7537 km
Den ersten Abend in Bulgarien verbringe ich in einer Bucht am Schwarzen Meer im kleinen Ort Balcik. Da wo die Touristen Urlaub machen. Nur es sind keine da. Gelockt hat mich das schöne Wetter, einfach auf der Terrasse eines Hotels sitzen zu bleiben und mich von der Sonne wärmen zu lassen. Dabei schaue ich auf das ruhige Schwarze Meer. Eigentlich wollte ich noch 50 km weiterfahren. Das wird erst am nächsten Tag geschehen.
Den Vormittag verbrachte ich auf der Europastraße, die von Rumänien über Bulgarien und weiter in die Türkei geht. Nur dort heißt sie nicht mehr so. Autos fuhren nur vereinzelt an mir vorbei, die Straße war gut, die Landschaft langweilig. Auf beiden Seiten der Straße liegen die endlos großen Felder. Es gibt noch weniger kleinere Parzellen als in Rumänien.
Nach einem Bericht im Internet (Dez. 2012) vereinnahmen in Bulgarien zwei Prozent der Empfänger rund 50 Prozent der gesamten Flächenprämien der EU. Mit anderen Worten, Großbetriebe werden mit Brüsseler Subventionen weiter gemästet.
Einen Streifen Meer sah ich nur in der Ferne in der Sonne glitzern. Der Wind hat sich gegenüber gestern um ca. 45 Grad auf Nordwest gedreht. Anfangs schob er mich von schräghinten, nach einer Richtungsänderung der Straße drückte er von vorne gegen mich.
Nach ca. 50 km verlasse ich die Hauptstraße und fahre auf kleiner Straße hinunter zur Küste. Der steile Hang besteht aus weißem Kalk. Ca. 100 m geht es hinunter. Das Umfeld und meine Stimmung ändern sich. Die Sonne scheint warm, das nahe Meer ist türkisblau. Ich bekomme Urlaubsgefühle. Und wo es schön ist gibt es Touristen, nur nicht zur Zeit. Mit ihnen ist meist ein gewisser Komfort verbunden. Die Speisekarte ist auf Englisch, das Essen gut. Von meinem Hotelbalkon (erste Reihe) schaue ich aufs Meer. Ich genieße den sonnigen Nachmittag.
Mein Frühstück nehme ich am nächsten Morgen auf der Terrasse ein, es ist bereits warm. Die Weiterfahrt erfolgt direkt am Meeresufer auf einem befestigten Damm – die ersten vier Kilometer. Danach ist die Brandung stärker gewesen als die Bauplaner vermutet hatten. Die Straße ist unterspült und der Beton gebrochen. Ich muss aber nicht zurückfahren. Ein steiler Weg schlängelt sich 80 m in die Höhe und erreicht eine befestigte Straße. Bergrauf und -runter geht es im sicheren Abstand zum Meer weiter zur Europastraße. Unter mir liegen am Ufer große Hotelkomplexe. Da hatte ich Glück, im Ort der vergangenen Nacht sind die Bauten überschaubar gewesen.
Eine weitere Ferienlandschaft liegt unter mir. An einer Stelle ist der Steilhang mit Häusern und Straße ins Rutschen gekommen. Fußgänger und Fahrradfahrer können jedoch passieren.
Die Strecke an diesem Tag ist nicht weit. Am frühen Nachmittag erreiche ich die große Hafenstadt Varna. Suche mir ein Hotel und durchstreife die Stadt. Es gibt eine alte römische Therme, eine Fußgängerzone mit den Kettenländen und eine große Kirche. Und bestimmt noch viel mehr sehenswertes, aber um 5 Uhr nachmittags wird es bereits dunkel.
In Bulgarien wird kyrillisch geschrieben. Die Ortsnamen stehen in lateinischer Schrift darunter. Mit der Orientierung im Ort ist es schwieriger. Die Straßennamen sind nur kyrillisch, auf meinem Stadtplan stehen sie in lateinischer Schrift.
Auch mit dem Essengehen ist es nicht so einfach. Die Speisekarten sind für mich nicht lesbar. Zum Glück ist das Wort Pizza international.
Die Zahl der freilaufenden Hunde hat sich schon bald nach der Grenze deutlich reduziert. Ich werde kaum noch angebellt.
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