115. Reisetag
5640 km
Trüber Morgen, in der Nacht hat es viel geregnet. Beim Verlassen von Timisoara herrscht reger Verkehr. Zum Glück biegen die meisten LKWs auf eine Hauptstraße ab. Auf meiner vermeindlichen Nebenstraße ist trotzdem einiges unterwegs.
Am Stadtrand werden neue Siedlungen gebaut. Manche sind fertig und bewohnt. Andere sind irgendwie in der Bauphase stehengeblieben und haben schon lange keinen frischen Mörtel mehr gesehen.
Die Landschaft ist flach, die Straße gerade, die Autos schnell. Vor den wenigen Kurven gibt es leichte Rillen auf der Straße, dann merken spätestens die müden Fahrer dass sie aufpassen müssen.
Große landwirtschaftliche Flächen werden nicht bearbeitet – im Gegensatz zu Serbien. Sind es noch ungeklärte Eigentumsverhältnisse oder wird die Landwirtschaft nicht so gerne betrieben?
Selten gibt es Pferdefuhrwerke auf der Straße. Hunde dagegen viele. Meist sind es arme Kreaturen, die Angst haben. Aber einige sind Hinterherrenner und -beller. Habe meinen „dog-dazer“ ausprobiert. Er sendet Ultraschallwellen aus. Klappt vorzüglich. Der Nachlaufer zieht sofort den Schwanz ein und verschwindet. Hoffe er funktioniert dann auch bei den bedrohlicheren Hirtenhunden in der Türkei.
Nach 35 km wird es hügelig. Durchfahre seit langem mal wieder einen kleinen Wald. Die Tagesetappe ist nicht weit, 65 km. Im der kleinen Stadt Lugoj finde ich eine Unterkunft. Laufe ein wenig durch die Stadt. Auch hier treffen sich die Herren zum Kartenspielen in einem kleinen Park. Höre mir eine Zeitlang den Singsang in einer koptischen Kirche an. Esse am Abend eine Pizza mangels sonstiger Ess-Alternative. Ein Gewitter zieht über die Stadt. Ich komme gerade noch trocken ins Hotel. Es regnet viel in der Nacht.
Wegen dem Gesumm der Mücken um mein Ohr herum schlafe ich nicht gut. Wundere mich am Morgen, dass ich keine Stiche bekommen habe. Mein gebuchtes Frühstück für ca. 5 Euro ist spartanisch. Dafür gab es in Timisoara ein gutes Abendessen inkl. Suppe.
Weiß noch nicht wo an diesem Tag mein Ziel sein wird. Eine planbare Unterkunft gibt es nach 110 km. Entscheide mich nicht auf der Hauptstraße sondern auf einer noch längeren Nebenstrecke zu fahren. Merke wie schön es ist, sich nicht auf den Verkehr konzentrieren zu müssen. Fühle mich sehr wohl. Selten fahren Autos an mir vorbei, da nehme ich die vielen Schlaglöcher gerne in Kauf. Ernähre mich unterwegs von den vielen Pflaumen. Die Bäume brechen unter ihrer Last teilweise zusammen. Fahre durch kleine Dörfer. Unterhalte mich mit einem jungen Schäfer. Verstanden haben wir beide zwar nur wenige Worte, macht aber nichts. Er hat gerade seine große Herde über die Straße getrieben. Aus seiner Tasche tönt Radiomusik. Mir scheint er mag die Arbeit, wirkt frisch und vergnügt.
Etwas später steht ein Hirte mit nur wenigen Ziegen am Straßenrand. Er trägt seinen Klapphocker mit sich herum. Auch wir wechseln ein paar unverstandene Worte.
Nach 45 km stoße ich wieder auf die Hauptstraße. Der Himmel hat sich zugezogen, die ersten Tropfen fallen. Wenig später im kleinen Ort Faget sehe ich ein Restaurant und Hotel. Bin mir nicht sicher ob beides in Funktion ist. Frage nach einem Zimmer. Bekomme als Antwort ein Kopfschütteln. Will gerade wieder hinausgehen. Ein jugendlicher Gast übersetzt meine Frage. Erhalte doch ein Zimmer, wurde nur nicht verstanden.