Apr 282012
 

12. Reisetag

416 km

 

Die zusätzlichen Tagesstunden sind leider verbraucht. Beim Aufstehen gegen 8 Uhr gibt es schon innere Widerstände. Zum Frühstück mein restliches dunkles Brot und französischen Emmentaler gegessen. Den Kaffee lieferte das Hotel umsonst dazu.

Die Einführungsrunde in Canada hatte ich gestern mit der Rückkehr von Vancouver Island abgeschlossen. Die Tour nach Osten beginnt. Beim Verlassen von Vancouver noch die berühmte Dampfuhr angeschaut. Nach den Schildern vom TCT gesucht. Dieser versucht die verkehrsreichen Straßen zu vermeiden, was natürlich nicht immer gelingt. Heute führte mich der Trail anfangs von 50 m Höhe über einen steilen Pfad auf über 300 m Höhe. Musste zum 1. Mal das Rad schieben. Danach ging es wieder rasant herunter auf die verkehrsreiche Uferstraße in Meereshöhe. Werde mir in Zukunft die Strecke genauer anschauen, denn das war schon eine „Quäl-dich-Etappe“. Mit meinem GPS-Gerät ist die Höheneinschätzung schon möglich.

Auf der anderen Seite schlängelt sich der Weg auf wunderbaren Pfaden an Bächen entlang durch Parks mit riesigen moosbewachsenen Bäumen – wie im Urwald. Neue Bäume wachsen sehr gerne auf den Stümpfen ihrer Ahnen. Auf einer Wiese Mittagspause gemacht und dem Dressieren vom Hund zugeschaut.

Nach etwas 50 km, als ich den Fraser-River erreichte, wurde die Landschaft mit einem Mal offener. Kein Wald mehr. Vor mir lagen Wiesen, Felder und die weite Uferlandschaft. Im Hintergrund die Berge, teilweise mit Schneekuppe. Viele Reiher fischten am Ufer und immer wieder waren Wildgänse unterwegs. Die Wolken hängen tief, es fängt leicht an zu nieseln. Auf dem Uferdamm fuhr ich den Fraser-River (4 x Breite des Rheins in Bonn) hinunter um über eine Straßenbrücke auf der anderen Seite wieder stromauf zu kommen. Es roch nach frischem Holz, welches im Wasser zu Flößen zusammengebunden war.

Es ist späterer Nachmittag und ich finde nach längerem Suchen in der Stadt Maple Ridge eine Unterkunft. An der Hauptstraße – ein Best Western Hotel. Fürchterlich steril, absolut keine Atmosphäre. Kostet aber umgerechnet 80 Euro. Einen Zeltplatz gibt es hier und in der Nähe nicht. Aus der Speisekarte beim Abendessen entnehme ich, dass es in der nächsten Zeit für mich nur Veggi-Wraps oder -Burger geben wird, heute gab es Wraps.

Apr 272012
 

11. Reisetag

338 km

 

Im Zelt vor dem Aufstehen noch den letzten Tropfen vom Himmel fallen gehört – und es war auch der letzte am heutigen Tag. Der Himmel klarte auf. Der Tag wurde richtig schön.

Nach dem Frühstück konnte ich das Zelt sogar trocken verpacken. Das ist fürs unterwegs sein sehr wichtig (für die Nichtzelter). Der Weg war größtenteils die Straße, über 15 km sogar die Autobahn. Nur diese führte über den Nanaimo River. Die Ortschaft Chemainiacs, früher ein Zentrum für Sägemühlen versuchte ihren Niedergang durch Wandmalereien zu stoppen. Es ist ihnen gelungen mit vielen Wandmalereien Touristen anzulocken. Und meist trinken diese dann auch etwas im Ort.

Bei der Fahrt bemerkte ich – der Frühling kommt. Die Knospen werden an den Bäumen zu Blättern, überall Blüten am Wegesrand und in den Gärten. Abgesehen von den Schneebergen am Horizont. Diese stellen für mich aber noch keine Bedrohung dar, das kommt später in den Rocky Mountains.

Am späten Nachmittag bin ich in der Jugendherberge in Nanaimo angekommen. Habe noch einen Spaziergang durch den Hafen gemacht. Von hier aus fährt auch die Fähre morgen rüber zum Festland. Im Hafen liegen neben den vielen Jachten diesmal auch Fischerboote. Ein Seehund lässt seinen Bauch im Wasser in der Sonne bräunen. Einige Fischotter (so glaube ich) sind unterwegs. Der Lärm der Wasserflugzeuge, die ständig am Starten und Landen sind, stört ein wenig.

Und auf die Frage, wie scharf mein Currygericht sein sollte machte ich einen Fehler.

Die Nacht gut im richtigen Bett verbracht. Trotz Regenankündigung ist es heute wolkig aber trocken. Die Fährfahrt war auf dem Deck sehr windig. Auf der Küstenstraße 25 km nach Vancouver geradelt und in dem Hotel meiner Ankunft eingescheckt.

 

Apr 252012
 

9. Reisetag

225 km

 

Der Regen prasselt. Ununterbrochen – seit gestern. Das auf wenige Bedürfnisse reduzierte Leben wird schwieriger. Meine Organisation ist (noch) nicht gut. Immer etwas suchen in den 4 Taschen und das im kleinen Zelt. Es gibt einen Ruheraum auf dem Platz. In diesem kann ich am Morgen meinen Kaffee kochen. Das Müsli mit Milchpulver und Wasser schmeckt vorzüglich.

Auf dem Zeltplatz steht nur mein kleines Zelt. Daneben jede Menge Großraumwohnwagen. Ungerecht – alle zahlen den gleichen Preis für ihren Standplatz.
Gegen Mittag nieselt es nur noch und ich mache mich wetterfest radfertig. Fahre mit der Fähre auf die Insel Salt Spring Island. Ohne Gepäck. Ich fliege fasst die Berge hoch. Teils an der Küste lang, aber immer rauf und runter geht die Rundtour um den Nordteil der Insel. Zahme Rehe laufen frei herum, lassen sich fast streicheln.
Am Abend habe ich ein unerwartet leckeres Currygericht im Restaurant gegessen.

In den bisher durchradelten Gebieten gibt es viel Wald und überall stehen Häuser. Es sei denn das Gelände ist unwegsam. Es gibt keine eindeutigen Grenzen zwischen den Ortschaften und dem Umfeld. Die Orte wirken dadurch für mich riesig oder ich kann kein Außerorts feststellen. Ob es wohl eine Bau- und Raumordnung gibt?

 

Apr 242012
 

 

8. Reisetag

172 km

 

Wieder geschafft. Um 9.30 Uhr an der Fähre angekommen, vorher 25 km über die Straße geradelt. Es ist ziemlich bergig hier und das Gesamtgewicht von Fahrrad, Gepäck und mich von ca. 120 kg macht sich bei den Anstiegen ganz schön bemerkbar. Abspecken kann leider nur ich, arbeite dran.

Nach 15 km bin ich auf dem Trans Canada Trail – im weiteren TCT. Wählte eine Abkürzung via Fähre, um weitere Berge zu sparen. Hatte großes Glück, eine Holzbrücke, die nach meiner vorliegenden Beschreibung abgebrannt war, ist seit 6 Monaten wieder befahrbar. Spare so 10 km Straßenumweg.

Diesmal ist der Trail eine alte Eisenbahntrasse befestigt als Feldweg, meist gut befahrbar, hin und wieder holperig oder matschig. Gigantisch sind die Holzbrückenkonstruktionen über die Flüsse. Der Weg führt durch unberührte meist einsame Natur. Das Umfeld ist einfach nicht zu beschreiben oder auf Fotos wiederzugeben. Manchmal habe ich das Gefühl einen Zauberwald zu durchfahren. Mit Moos und Flechten überzogene große Urwaldbäume, viele Farne. Zwischen den Bäumen einen Blick auf den Cowichan Creek (Fluss). Ganz vereinzelt kommt mir Fahrradfahrer entgegen. Es ist ein großartiges Gefühl hier durchfahren zu können und ich weiß weshalb ich unterwegs sein möchte.

Nach 75 km sollte eigentlich der Campingplatz kommen, leider nicht mehr vorhanden. Zum Glück kam auf einer Querstraße ein Auto vorbei um mir weiterzuhelfen. Der nächste Platz 2 Meilen die Straße entlang, direkt am Fluss, leider bergig. Das letztere stimmte, die 2 Meilen wurden zu 6 km und dann ging es steil bergab. Die Höhe, die der TCT als alte Eisenbahnstrecke mit langsamer Steigung erklommen hatte war dahin. Der Zeltplatz unten am Fluss war geschlossen. Hatte keine Wahl und war damit auch der einzige Gast in der Einsamkeit. Es gab eine Handwasserpumpe. Hier verbrachte ich meine erste Zeltnacht. Vorbeugende Bärenabwehrgeschichten gingen mir durch den Kopf. Entsprechenden Spray ausgepackt, gekocht 50 m vom Zelt (schmeckte furchtbar, Nudeln mit langweiligster Tomatensoße). Werde mir in Zukunft Outdoor-Fertiggerichte besorgen, die durch Wasserzusatz ein schmackhaftes Essen ergeben sollen. So steht es wenigstens auf der Packung. Nach dem Pumpenwaschen alle Ess- und Waschsachen in die Tasche. Diese per Seil auf den Baum gezogen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit so um 21 Uhr dann ins „Bett“. Die Nachtgeräusche waren nicht besorgniserregend. Habe relativ gut geschlafen. Nur die 50 cm Breite Luftmatraze ist noch gewöhnungsbedürftig. Am Morgen Kaffee gekocht und Müsli gegessen – diesmal hat es vorzüglich geschmeckt.

Da ich tief unten im Tal war wollte ich nicht den gestrigen Weg zurückfahren. „Quäl dich“-Etappen wird es noch genug geben. Bin die River Botton Street weitergefahren, die wiederum alles andere als eben war und nach 15 km auf den TCT gestoßen. Dieser machte wegen den Steigungen einen weiten Bogen und war wieder abwärtsgehend. Bald hörte die alte Eisenbahntrasse auf. Auf der Straße fuhr ich bis zu einem Zeltplatz an der Küste mit WiFi, warmer Dusche und Essen im Ort. Sobald ich das Zelt aufgebaut hatte fängt es beständig an zu Regnen.