenmeter Abfahrt. Weit unter mir sehe ich die Wolkenfelder, etwas später bin ich mittendrin. Nur rollen lassen, das wäre zu schön. Im Tal angekommen geht es noch einmal kräftig in die Höhe. Das war es fast an Steigung für diesen Tag. Bereits mittags erreiche ich die am Mekong gelegene Stadt Luang Prabang, UNESCO-Weltkulturerbe und Touristenhochburg.