Mrz 202017
 

Die Loren wurden per Schiene und Seil hinunter ins Tal gelassen.

159. Reisetag

3198 km

 

Westport, die dritte Stadt an der dünn besiedelten Westküste ist durch Kohle reich geworden, die anderen zwei durch Gold. Letzteres gibt es schon lange nicht mehr. Der Kohleabbau erfolgt noch auf geringem Niveau und hat gerade einen Rückschlag erlitten. Die staatliche Mine entließ wegen des geringen Weltmarktpreises für Kohle 1200 Arbeiter. Als Folge davon ist die Einwohnerzahl Westports deutlich gesunken.

Wir besuchen eine ehemalige Kohlemine auf dem Denniston Plateau in 600 Meter Höhe. Mit dem Auto ist das Hinkommen einfach, mit dem Rad hätten wir diese Tour nicht unternommen. Seitdem wir nicht nur zweirädrig unterwegs sind, wandern wir deutlich mehr. Zur Freude von Marie.
Beschildert und gut ausgebaut für Besucher ist unser Gang durch das alte Minengelände, einst Neuseelands größte Kohlenmine. Die Besichtigungsfahrt in die alte Mine ist leider aus verschärften Sicherheitsgründen (seit kurzem) nicht mehr möglich. Beeindruckend ist wie der Transport der Kohle mit der eigens konstruierten Denniston Incline hinunter ins Tal damals erfolgte. Die volle Lore auf Schienen und gehalten von einem Seil wird einen 45-Prozent Gefällehang hinuntergelassen. Durch das Seil wird gleichzeitig, auf einer parallel verlaufenden Schiene, eine leere Lore hinaufgezogen. Das Bremsen des Seils bei voller Last war der schwierigste Teil der Technik.

Dieser Besuch im Umfeld ist für uns das spannendste an der Stadt. Kleinere Städte in Neuseeland ähneln sich. Eingeschossige Häuser, Läden und Restaurants sind konzentriert in der Einkaufsstraße mit überdachtem Bürgersteig.

Mit dem verlassen von Westport und damit der Westküste schleicht sich das Gefühl ein, dass unser Neuseelandaufenthalt langsam zu Ende geht. Viel schwieriger für uns wird unser Abschiednehmen sein. Am 6. April fliegt Marie zurück nach Deutschland und ich weiter nach Australien. Uns bleiben noch drei Wochen.

250 Kilometer weiter östlich in Motueka, am Rande des Abel Tasman Nationalparks ist unsere nächste Bleibe. Der Parkbesuch ist mit einem mehrtägigen „Great Walk“ auf dem 51 Kilometer langen Track entlang der Küste möglich. Wir reduzieren ihn auf einen Tagesausflug. Ein Boot setzt uns in einer Bucht ab, wir wandern und werden von diesem am späten Nachmittag an einer anderen Stelle wieder abgeholt. Der Track führt durch urtümlichen Küstenwald, immer wieder mit Blick auf das türkis-schimmernde Meer und sandigen Buchten – ein schöner Ausflug.

Am nächsten Tag fahren wir fast zum Nordzipfel der Südinsel in die Golden Bay. Zunächst über kurvenreiche Straße auf den fast 800 m hohen Takataka-Hill. In der Höhe erkunden wir die Nagura-Cave mit Führung, eine Tropfsteinhöhle mit alten Gerippen vom ausgestorbenen Laufvogel Moa. Dieser hatte keine Feinde im menschenleeren Neuseeland, deswegen wohl keine Angst und war leichte Beute für die ersten Menschen, die das Land besiedelten.

Im kleinen Küstenort Pohara hat Marie unsere Unterkunft via Airbnb gebucht. Wir wohnen für zwei Nächte in einem großen Hauszelt, umgeben von einem wunderschönen Garten mit Outdoorküche und Kompostklo. „Pee at the tree, poo in the loo“. Darauf kommt Sägespäne und stinkt nicht.
Das Wetter ist bestens, wir genießen das Gartendasein und machen mit dem Rad einen Ausflug zu einem Wasserfall.

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