5284 km
Die Weiterfahrt erfolgt auf der Veloroute 6. Kurz vor der Mündung der Drau stoße ich auf den Donauradweg, als längste Teilstrecke des Europaradweges. Monate und einige tausend Kilometer vorher war ich am Startpunkt am Atlantik in Frankreich gewesen.
Der Radweg ist die Straße, gerade, mit wenigen Kurven. Die Autos rasen an mir vorbei, zum Glück nicht so viele. Wenig Abwechslung ist angesagt, immer entlang riesiger verblühter Sonnenblumen-, Mais- und geernteter Getreidefelder, seltener Obstplantagen, Wein- und Sojafelder. In Deutschland wird als Ölfrucht Raps angebaut, hier sind es die Sonnenblumen. Einen Monat früher, es wäre ein wunderbares gelbes Blütenmeer gewesen.
Nach ca. 50 km erreiche ich Vukovar. Sehe zum ersten Mal die Donau. Sie ist so breit, das ich dachte der Fluss wird gestaut. Das ist nicht der Fall.
Im Kroatienkrieg 1991 erlangte diese Stadt einen traurigen Bekanntheitsgrad. In der Schlacht um Vukovar zerstörten serbische Einheiten einen Großteil der Stadt. Bei der Einfahrt in die Stadt stehen die Ruinen eines zerschossenen Hauses an einem Bahnübergang. Bei der Ausfahrt ragt als Mahnmal gegen den Krieg der zerstörte Wasserturm gegen den Himmel. In der Stadt stehen bereits viele neue, wenn auch nicht immer schöne Häuser und es wird noch viel gebaut. Die Spuren des Krieges sind noch lange nicht beseitigt.
Eigentlich wollte ich hier übernachten, doch nichts lud mich ein hier zu bleiben. Fahre also weiter. Bei der Ausfahrt schenkt mir ein Mann eine Tüte Obst, einfach so, als ich ein Foto vom zerschossenen Wasserturm mache.
Hinter Vukovar, bekommt die Landschaft plötzlich ein anderes Gesicht. Erste Hügel tauchen am rechten Flussufer auf – da fahre ich, während links des Stromes sich die Ebene scheinbar ins Unendliche erstreckt. Da hätte ich auch fahren können.
Am Straßenrand entdecke ich ein altes Schild auf einem alten Fahrrad befestigt: Free camping. Es ist nachmittags und sehr heiß. Auf einer kleinen Wiese direkt an der Donau stehen Bänke, daneben ein einfaches kleines Restaurant. Wunderbar mal wieder im Zelt schlafen zu können und dabei viel Natur um mich herum zu haben. Der große Strom wirkt beruhigend. Ich sitze einfach da, schaue darauf und trinke ein kaltes Bier. Ab und zu kommt ein kleines Boot mit Anglern vorbei oder ein Kreuzfahrt- bzw. Frachtschiff. Eine Dusche gibt es nicht, gewaschen habe ich mich in der Donau.
Ein französisches Radlerpaar mit mächtig viel Gepäck gesellt sich zu mir. Ihr Englisch ist genauso schlecht wie mein Französisch. Der junge Mann, der das Restaurant in dem kleinen Ort leitet spricht sehr gut Englisch.
Zum Abendbrot gibt es eine Art Gemüsesuppe mit Bohnen. Bekomme meinen Anteil bevor das Fleisch hineinkommt. Sie schmeckt deutlich besser als die zwei Gerichte, die ich in Osijek im Restaurant erhalten habe. Zum Nachtisch erhalte ich einen gerösteten Maiskolben.
Am nächsten Morgen stehe ich mit der Sonne auf. Die Temperaturen sollen wieder deutlich über 30 Grad steigen. Die serbische Grenze passiere ich nach 10 km auf der anderen Seite der Donau. Bekomme den ersten Stempel in meinen neuen Pass.