2394 km
Etwas Wehmut kommt auf. Ich verlasse die Rocky Mountains. Noch intensiver die Natur zu sehen, zu erleben ist kaum möglich. War es der Höhepunkt meiner Reise oder nur einer?
In den Wilderness Hostels hatte ich am Abend Gesellschaft. Diese werde ich in der nächsten Zeit nicht haben. Ich verlasse eine beliebte Reiseroute.
Die Wolken hingen am Morgen tief unter den Bergen. Ich fuhr los. Es regnet viel an diesem Tag. Die Straße folgte dem Athabaska River, der weit über die Ufer getreten war. So verließ ich die Rocky Mountains. Immer mal ein Blick zurückwerfend.
Viele Seen waren zu sehen, manche hatten trotz des Regens ihre Türkisfarbe erhalten.
80 km weiter in Hilton ist die Einfahrtsstraße wie fast in jeder Stadt. Motels, Tankstellen und große Verkaufshäuser. Der Stadtkern ist schwer auszumachen. Ich übernachtete in einem Motel.
In Hilton gibt es ein Bibergebiet. Da wollte ich hin, um den Biber zu sehen.
Der Biber wurde mir vor ca. 30 Jahren als Namenstier zugeordnet.
Er baut seine Burg in einem Teich aus einem Haufen Holz und Lehm. Der Eingang ist unter Wasser. Der Teich ist von ihm gestaut, damit der Eingang immer unter Wasser bleibt. Als Vegetarier ist er gerne Blätter von jungen Bäumen. Aktiv ist er am Abend und Morgen.
Abends besuchte ich ihn. Er war anwesend.
Am Morgen schien die Sonne. Ein Blick zurück zeigte noch einmal am Horizont die Schneeberge. Der Wind stand günstig. Ich kam auf dem breiten Highway mit wenig Verkehr schnell voran. Die Landschaft war abwechslungsarm: Wald.
Der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage nur Regen vorausgesagt. Ich entschied, bei der nächsten Möglichkeit die Bahn zur Weiterfahrt nach Osten zu nehmen. Im Ort Edson angekommen fand ich auch den Bahnhof. Alles war zu, Güterwagen standen herum. Neben dem Bahnhof war eine Tagesstätte, da fragte ich nach. Die Hilfsbereitschaft war groß. Für mich wurde telefoniert und reserviert. Der Zug kommt am Abend und wird für mich halten.
Bin noch einmal um die Ecke zum Bahnhof gegangen um zu sehen wie man an die Gleise kommt. Ein Bahnarbeiter sagte mir, er hätte noch nie einen Personenzug hier halten gesehen.
Den Nachmittag konnte ich in der Tagesstätte verbringen. Der Ort bot nichts, was ich hätte sehen mögen. Ich wurde von der Mitarbeiterin nach Hause zum Abendessen eingeladen. Die Zeit bis zur Zugankunft war interessant überbrückt.
Der Zug hielt um 20 Uhr. Mein Fahrrad kam in den Gepäckwagen. Ich nicht weit entfernt auf einen Sitz. Die Zugfahrt war von mir eingeplant gewesen, nur 200 km später in der Stadt Edmonton. Am nächsten Tag werde ich wohl 1000 km weiter im Osten ankommen, in der Provinz Saskatchewan. Mitten in der Prärie.
Die Überlandstrecken der Bahn sind in Kanada eingleisig mit Ausweichsabschnitten für den Gegenverkehr. Entsprechend häufig muss auf den Gegenzug gewartet werden. Die Güterzüge dominieren. Bis zu fünf Diesellokomotiven ziehen die kilometerlangen Waggonreihen. Container sind übereinander gestapelt. Oberleitungen gibt es nicht.