Am Morgen habe ich viel Zeit. Die Abfahrt des Schiffes ist um 1:30 Uhr. Kaufe etwas zu essen ein und gehe um 11 Uhr in den Hafen und suche die Anlegestelle. Auf zwei Schiffen herrscht bereits reger Betrieb. Eins davon ist meins. Setze mich aufs Deck und schaue dem Beladen zu. Von Baumaterial bis zu Eiern wird alles befördert. Zwei Stunden lang werden die Güter auf das Schiff geschleppt um ins Innere des Deltas zu gelangen. Wir verlassen den Hafen pünktlich.
Die Fahrt auf dem Donauarm ist wenig abwechslungsreich. Habe das Gefühl wir fahren durch einen breiten Kanal. Die Ufer sind durch Steinwälle geschützt, dahinter befinden sich Felder, manchmal Seen und weite Schilflandschaften. Am Ufer und von kleinen Booten aus sind viele Angler aktiv. Die Häuser in den kleinen Orten haben oft Reetdächer, sehr vernünftig, denn es wächst in Mengen hier. Wir halten einige Male in kleinen Ortschaften. Dort wird ausgeladen, was in Tulcea eingekauft wurde.
Pünktlich nach 4 h Fahrt und 75 km Strecke erreichen wir Sulina an der Donaumündung. Beim Aussteigen werde ich von einem Mann bezüglich einer Unterkunft angesprochen. Ich lasse mich zu einer privaten Unterkunft „abschleppen“. Der Preis stimmt, bekomme ein Frühstück und habe eine WiFi-Verbindung.
Christian (der Abschlepper) spricht gut Englisch. Wir trinken in einer Bar ein Bier zusammen. Er erzählt von seinem Boot, mit dem er Touristenausflüge macht. Wir einigen uns, denn das Delta möchte ich auch mit einem Boot erfahren.
Am nächsten Tag schaue ich mir ein wenig die Stadt an. An der Hafenpromenade liegen einige große Schiffe und viele kleine Motorboote. Zwei alte Kirchen werden zur Zeit renoviert. Die Fischfabrik steht leer und ist bald eine Bauruine.
Ich besuche den alten Leuchtturm, der jetzt ein kleines Museum ist. Laufe über den alten Friedhof, auf dem Menschen vieler Nationen begraben liegen und erreiche das Schwarze Meer. Die See ist ruhig. Ein weißer Sandstrand liegt vor mir.
Am Sonntag starte ich meine Bootsfahrt. Wir fahren die Donau hinunter zur Meile Null. Im Gegensatz zu anderen Flüssen zählt man die Flussmeilen hier von der Mündung an aufwärts.
Auf beiden Seiten des Flusses ist ein Steinwall, der weit ins Schwarze Meer hinein reicht. Jedes Jahr wird dieser etwas länger bedingt durch die Ablagerungen der mitgeführten Sedimente.
Wir fahren ca. 15 km seewärts (in der Donaurinne) um von hier aus einen Schlenker in eine nördlich gelegene Bucht zu machen. In der Bucht schwimmen vor allem Schwäne, Kormorane und weitere Wasservögel. Die Wildgänse werden erst im November hier eintreffen. Die vielen Pelikane (die es hier geben soll) haben sich bereits nach Süden verzogen. Fünf Exemplare, wahrscheinlich die Alten, bekomme ich zu sehen.
Vor uns im Wasser steht ein Grenzpfosten Ukraine/Rumänien. Entlang am schilfbewachsenen Rand der Bucht fahren wir Richtung Ufer und gelangen durch Kanäle ins Binnenland. Links und rechts hohes Schilfgras, ab und zu ein Boot mit Anglern. Vom Wasser aus ist nicht allzu viel zu sehen. Die kleineren Kanäle sind etwas abwechslungsreicher. Die Bäume spiegeln sich im Wasseer. Ab und zu fliegt ein Fischreiher auf und ich sehe sogar einen Eisvogel.
Habe höhere Erwartungen an die Bootsfahrt gehabt. Liegt wohl auch an der fortgeschrittenen Jahreszeit das Pflanzen und Vögel sich bereits zurückgezogen haben. Vom Fahrrad aus sehe ich deutlich mehr vom Land.