Die Wege der Traveller – außerhalb von Bali – führen nach Yogyakarta. Eine Stadt in der Mitte der Nachbarinsel Java mit Sehenswürdigkeiten darin und rundherum. So auch der unsere.
18 Stunden dauert die Busfahrt dorthin. Früh um 6 Uhr kommen wir an. Bis zum Einschecken in der gebuchten Unterkunft haben wir Zeit uns einen kleinen Überblick der Örtlichkeiten zu verschaffen und gelangen direkt zum im Zentrum der Stadt liegendem Sultanspalast. Zusammen mit Schulklassen und Kindergartengruppen besuchen wir ihn. Eine weiträumige Anlage mit Gebäuden meist aus dem Anfang des 20 Jahrh. und Museumsstücken von Sultanskutschen bis zu älteren Fotoapparaten. Ein buntes Sammelsurium und nur bedingt interessant.
Ganz anders das in der Nähe liegende Wasserschloss „Taman Sari“. Von den aus der Mitte des 18. Jahrh. alten Gebäuden sind der restaurierte Badeplatz und eine unterirdisch Moschee übrig geblieben.
Mit einer Fahrradrikscha wollen wir uns zurück zum Hotel bringen lassen. Der Fahrer, ein alter Mann, bewegt sich mit uns als schwere Last auf schlechtem Rad nur mühsam voran. Ein ungutes Gefühl entsteht – das ahnte ich bereits beim Einsteigen. Nach kurzer Fahrt steigen wir vorzeitig aus, bezahlen das Doppelte vom vereinbarten Preis und laufen. Die Rikscha ist wahrscheinlich nicht seine eigene, dafür muss er noch Miete zahlen.
Yogyakarta ist eine bunte Stadt. Wohin wir auch schauen, Straßenkunst überall. Sie bringt Farbe in manche triste Gasse.
Ein Tag ist der Shoppingmeile in der Malioborostraße gewidmet. Ein kleiner Laden, bestückt mit Kleider, reiht sich an den nächsten. Das Sortiment unterscheidet sich kaum. Es ist nun einmal so, Klamottenläden haben eine magnetische Anziehung. Nicht für mich. Ich sitze wartend auf einem Hocker während Marie stöbert.
Oft werden wir angesprochen, woher wir kommen. Die weitere Unterhaltung erfolgt sogar in gutem Deutsch. „Ich habe einen Bruder/Freund in der oder der Stadt usw.“ Jedes Mal endet das Gespräch mit dem Vorschlag ein Batikfestival zu besuchen, das gleich um die Ecke stattfindet. Beim ersten Mal lassen wir uns noch in einen Ausstellungsraum mit Batikkunst führen, bei den weiteren outen wir uns als Kunstbanausen. Das wird direkt verstanden.
Die zwei wichtigsten Sehenswürdigkeiten, ausgezeichnet als Unesco Weltkulturerbe, liegen außerhalb der Stadt. In einer eintägigen Mopedtour besuchen wir Prambanan, eine der größten hinduistischen Tempelanlagen Südostasiens, erbaut im 9. Jahrh. Der 47 m hohe Haupttempel ist dem Gott Shiva gewidmet, zwei etwas kleinere den Göttern Brahma und Vishnu. Drei weitere sind den Reittieren dieser Götter zugeordnet mit Kuh (Shiva), Schwan (Brahma) und Vogel-Garuda (Vishnu). Der Garuda ist auch das Wappentier Indonesiens. Rundherum Steinhaufen.
Etwas entfernt vom Hauptkomplex steht in einem Trümmerfeld der Seva-Tempel. Er soll der unvollendete tausendste Tempel sein. Den darin gefundenen Schriften nach ist es ein buddhistischer Tempel.
Rund 42 km nordwestlich von Yogyakarta liegt das größte buddhistische Monument der Welt – Borobudur. Dieses besuchen wir in einer zweitägigen Tour. Nach unserer Ankunft fahren wir zunächst zur naheliegenden Chicken Church, einem Gebetshaus in Form eines Huhns. Es steht auf einem Hügel mitten im Grünen. Vom besteigbaren Hühnerkamm haben wir eine weite Sicht auf das Umfeld.
Noch in der Dunkelheit des nächsten Morgen besuchen wir den Sunrise-Point. Natürlich sind wir nicht alleine. Ein Platz mit Sicht ins Tal und diversen Selfiepodesten. Der Sonnenaufgang findet hinter Wolken statt. Aufsteigende Nebel über dem Tal mit dem Kegel des Vulkan Merapi im Hintergrund versetzen uns in eine besondere Stimmung.
Bereits um 6.15 Uhr stehen wir vor dem gerade öffnenden Gate des Borobudur-Tempels. Oh Schreck, Horden von Menschen mit uns. Wir haben nicht auf den Wochentag geachtet. Es ist Sonntag, der Ausflugstag vieler Indonesier.
Die riesige buddhistische Tempelanlage steht als gewaltige Stufenpyramide mitten im Dschungel mit dem Grundriss eines Mandalas. Erbaut wurde das Monumentalwerk im 9. Jahrhundert von den Sailendra, den buddhistischen „Herrschern der Berge“. Viel mehr weiß man nicht über die Entstehung der Anlage. Sie ist in drei Ebenen gegliedert. In der Mittleren zeichnen Hunderte in Stein gemeißelte Reliefs den Lebensweg Buddhas nach. In der oberen blicken 72 Buddha-Statuen aus perforierten Stupas in alle abgehenden Richtungen. Die untere Ebene liegt unter dem Bauwerk und ist nur an einer Seite freigelegt.
Der Besuch der obere Ebene löst in mir fast aggressive Reaktionen aus. Ich befinde mich in einer Art „Selfiedrom“. Vor jeder der vielen Stupas, Einzelne oder Gruppen, die sich mittels Stange ablichten. Dauernd werde ich gefragt mich dazu zu stellen.