787. Reisetag
24.091 km
Jetzt bin ich mitten drin, in der Regenzeit. Morgens früh aufgestanden um Yangon zu verlassen – es gießt. Ich warte zwei Stunden bis es weniger wird und es bleibt bis zum Nachmittag trocken. Auf vielbefahrener Straße verlasse ich die Hauptstadt. Sehr unangenehm ist das dichte Vorbeifahren der Autos und Mopeds, auch bei freier Straße. Fast alle Autos haben trotz Rechtsverkehr das Steuer auf der rechten Seite. Es sind wohl Importe aus Thailand mit Linksverkehr. Die Tagesetappe von 85 km geht durchs flache reis- und grasgrüne Land zur alten Hauptstadt Bago. Die 500 Jahre alte Pracht zeigt sich wieder in Pagoden und Buddhas. Vier ca. 30 m hohe Rücken an Rücken sitzenden Buddhas schauen in die vier Himmelsrichtungen. Es gibt einen alten 55 m langen liegenden Buddha in einer Halle und einen neuen 90 m langen im Freien. Eine Pagode ist besteigbar, aber nur Männer dürfen hinauf. Viele weitere stehen im Umfeld. Damit nicht genug. In neuerer Zeit ist die höchste Pagode des Landes mit 114 m dazu gekommen.
Die Nacht ist verregnet, am Morgen nieselt es fein. Ich durchfahre eine weite Flussebene. Auf den unter Wasser stehenden Feldern wird gearbeitet. Traktoren gibt es kaum, Ochs und Büffel ziehen die Pflüge. Männer bündeln die jungen Reissetzlinge zum Pflanzen auf den Feldern.
Anfangs fahre ich auf der Hauptstraße, dann auf Nebenstrecken. Es wird hügelig, die Teerstraße hört auf. Matschlöcher umfahre ich, später geht auch das nicht mehr. Ich muss schieben. Es gibt nur noch eine Motorradspur. Ein Auto ist hier schon lange nicht mehr gefahren. Die Temperatur steigt auf fast 40 Grad bei bedecktem Himmel. Zum Umkehren ist es bereits zu spät. Bis zum nächsten Ort sind es noch 25 km. Mühsam auf einem Hügel angekommen werde ich von freundlichen Menschen in ein Haus eingeladen. Es ist eine größere Hütte aus Bambus mit Fächerpalmenblätterdach. Ich bekomme Wasser gereicht und etwas zu essen. So langsam kommen meine Kräfte zurück.
Es fängt an zu regnen. Wie soll ich auf dem tonig-matschigen Weg vorankommen? Fahren ist nicht möglich. Ich kann nur schieben, den Berg runter und rauf. Das Rad und ich stützen uns gegenseitig um nicht auszurutschen. Es ist verdammt anstrengend. Ich halte bereits Ausschau nach einem leerstehenden Unterstand um dort die Nacht zu verbringen. Außer Kautschukplantagen ist aber nichts in dieser dünnbesiedelten Gegend. Und dann ist der Weg zu Ende. Die Brücke über einem Fluss wird erneuert. An ihr wird gearbeitet, aber ein hinüberkommen ist nicht möglich. Ein Durchqueren scheint mir bei der Wassermenge, Strömung und Breite nicht möglich. Die Jungs vom Brückenbau machen mir Mut. Ich habe keine Wahl. Sie tragen mein Gepäck, das Rad und einer nimmt mich an die Hand. Das Wasser ist tief, teilweise reicht es mir bis zum Ellenbogen, die Strömung zum Glück nicht so stark wie sie aussieht. So erreiche ich das andere Ufer. Das Hindernis ist überwunden. Der schlechte Weg bleibt. Es sind noch 15 km bis zum nächsten Ort. Nur selten kann ich radeln, muss weiter schieben. Mein Körper hat wohl ein Depot für die letzten Kräfte, denn die normalen sind längst verbraucht. Elf Stunden bin ich für die 95 km unterwegs, davon wohl 10 km schiebend. Ein unerwartet anstrengender Tag. Kaum erreiche ich meine Unterkunft fängt es eimerweise an zu Regnen. Glück gehabt.
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