129. Reisetag
6122 km
Von Medias aus unternehmen wir einen Tagesausflug zur Kirchenburg in Meschen. Wir haben das Glück im Garten neben der Kirche die Frau mit dem Kirchenschlüssel zu treffen. Sie gibt uns ausführliche Erklärungen zur Geschichte der Kirche in Deutsch. In diesem Ort wohnten einst bis zu 2000 Siebenbürger Sachsen, übrig geblieben sind neun.
Der Aufbau der Kirchenburgen scheint ähnlich zu sein. Eine äußere kleine Mauer bietet Raum für das Vieh, die innere hohe Mauer mit Wehrtürmen schützt die Menschen, Kirche und Vorräte in Fall eines Angriffes. Auch hier wurden Mauern abgetragen um Baumaterial für die deutsche, heute rumänische Schule zu erhalten.
Im Speckturm wurde der Speck sicher vor Überfällen aufbewahrt. Heutzutage werden in diesem Verköstigungen mit Speck, Wein und Schnaps für angemeldete Besuchergruppen durchgeführt. Die damalige Verwaltung hatte im inneren Bereich der Mauer eigene Räume. Heute sind hier wie auf dem Wehrgang alte Gebrauchsgegenstände ausgestellt.
Wir können auf den Kirchturm steigen und stehen vor den großen Glocken. Durch die Lucken haben wir einen weiten Überblick aufs Dorf und Land.
So eine Besichtigung ist ein Eintauchen in die Geschichte. Ich stelle mir die Frage, wie im 13. Jahrhundert die Besiedlung erfolgte. Ca. 1500 km auf Pfaden und Wegen zurückzulegen und dann in einem Wald anzukommen um sich niederzulassen ist eine gigantische Aufgabe.
Wikipedia erläutert verschiedene Vermutungen der Einwanderung.
In Deutschland war es die Zeit des Heiligen Römischen Reiches und der Kreuzzüge.
Eher als Legende wird angenommen, dass die Siedler wegen Hungersnöte und Seuchen (beides gab es damals) sich aus eigenem Antrieb auf den Weg gemacht haben.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Siedler angeworben wurden und in mehreren Schüben nach Siebenbürgen ausgewandert sind.
Die wahrscheinlichere Theorie sieht den Ursprung der Besiedlung in den Kreuzzügen. Durch diese kamen genau die Volksgruppen, die in der Siedlergemeinschaft nachgewiesen wurden, auf ihrem Landweg ins Heilige Land an der Donau durch Ungarn und südlich der Karpaten entlang. Ein Teil der Kreuzzügler (die ja zum Großteil nicht aus Rittern, sondern aus dem einfachem Volk bestanden) sind auf dem Hinweg durch Angebote des ungarischen Königs dazu bewogen worden, sich aus dem Zug zu lösen und ihr Glück in Siebenbürgen zu versuchen.
Soweit der geschichtliche Rückblick.
Wir verbringen eine weitere Nacht in Medias und fahren am nächsten Morgen auf Nebenstrecken zur nächsten Kirchenburg in Birthälm. Schon vom Weiten ragt diese in den Himmel, fast wie Schloss Neuschwanstein im Allgäu. Als UNESCO Kulturerbe ausgezeichnet, ist sie Ziel vieler Besucher, die mit Bussen einreisen.
Wir finden eine Unterkunft hinter der ersten Kirchenmauer im Gästehaus Dornröschen. Sie gefällt uns. Wir beschließen den nächsten Tag hier zu verbringen. Am späten Nachmittag machen wir einen Rundgang durchs Dorf. Ein gutes Essen mit einer Flasche Wein erhalten wir am Abend im örtlichen Touristenrestaurant.
Am nächsten Vormittag besuchen wir die Kirchenburg auf ihrem Hügel. Ein Rundgang um die Kirche und ihre Innenbesichtigung ist möglich, Türme und Wehrgänge sind verschlossen.
Die Schöne-Wetter-Zeit ist beendet. In der Nacht und am Morgen regnet es. Bei unserer Abfahrt ist es trocken, unterwegs gibt es einen leichten Schauer. Über holperiger Nebenstraßen und befahrener Hauptstraße geht es in die größere Stadt Sighisoara/Schäßburg.
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