18.072 km
Nach einem miesen Frühstück im Touristenhostel mit Spiegelei und trockenem Brötchen startet die morgendliche Fahrt Richtung Küste. Anfangs an Reisfeldern in Flussniederungen entlang. Der Büffel zur Feldbearbeitung wird bereits durch kleine Traktoren abgelöst, die die unter Wasser stehenden Felder bearbeiten. Die Karstfelsen verschwinden so allmählich, die Landschaft wird hügelig und ist mit Kautschukplantagen und Maniokanpflanzungen bewachsen. Nach ereignislosen 45 km erreichen wir die Fluss- und Hafenstadt Dong Hoi. Nahe der Uferpromenade finden wir eine recht gute Unterkunft.
Beim nachmittäglichen Spaziergang entlang des Flusses sehen wir im Wasser kleine Hütten stehen. Von ihnen aus werden große Netze in den Fluss gesenkt. Wenn der Fisch Pech hat und beim Heben gerade darüber schwimmt wird er gefangen. Aber nur wenige von ihnen trifft dieses Unheil. Der kärgliche Fang wird mit kleinen runden Booten aus dem Netz geholt. Rund um die Markthallen werden Gemüse, Fisch, Fleisch und Obst auf kleinen Verkaufsflächen auf dem Boden angeboten. Etwas Fleischloses für unsere Sättigung zu finden ist wiederum nicht einfach.
Wir bleiben zwei weitere Tage in der Stadt. Machen am nächsten einen Radausflug über die Flussbrücke an die verlassene, durch die verschlossenen Buden trostlos wirkende Meeresküste. Am zweiten Tag fehlt Marie die Energie und Lust zum Weiterfahren. Das ist gut so, ab Mittag setzt ein heftiger Regen und Sturm ein.
Der nächste Morgen ist trübe und auf den ersten Kilometern noch trocken. Der einsetzende Regen veranlasst uns die Hauptstraße zu wählen anstatt die 20 km längere und hügelige Nebenstrecke. Nervend ist das ständige Gehupe, fast so extrem wie in Indien. Für diesen Lärm gibt es immer Gründe. Man ist im Recht oder im Unrecht. Gehupt wird weil man schnell ist und der andere langsam, oder weil man das größere Fahrzeug hat oder einfach gerne hupt. Weil so viel gehupt wird kümmert sich wiederum keiner um das Hupen, was wiederum ein weiteres Hupen veranlasst.
Am späten Nachmittag erreichen wir das kleine Küstendorf An Duc. Wir machen den Fehler die erstbeste Unterkunft am Ortseingang zu nehmen. Wir sind durchgefroren, nass und müde und wählen so eine etwas zu schäbige Unterkunft.
Wir befinden uns in der ehemaligen entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südvietnam. Ausgerechnet in dieser fanden die heftigsten Kämpfe der Amerikaner gegen die Vietcong statt. Zum Schutze der Bevölkerung wurde ein ausgeklügeltes Tunnelsystem geschaffen um eine Überlebenschance zu haben – die Tunnel von Vinh Moc. In diesen war ich vor drei Jahren bei meinem Vietnamaufenthalt gewesen. Aus Zeit- und Wettergründen besuchen wir sie dieses Mal nicht. Die Entfernung zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit beträgt 100 km. Ab dem zweiten Tag soll es für weitere vier Tage heftig regnen und wir möchten nicht länger an diesem Ort bleiben.
Trockenen Reifens verbringen wir den folgenden Tag auf dem Fahrrad. Wir durchfahren eine wunderschöne Landschaft auf verkehrsarmen Straßen. Anfangs durch Dünen mit Kiefernbewuchs und vielen Fischzuchtbecken, dann durch weite Flussniederungen mit unter Wasser stehenden Reisfeldern. Noch werden diese nicht bepflanzt. Sie bieten aber Entenscharen ein (noch) angenehmes Lebensumfeld. Wasserbüffel weiden auf ihnen, Fischreusen liegen aus und manchmal wird mit Batterien auf dem Rücken von Booten aus elektrogefischt.
Bemerkenswert sind hunderte von Tempeln am Straßenrand, große und kleine. Oft dicht nebeneinander. Grabanlagen sehen wir in Felder stehen, aber auch gehäuft an und in den vielen Wasserflächen. Viele Gräber haben die Form von Schiffen oder kleinen Rundbooten.
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