Die Lehmstadt Yazd.

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Jun 012014
 

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392. Reisetag

350 km Bus

 

Mein nächstes Ziel ist die alte Stadt Yazd am Rande der Kavir-Wüste. Die Fahrt dorthin durch eine aride/semiaride Steppe lege ich mit dem Bus zurück. Die Entscheidung ist nach dem Blick aus dem Busfenster vernünftig gewesen. In wenigen Senken stehen Bäume, ansonsten durchfahre ich eine sehr spärlich bewachsene buschlose Ebene mit wenigen kleinen Orten. Nicht einmal Schaf- und Ziegenherden sind unterwegs.
Im Bus wird es zusehends heißer. Bei meiner Ankunft in Yazd steht das Thermometer kurz vor 40 Grad. Im Gegensatz zur äußerst trockenen Umgebung kann die etwa 1200 m hoch gelegene Stadt und ihr Umland und durch ein ausgedehntes System von Qanaten (unterirdische Kanäle) aus dem nördlichen Shir-Kuh-Gebirgsmassiv mit Wasser versorgt werden.

In der historischen Altstadt von Yazd stehen fast ausschließlich Lehmhäuser in engen Gassen mit teils überdachten Gängen und Kuppeln. Die Häuser sind umgeben von hohen Mauern, hinter die man selten schauen kann. Etliche dieser Bauten sind in sich zusammengesunken.

Auffallend sind die zahlreichen Windtürme, die in den Himmel ragen. Der warme Wind streicht über/durchs Wasser. Durch Verdunstung entsteht ein kühler Hauch. Sie sind eine Art Kühlschrank. Hineinschauen kann ich leider nirgends. Kuppeln auf Bodenhöhe mit Windtürmen weisen auf Zugänge zu den Qanaten in ca. 10 m Tiefe hin.

Das Wahrzeichen von Yazd ist das hochaufstrebende Eingangsportal mit Doppelminarett der Freitagsmoschee aus dem 14. Jh. inmitten der Altstadt. Vor einigen Moscheen stehen schwere Holzgestelle, der Naql. Diese werden anlässlich der Trauerprozession für Imam Hossein (am zehnten Tag des Muharram, des ersten Monats des religiösen Jahres) geschmückt und von vielen Männern getragen. Damit wollen sie das Martyrium des Hossein „nachleiden“ und nachträglich büßen. Es ist der bedeutendste religiöse Feiertag im Iran.

In der großen Moschee sitzt am Donnerstagabend auf dem Stuhl in der Mitte der Imam und erzählt/predigt ins Mikrophon. Am Rand der großen nach einer Seite hin offenen Halle sitzen die Männer. Sie unterhalten sich meist untereinander. Ich setzte mich dazu um die Stimmung einzufangen. Bekomme wie alle ein Tee und eine Art Maffin angeboten. Draußen vor der Halle sitzen die Frauen in Schwarz auf einer Plattform. Auch ihnen wird etwas angeboten. Mir scheint, es ist eher ein geselliger Treff. Richtig zuhören, was vorne der Imam erzählt, scheint kaum einer.
Zum Ausruhen setzte ich mich mittags am Freitag, dem wöchentlichen Feiertag, wieder in die Moschee. Der Muezzin ruft aus scheppernden Lautsprechern. So nach und nach kommen einige Männer. Jeder betet für sich, nicht gemeinsam. Einen Imam gibt es nicht. Die Frauen sitzen hinter einem Vorhang. Viele tragen über ihren schwarzen Umhang zum Beten noch einen weißen. Gehen damit aber nicht nach draußen. Kinder laufen zwischendurch herum, das stört keinen. Wenn das Handy klingelt wird das Gebet unterbrochen.
Es läuft alles recht locker ab, nicht so geregelt wie in der Türkei.

Am nächsten Vormittag besuche ich einen Feuertempel der Zarathustrier. In ihm wird die heilige Flamme gehütet, die als Symbol der Gottheit gilt. Über dem Eingang des Tempels ist das Zeichen des Faravahar, im zoroastrischen Glauben ein Symbol des Geistes. Faravahar, zeigt gegensätzlich wirkende Kräfte, die von vielen so verstanden werden, dass Gott mit dem Bösen ständig im Kampf liegt. Das Symbol ist allgegenwärtig im Iran und wird gerne als Amulet getragen. Der zoroastrische Glaube ist die älteste monotheistische noch lebendige Religion der Menschheit.

Es gibt viele Reisende in diesem Ort. Das schlägt sich auf eine gute Qualität der Unterkünfte nieder. Mein Übernachtungshotel „Silk Road“ ist ein traditionelles Lehmhaus mit großen Innenhof, um den Zimmer gruppiert sind. Ich treffe viele Reisende. Zwei deutsche Pärchen sind jeweils mit dem VW-Bus unterwegs, zwei Schweizer mit dem Fahrrad. Da es über Tag sehr heiß wird, zieht sich das Zusammensitzen beim Frühstück mit Unterhaltung schon mal bis zum Abend hin.
Am Sonntag gehe ich zum Immigrationsoffice, um eine Aufenthaltsverlängerung zu beantragen, da in fünf Tagen mein Visa ausläuft. Der Beamte ist interessiert an meiner Fahrradtour. So hoffe ich, dass eine 30-tägige Verlängerung genehmigt wird. Soll den Pass in zwei Tagen abholen.

 

Isfahan.

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Mai 272014
 

DSC05703387. Reisetag

 

Meine Unterkunft ist nahe beim Meydan-e Imam, dem zweitgrößten Platz der Welt nach dem Tiananmen Platz in Peking. Jede der vier Seiten wird von einem hervorstechenden Bauwerk beherrscht: im Süden die Moschee des Königs (Masdjed-e Shah), heute Masdjed-e Imam genannt, im Norden das Eingangsportal zum Bazar Qeisariyeh, im Westen der Eingangspalast zur königlichen Residenz, Ali Qapu, und im Osten die kleine Lotfollah-Moschee. Alles geplant und erbaut Anfang des 17. Jh. unter Shah Abbas, der Isfahan zur islamischen Jahrtausendwende (Hedschra-Kalender) zu einer der schönsten Städte auf dieser Welt machen wollte.

Der Vormittag beginnt mit einem Rundgang um diesen großen Platz, der von doppelstöckigen Arkaden umgeben ist. Unten sind diese beidseitig von Touristengeschäften belegt. Oben gibt es nur Blendarkaden, um den Bauten eine räumliche Fülle zu geben. Wenige Touristengruppen sind unterwegs, aber viele Iraner. Am Abend herrscht fast Gedränge auf dem großen Platz, überall sitzen kleine Gruppen beim Picknick. Im ersten Iranblog hatte ich vom fehlenden Leben in den iranischen Städten geschrieben. Das stimmt nicht!

Da Freitag ist, sind im Basar die meisten Gitter heruntergelassen, mittags machen auch die restlichen Läden zu. Es wird heiß. Auch ich ziehe mich zurück zu einer Siesta. Schlafe gut ein und erwache erst zum Abend hin.

Meine nächsten Tagesprogramme sind reduziert. Ich habe das Bedürfnis ein paar Tage Pause zu machen. Ich bummele etwas planlos durch endlose Bazargänge. Schaue ins Innere der Moscheen. Die großen besitzen einen von Arkaden umgebene Hof. Die Gebetsteppiche liegen aufgerollt herum und darüber sind Planen zum Schutz gegen Sonne und Regen gespannt. An den vier Seiten ragen die typischen, mit blauen Fliesen verkleideten und innen mit Fassetten versehenen Fassaden in die Höhe. Blaue mit Blumen verzierte Fliesen sind allgegenwärtig in dieser Stadt.
Setze ich mich irgendwo hin, oft auch nur im Vorbeigehen, werde ich häufig angesprochen. „Woher, wie heißt du, gefällt dir der Iran“. Die Kenntnisse über Deutschland beschränken sich meist auf Fußball mit Bayern München und leider ab und zu auf Hitler (ohne näheres über ihn zu wissen). Reichen die Englischkenntnisse weiter werden interessantere Fragen gestellt.

Als alte Flussoase spielten Brücken in Isfahan eine große Rolle. Das zur Zeit trockene Flussbett (wegen Bauarbeiten oberhalb des Zulaufes leitet man den Fluss wohl um) wird von einzigartigen Bogenbrücken umspannt. Die schönste überquert den Zayandeh Rud mit 23 Bögen aus Stein und Ziegeln mit blauen Kacheln. Die Brücke ist auf beiden Seiten mit überwölbten Galerien versehen.

Auf der anderen Flussseite liegt das Viertel Jolfa mit einigen armenischen Kirchen. Merkwürdigerweise haben die Eingangstüren zum Kirchhof die entsprechenden Klopfer für Männer und Frauen, wie ich sie bereits im Lehmdorf gesehen hatte. Die Türen bleiben nach dem Klopfen für mich verschlossen. Eine armenische Vorzeigekirche mit düsteren überfüllten Wandmalereien und angeschlossenem Museum über den armenischen Genocid ist geöffnet.

Bevor ich den Iran erreichte hatte ich nur vage Vorstellungen, von dem was mich erwarten würde. In einem von der Weltwirtschaft abgeschnittenem Land müsste der Mangel in allen Bereichen sichtbar sein. Nichts dergleichen ist zu merken.
Coca Cola, Nescafe, Bananen und Computer, und alles was dazwischen liegen könnte, ist zu haben. Keine Schlangen vor oder Lücken in den Läden. Es gibt kleine Geschäfte und moderne Shopingcenter. Und wie bereits gesagt fürchterlich viele Autos.
Nur das Geldabheben und bezahlen mit der Kreditkarte ist nicht möglich. Im (etwas langsamen) Internet kann ich die taz, FAZ und Spiegel lesen, merkwürdigerweise ist die Seite der Süddeutschen gesperrt. Skype funktioniert, Youtube ist blockiert.

 

Anstrengung und Glück.

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Mai 222014
 

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382. Reisetag
382. Reisetag

13.028 km, 200 km Bus

 

Hamadan verlasse ich auf der vierspurigen Hauptstraße mit viel Verkehr. Es ist ein Fahren zum Vorwärtskommen, ohne besondere Ereignisse. Der ausdauernde südliche Wind macht es mir nicht leicht. An einer Station des iranischen Roten Halbmondes werde ich herzlich begrüßt, erhalte Tee und ein Orange. Etwas später stoppt mich ein Auto zum Fototermin. Mir wird wieder Geld angeboten. So ein Radnomadenleben ist für viele Iraner etwas ärmliches, etwa wie auf der Straße leben.

Nach 90 km, im Ort Malayer, wartet ein Radfahrer auf mich. Bereits einige Zeit vorher hat er mich vom Auto aus gesehen. Er hilft mir bei der Unterkunftssuche und anschließend etwas Vernünftiges zum Essen zu finden. Habe mir bereits vorher einige Gerichte aufschreiben lassen, die für mich schmackhaft sind und nicht nur aus Fleisch bestehen.

Am nächsten Morgen stürmt es. Laut Wetterbericht Windstärke 4 aus SW mit 60 km/h Böen. Für mich wäre es wie gegen Windmühlen kämpfen. Fahre deshalb mit dem Bus zwei Fahrradreisetag (200 km) weiter Richtung Isfahan.

Etwas außerhalb des Ortes Golpayan übernachte ich in einer 400 Jahre alten, komplett aus Lehm gebauten und restaurierten Karawanserei. Hatte davon in einem Blog in Internet gelesen. Bin überrascht wie schön es dort ist. Ein großer Innenhof ist umgeben von einer hohen Mauer mit Zimmer, Restaurant und Teestube. Die Managerin freut sich über ihren ersten Individualtouristen und führt mich herum und erklärt. Am Abend gibt es in der Teestube Live-Musik. Wir sitzen zusammen und unterhalten uns. Für mich ist es ein sehr anregender Abend.

Am nächsten Morgen komme ich in den ersten Stunden gut voran. Es geht kontinuierlich in die Höhe bis auf 2400 m. Für den Iran sehr ungewöhnlich, ich fahre auf einer verkehrsarmen Straße. Gegen Mittag holt mich der Wind wieder ein. Das Fahren wird anstrengend. Ich durchfahre ein breites unfruchtbares Tal. Ab und zu kreuzt eine Schafsherde meinen Weg. In einem kleinen Ort auf der Höhe werde ich vor einer Kaserne angehalten. Ein englischsprechender Offizier (?) weist mich höflich darauf hin, keine militärischen Anlagen in den Bergen zu fotografieren. Hatte auch keine vorher gesehen. Zeige meinem Pass, irgendetwas daraus wird notiert.

Aus einer kleinen Bankfiliale kommt ein netter Herr, begrüßt mich herzlich und lädt mich zum Tee ein. Tee mag ich fast immer trinken. Unsere Unterhaltung ist wegen knapper Englischkenntnisse sehr stockend. Ich verstehe aber, dass er mich gerne zur Übernachtung zu sich nach Hause einladen möchte. Ich lehne mehrfach ab, obwohl für den Abend keine Unterkunft in Sicht ist. Eine Einladung ist für mich sehr anstrengend. Ich bin müde vom Fahren, möchte meine Ruhe genießen und mich nicht um einen Gastgeber kümmern. Deshalb habe ich in den Orten keinen Kontakt zu Warm-Shower-Gastgeber aufgenommen. Weiß auf der anderen Seite, dass mir damit etwas entgeht.

Fahre also weiter, jetzt bergab. Die Straße ändert die Richtung und ich habe Rückenwind. Unten in einer Ebene halte ich in einem Dorf mit einer hohen Lehmmauer mit Türmen, vergleichbar mit der Karawanserei. Ich schaue durch den einzigen Eingang hinein. Drinnen stehen Häuser mit weiteren Mauern und verschlossenen Türen. Viel ist nicht zu sehen.
Interessant sind die alten Türen mit zwei Klopfer, links, ein Eisenstab für die Herren, rechts ein Eisenring für die Frauen. Also nicht zu verwechseln. Vom Klang her weiß man dann, wer kommt.

Meine Fahrt geht über die Ebene. Der Rückenwind treibt mich – fast ohne zu treten – mit 30 km/h voran. Die vorherige Anstrengung ist vergessen.
Am späten Nachmittag schaue ich mich nach einem Zeltplatz um. In der Ferne erspähe ich eine grüne Oase in der sonst trockenen baumlosen Gegend. In einer Niederung mit Feldern und Bäume biege ich in einen Feldweg ab. Ungesehen kann ich mich nicht niederlassen. Kaum halte ich an einem Aprikosenhain an, kommt ein Bauer auf mich zu. Habe das Glück, er spricht ein wenig Englisch. Er erklärt mir stolz, dass er früher bei der Airforce gearbeitet hat. Er bietet mir eine offene Hütte neben seinem Feld als Nachtlager an. Dankend nehme ich an, denn der Boden ist hart, voller Dornen und klettenhaften picksenden Pflanzensamen. In der Hütte baue ich mein Innenzelt auf. Alles wunderbar.

Seit langem mal wieder koche ich mir ein Abendessen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit verkrieche ich mich in das Innenzelt. Gefühlt wie mitten in der Nacht, habe wohl auch schon geschlafen, ein Mopedlärm und viel Licht. Mir wird ein Abendessen vorbeigebracht und wieder mitgenommen, da ich auch für Außenstehende bereits am Schlafen war.

Am nächsten Morgen mit dem ersten Sonnenschein werde ich vom Bauer begrüßt, danach aber in Ruhe gelassen. Schlafe noch ein wenig, bereite mein Müsli vor und trinke dazu Nescafe. Ein friedlicher Morgen beginnt. Irgendetwas ist anders mit mir. Beim Losfahren erlebe ich Glücksmomente und sauge die Natur um mich herum auf. Es ist eine Landschaft, wie ich sie liebe. Fahre durch eine karge Ebene mit steil aufragenden Bergen, ab und zu einige Bäume und grüne Flecken in einer Niederung. Solch eine Zufriedenheit spüre ich selten. Sie ist leider auch nicht beständig.

Nach 20 km erreiche ich eine Hauptstraße. Diesmal gibt es keinen asphaltierten Seitenstreifen. Mit ständigem Blick in den Rückspiegel auf überholende Lastwagen bleibt wenig Gespür für das Umfeld. Muss ab und zu auf den sandigen Streifen ausweichen. Es wird heiß, der Verkehr dichter, je näher ich der Großstadt Isfahan komme. Denke, ich bin fast am Ziel. Muss aber noch weitere 30 km durch Vororte zurücklegen um ins Zentrum zu gelangen.

Übers Hügelland nach Hamadan.

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Mai 182014
 

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 378. Reisetag<<<
378. Reisetag

12.703 km

 

Ich bin mitten drin im Hochland. Pendele zwischen 1700 und 2100 m hoch und runter. Grüne Weizenfelder und gepflügte Äcker wechseln sich ab. Dazwischen immer wieder kahle Hänge. Ab und zu ein Traktor, der pflügt, aber kaum Dörfer oder Bauernhöfe.
Für meine Pausen finde ich keine Schattenplätze. Setze mich am Straßenrand auf einen Stein. Wenige Bäume, manchmal Weinreben wachsen unten in den Tälern.

Nach dem Start am Morgen in Tekab ziehen hinter mir dunkle Wolken auf. Ich höre Donnergrollen, einige Tropfen Regen fallen. Habe Glück, der Gegenwind hält das Gewitter zurück. Es ist deutlich kühler geworden, was beim Radfahren nicht stört.

Ich mache einen Stop bei den Beekeepers. Sie füttern gerade ihre Bienen mit Zuckerwasser. Dieses verarbeiten die Bienen zu Honig (Zuckerhonig). Ein ordentlicher Imker würde die Bienen Blütennektar sammeln lassen, welches dann im Stock zu Honig umgewandelt wird und nur zum Winter hin mit Zuckerwasser füttern.

Endlich, am Nachmittag dreht der Wind und schiebt mich ein wenig den letzten aber steilen Berg hoch. Ich erreiche Bijar, eine kleine Stadt. Im Ort finde ich ein Hotel. Die Frage, wo ich schlafen werde ist damit gelöst.

Am nächsten Morgen gibt es kein Wölkchen mehr am Himmel. In den ersten Stunden unterstützt mich noch der Rückenwind vom Vortag. Was ist es ein leichtes Fahren, sich den Berg hinunter rollen zu lassen ohne zu treten. Am späten Vormittag ist Schluss damit. Der Wind dreht zurück.

Auf der Straße ist für iranische Verhältnisse wenig Verkehr. Auffallend sind auf dieser Strecke die vielen roten alten Mack-Lkws, die große Steinblöcke transportieren. Oft sieht man diese Steinblöcke auch am Wegesrand liegen, als Folge eines Unfalls.
Die Iraner sind schlechte Autofahrer, immer Bleifuß und ganz dicht auffahren. Benzin ist mit 20 Cent/Liter billig und es gibt sehr viele alte Autos, aber auch neue. Iran ist der zwölftgrößte Autoproduzent der Welt, trotz der Einschränkungen durch die Sanktionen.
Ein junger Iraner sagte mir, er kann nicht heiraten, weil er arm ist. Um heiraten zu können benötigt er eine Wohnung und ein Auto.

Am späten Nachmittag erreiche ich nach 90 Kilometer eine vielbefahrene Schnellstraße. Weiterfahren möchte ich an diesem Tag nicht. Um in die 75 km entfernte Stadt Hamadan zu gelangen lasse ich mich und mein Fahrrad von einem Auto mitnehmen.

In Hamadan, eine große sehenswerte Stadt, mache ich zwei Tage Pause. Die Fahrten der letzten Tage gegen den Wind waren sehr anstrengend, abgesehen von den täglichen 1000 m Steigungen. Schlafe aus, wasche meine Sachen und besichtige die Stadt.

Im Zentrum liegt der Meydan-e Imam Khomeini – ein großer Kreisverkehr – mit einer kreisrunden Umbauung mit zweistöckiger Ziegelfassaden. Von hier aus schlendere ich durch ein Basarviertel. Inmitten des Bazars ragt das Doppelminarett der alten Freitagsmoschee hervor. Im Innenhof ist ein großes Wasserbecken, in dem sich die Männer die Füße waschen. Ein Mann singt im Hof Suren aus dem Koran. Das passt wunderbar zur Stimmung. Nach dem Mittagsgebet möchte ich die Moschee besichtigen, sie ist aber verschlossen.
Die schiitischen Moscheen unterscheiden sich in der Front und den Minaretten deutlich von den sunnitischen in der Türkei. Es wird auch nur dreimal am Tag zum Gebet gerufen.

Ein Wahrzeichen von Hamadan ist das Grab von Ibn Sina, auch bekannt als Avicenna, Wissenschaftler, Philosoph, Dichter und wohl der berühmteste Arzt des Mittelalters. Er ist hier 1037 gestorben, seine Werke waren maßgeblich für die Medizin bis ins 17. Jahrhundert hinein. Im Buch „Der Medicus“ wurde er nochmals bekannt gemacht.

Am Grabmal habe ich zwei Iraner getroffen, die Englisch sprechen. Sie begleiten mich am Nachmittag zu einem beliebten Ausflugsziel der Hamadaner oberhalb der Stadt zum Gandjnameh. Zwei achämenidischen Inschriften sind hier in den Fels gemeißelt, die einzigen Zeugnisse dieser Zeit. Die Besucher kommen jedoch eher wegen des Wasserfalls und den Grünanlagen.

Anschließend sind wir traditionell iranisch Essen gegangen, jenseits von Kebab. Es hat mir gut geschmeckt, obwohl einige Fleischstücke in dem schmackhaft gewürzten Spinat-Bohnen-Gemisch waren.