4407 km
30.018 Höhenmeter
… Wald, Wald in jeder Höhenlage. Der boreale (boreas = Kälte = griechischer Gott des winterlichen Nordwinds) Wald mit seinen vorwiegend Nadel-, aber auch Birken und Pappelbäumen, entsteht auf nährstoffarmen Böden mit kurzer Vegetationsperiode. Er bedeckt auf dem kanadischen Schild riesige Flächen. Die Bäume sind kleinwüchsig.
Seit über 1000 km fahre ich durch dieses Gebiet.
Die morgendliche Frische nach dem Start ging am Mittwoch bald verloren. Hatte schlecht geschlafen. Die ganze Zeit fuhr ich gegen den Wind. Es gab verdammt viele Berge. Wofür quäle ich mich? Das macht keinen Spaß. Nach Hause möchte ich auch nicht. Stelle mir ein schönes Plätzchen unter Palmen auf einer Südseeinsel vor. Da möchte ich jetzt sein. Die Realität war aber: nur Wald um mich herum. Manchmal ein See, der munterte mich auch nicht auf.
Am frühen Nachmittag abseits in einem Provinz Park einen schönen Campingplatz gefunden. Hatte eine ruhige Ecke halb unter Bäumen direkt am Ufer eines etwas zugewachsenen kleinen Sees. Viele Kaninchen liefen herum – sonst nie eins gesehen. Zum großen Lake Superior nur fünf Minuten Fußweg. Saß dort lange auf einem Stein und beobachtete das Ufer.
Viele ausgebleichte Baumstämme waren angeschwemmt mit teilweise bizarren Formen.
Eine Familie kam an den Strand. Der kleine Junge lief in einem unbeobachteten Moment mit all seinen Sachen ins Wasser. An die Folgen konnte er noch nicht denken.
Ein Buddhist hätte es hier schwer sich den Mücken gegenüber friedlich zu verhalten. Gegen Abend kommen sie scharenweise. Mückenspray hilft nicht genügend. Im Qualm eines Feuers zu stehen ist auch nicht angenehm. Das Zelt ließ sich als übersichtlicher Raum problemlos mückenfrei halten.
Hatte besser geschlafen und bin trotz gemütlichem Frühstück um 8 Uhr losgekommen. Der lang vermisste Westwind blies mir in den Rücken. Gleich am Morgen gab es eine 15 km Strecke fast ohne Steigung. Habe keine Erinnerung mehr an ein meine letzte ebene Straße. Die Stimmung war besser. Die Mittagshitze machte mir zu schaffen. Werde am nächsten Tag noch früher aufstehen.
Eine Goldmine passte nicht ganz in diese Landschaft und wird ihr auch nicht gut tun. Es gibt mehrere in der Region.
Am Nachmittag nach 100 km den nächsten kleinen Ort White River erreicht. Dieser Ort hat wieder eine Attraktion. Hier ist die Geburtsstätte von Winnie the Pooh. Der kleine Bär wurde 1914 an den englischen Soldat Harry Colebourn verkauft. Er nannte ihn Winnipeg, daraus wurde bald Winnie. Colebourn wurde nach Frankreich geschickt. Der Bär kam in den Londoner Zoo. A.A. Milne schrieb seine Geschichte. Christopher fügte den Zusatz the Pooh hinzu.
Jedes Jahr gibt es ein „Winnies Hometown Festival“. Das ganze Jahr über kann der Stoff-Winnie erworben werden.
Hätte kostenlos auf der Gemeindewiese zelten können, mit Dusche in einer Tankstelle. Es laufen aber Bären nachts im Ort herum. Der ungestörten Nachtruhe wegen übernachte ich in einem Motel.
Am nächsten Morgen zusammen mit dem ersten Sonnenstrahl die Straße betreten. Mein Schatten fuhr eine Zeitlang vor mir, nach einer Kurve konnte ich ihn neben mich bringen. Wenn ich es geschafft hatte so früh loszukommen genoss ich die Morgenfahrt. War kraftvoll, die Bergfahrt strengte nicht an. Die Beleuchtung war wunderschön. An manchen Seen hielt ich länger an und schaute einfach. Der melodische Ruf eines Seetauchers (loon) erklang.
Um 11.30 Uhr erreichte ich bereits den nächsten 100 km entfernten Ort Wawa. Das Tagespensum war erfüllt. Die größte Wildgansskulptur Kanadas ist die Attraktion des Ortes.