Ende der Frankreich-Etappe

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Jun 212013
 

SONY DSC69. Reisetag

3548 km

 

Stehe bereits um 7 Uhr auf. Bin einfach wach, habe nicht gut geschlafen. Ein großer Supermarkt ist in der Nähe, dort kaufe ich meine Tagesration ein. Fahre am Kanal entlang. Der Weg ist nach ca. einem Kilomter abgesperrt. Erinnere mich daran ein kleines Umleitungsschild im Ort Isle de Doubs gesehen zu haben. Die Umleitung geht über die Straße einen Berg hinauf und wieder hinunter zum Kanal. Die Frische des Morgens ist bald dahin. Es wird schwül-heiß. Habe heute keinen Drive. Bin etwas schlaff und müde. Die Tagesstrecke über 75 km steht aber fest. In Altkirch ist der nächste und letzte Campingplatz meiner Frankreich-Etappe.

Nach ca. 50 km bemerke ich die erste wieder abwärts gehende Schleuse. Der Rhone-Rhein-Kanal hat den Doubs verlassen und beginnt seine Talfahrt Richtung Rhein. Es geht für einen Kanal durch 14 Schleusen ziemlich steil in die Tiefe. Das Gebiet des Jura ist verlassen. Ich bin jetzt im Elsass. Die Ortsnamen haben ihr häufiges „Saint“ abgelegt, die Endungen -dorf, -bach, -ingen usw. weisen nicht mehr auf Frankreich hin.

Im Dorf Dannemarie verlasse ich den Kanal auf Nebenstraßen Richtung Altkirch. Dummerweise liegt der Campingplatz oben auf einem Hügel. Muss noch 80 m in die Höhe fahren. Mit 35 Grad im Schatten ist es der heißeste Tag meiner Tour gewesen. Über dem Platz liegt eine Rauchwolke. Es riecht nach verbranntem Fleisch. Überall wird gegrillt. Es sind keine Urlauber hier. Mir scheint, dass die Leute hier länger bleiben und im Ort (oder Gegend) arbeiten.

Etwas später gesellt sich ein weiterer Radfahrer aus Deutschland dazu. Er hat gerade seine 3-monatige Tour begonnen. Am Abend kommt Unruhe auf. Die Leute fahren ihre Autos unter die Bäume. Bei Rückfrage kommt heraus, dass ein Unwetter mit Hagelschauer angesagt ist. Auch ich verschiede mein bereits aufgebautes Zelt unter einen Baum. In der Nacht ist es aber ruhig geblieben.

Am Morgen ist der Himmel bewölkt, bei angenehmen Temperaturen. Auf kleinen Straßen und Radwegen fahre ich die letzten 50 km Richtung Basel. Erst über Hügel, dann hinunter ins Rheintal. In Basel besuche ich eine Freundin. Dort bleibe ich einen weiteren Tag. Wir machen eine schöne Radtour durch die Berge des nahen Umlandes.

Entlang Rhone-Rhein-Kanal und Doubs

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Jun 172013
 
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Kanal und Doubs.

65. Reisetag

3342 km

 

Am Abend um 10.30 Uhr ins Zelt verkrochen. Kaum liege ich dort, fängt im naheliegenden Restaurant die Disco an. Habe dort vorher friedlich mein Abendessen eingenommen. Oropax helfen nur bedingt gegen den Lärm. Jetzt weiß ich weshalb es keine weiteren Camper auf dem Platz gab. Nur woher wussten sie es. Die Nacht wird unruhig. Ausschlafen kann ich auch nicht. Die Morgensonne heizt das Zelt auf. Beim Frühstück versuche ich den Groll der Nacht zu vergessen. Es gelingt fast.
Beim Losfahren zieht auf der Straße ein Radrennen vorbei. In einem anderen Ort treffen sich Oldtimer.

Fahre wieder auf dem Eurovelo 6 Radweg. An der Loire befuhr ich ihn und werde wahrscheinlich Monate später darauf Richtung Schwarzes Meer fahren. Viele Wanderradler kommen mir entgegen.
Der Weg führt durch kleine Dörfer, die im Sonntagsschlaf versunken sind. Keine Menschen auf der Straße. In einem Haus könnte Dornröschen ihren Schlaf halten.

Weit kann ich schauen. Muss aufpassen, dass ich nicht ins Träumen komme. Stelle mir die Sinn-Frage. Glaube schon, dass ich auf dem richtigen Wege bin. Weiß es aber auch wieder nicht. Fernweh, Abenteuerlust, ein wenig Heimatlos sein – ziehen mich in die Welt.

Setzte mich neben einem Radler auf die Bank. Er hat mich kurz vorher überholt. Der steht nach einem kurzen Hallo auf und fährt weiter. Mache mir so die Gedanken. Ich wollte mit ihm ein wenig reden, er hatte keine Lust dazu. Würde ich auch so machen.

Verlasse die Saône am Rhone-Rhein-Kanal. Ein Lastschiff fährt gerade in Maßarbeit in die Schleuse ein.

In der Stadt Dole verbringe ich die Nacht. Eine große Hundeschau/bzw. Bewertung findet auf dem Sportplatz statt. Der Campingplatz ist mit vielen Hunden – alle Sorten – und deren Frauchen/Herrchen belegt. Hoffentlich wird die Nacht ruhig, über Tag wird viel gejault.

Vom Rollenden Hotel klingen Wanderlieder herüber. Es ist wie bei den Pfadfindern für Ältere. Gekocht wird ebenfalls zusammen.

Der nächste Tag ist wieder heiß. Erreiche den Fluss Doubs. Der Kanal führt mal in den Fluss hinein an einer Staustufe, dann verlässt er ihn wieder. Der Wechsel wiederholt sich.

Die flache Landschaft wird durch die Kalkfelsen des Jura abgelöst. Die Hänge sind steil. An der Flussschleife von Besancon führt der Kanal durch einen Tunnel, ich kann ihn diesmal begleiten. Der Abstecher in die Stadt gilt vor allem der Suche nach einem Lebensmittelgeschäft. Ist nicht einfach gewesen. Fünf Kilometer weiter übernachte ich auf einem Campingplatz.

Die Saône

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Jun 152013
 

SONY DSC63. Reisetag

3183 km

 

Nehme einiges auf mich, um Verkehrsstraßen zu umgehen – es ist diesmal ein Grenzfall gewesen. Auf Feldwegen kann ich fast den ganzen Tag an der Saône entlang fahren Der Weg ist grob geschottert, bin auf den 45 km ganz schön durchgeschüttelt worden. Da es in der Nacht heftig geregnet hatte, gibt es viele Pfützen. Auf einer Passage ist es so schlammig gewesen, dass sich die Räder festsetzten. Das bedeutet viel Anstrengung beim Schieben und wieder gangbar machen. Natürlich weiß ich auch nie, ob ich wirklich durchkomme. Es geht aber auch anders –  die letzten 20 km lege ich auf bestem Radweg zurück.

Nach dem Überqueren einer Brücke werde ich von einer Tischgesellschaft zu einem Glas Wein eingeladen. Sie nehmen am Wegesrand ihr Mittagsmenü ein.

Das Land rundherum ist noch leicht hügelig. Viele Weiden, Getreidefelder und Pappelhaine. Der durch die Luft fliegende Samen der Pappel stört fast seit meiner Abfahrt. Fahre ich mit offenem Mund, fliegt dieser hinein mit der Folge eines längeren Hustenanfalls.
Weinberge sehe ich keine mehr.

Im Gegensatz zur Rhone ist die Saône ein träger fließender Strom in seinem eigenem Bett.

Der angesteuerte Campingplatz ist fest in holländischer Hand, selbst das Personal ist holländisch. Der Preis mit 15.50 Euro ist der bisher höchste fürs Campen.

Am nächsten Morgen ist der Radweg bestens – anfangs. Dann wird der Weg kontinuierlich schlechter, bis ich das Rad durch den Matsch schieben muss. Weiche bei der nächsten Möglichkeit aus auf die Straße. Fahre nicht direkt am Fluss, sondern durch kleine Dörfer.
Schaue einer Trommelgruppe bei einer Hochzeitsfeier zu. In den durchfahrenen Städten mache ich längere Pausen am Fluss, durchlaufe die Fußgängerzone.

Am Abend bin ich der einzige Camper auf den örtlichen Platz. Trinke im nahen Restaurant ein schmutziges Bier (d.h. ich habe noch nicht geduscht). Mit einem Schweizer, der im kleinen Ort ansässig ist, habe ich mich länger unterhalten. Interessant, die Saône (in diesem Bereich) war im 2. Weltkrieg ein Grenzfluss. Die Deutschen hatten diesen Fluss in östlicher Richtung nicht überschritten. Immer wieder gelang es Flüchtlingen den Fluss zu durchschwimmen. Einige wenige Überlebende aus dieser Zeit gibt es noch.

Die Rhone

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Jun 132013
 
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Für den Notstrom ist gesorgt.

61. Reisetag

3054 km

 

Die Rhone ist ein gebändigter Fluss. Immer Staustufen und eingezwängt in Dämme. Seit einiger Zeit fahren erstmals Fracht- und Kreuzfahrtschiffe auf der Rhone. Im Unterlauf habe ich keine Schiffe gesehen. Die Schiffe fahren wohl die Saône hinauf und über den Rhone-Rhein Kanal zum Rhein.

Die Kühltürme einer Nuklearanlage harmonieren nicht ganz mit dem Mohn im Weizenfeld und dem Kirschbaum. Auf der Nordseite (es weht meist ein Nordwind) steht einsam ein Windrad. Für den Ernstfall liefert dieses wohl die Energie für das Notstromaggregat.

Im meist weiten Tal der Rhone wird viel Gemüse und Obst angebaut. Lege manchmal einen Halt an einer Kirschplantage ein. Schaue mich um ob ein Bauer in der Nähe ist und pflücke mir einige Handvoll davon. Sie schmecken erfrischend und gut.

Die große Stadt Valence erreiche ich über ein Industriegebiet. Damit verliert sie schon viele Pluspunkte. Mache am frühen Nachmittag trotzdem eine kleine Rundfahrt durch die Innenstadt. Die meisten Geschäfte haben wegen Mittagspause geschlossen. Wollte eigentlich hier übernachten, der Campingplatz liegt aber zu nahe an der Autobahn. 10 km weiter stromauf in einem kleinen Ort ist es ruhiger. Im Schwimmbad nebenan findet gerade ein Kindertriathlon statt. Schwimmen, teilweise mit Ärmchen oder Stange, Fahrradfahren und Laufen. Alle haben ihren Spaß.

Esse am Abend eine Pizza, danach gehe ich müde und früh ins Zelt. Der Wind zehrte heute an meinen Kräften. Habe wunderbar gut geschlafen, die Wärme der Morgensonne weckt mich.

Nach dem üblichen gemütlichen Frühstück geht es wieder auf den Rhonedamm. Ist ein wunderbares Gefühl in der Frische des Morgens loszufahren, mit Weitsicht über die Rhone auf die Berge. Bin mit mir und der Umwelt im Einklang – für eine gewisse Zeit. Ein wunderbares Gefühl.

Im nächsten Städtchen kaufe ich meine Lebensmittel für den Tag ein. In den mittelgroßen Orten gibt es immer einen sehr großen Supermarkt. Ist eigentlich sehr vernünftig – doch die Konkurenz fehlt. Die Lebensmittelpreise sind höher als bei uns. Mittelgroße Läden gibt es kaum.

An diesem Tag fahre ich fast nur auf guten Radwegen. Auf und unterhalb des Rhonedamms, an den Uferpromenaden durch Orte, entlang Felder und Obstplantagen (mit kleinen Kirschstopps). Sehe auf Orte und Weinberge auf der anderen Seite, ein Atomkraftwerk stört schon mal. Manchmal sieht die Rhone so aus, als fließe sie in ihrem eigenen Bett, dann gefällt sie mir.

Finde einen ruhigen Campingplatz kurz vor Vienne. Dort gibt es zwar eine Jugendherberge. Schlafe aber im Zelt so gut. Möchte meinen Schlafplatz nicht tauschen – auch nicht mit einem Hotel.

Am Morgen noch einmal auf gutem Radweg entlang der Rhone gefahren. Eine Schülergruppe kommt mir entgegen, alle vorschriftmäßig mit Warnweste. Ich überhole zwei Amerikaner auf ihrem Liegerad. Sie machen einen 5-monatigen Europabummel. Kirschplantagen sehe ich leider keine mehr.

Ohne einen Hinweis hört der Radweg nach 15 km auf. Habe die Daten des Rhoneradweges auf meinem GPS geladen. Dieser Track führt mich weiter. Zwischen Autobahn, stark befahrener Nationalstraße und Bahnschienen, nebst umfangreichen Industrieanlagen fahre ich über 25 km hinein in die Stadt Lyon. Geht wohl nicht anders. Das Fahren macht keinen Spaß und strengt an. Dort mache ich Mittagspause, zu einen Bummel durch die Stadt habe ich keine Lust. Große Städte und Fahrrad vertragen sich nicht so gut.
Die Rhone verlasse ich hier, sie schwenkt ab nach Osten zum Genfer See. Ich fahre entlang der Saône weiter Richtung Norden, erst auf stärker befahrener Straße aus Lyon heraus, danach auf einem Feldweg entlang des Flusses. Ich atme auf und genieße das Fahren wieder. Im Ort Trévoux baue ich mein Zelt auf. Kaum bin ich damit fertig gibt es einen kräftigen Regenguss bis zum Einschlafen.