236. Reisetag236. Reisetag
5317 km
Outback-light erlebe ich mit einer organisierte Tour in den Mungo-Nationalpark. Dieser liegt 120 Kilometer abseits meiner Route in einer Halbwüste und ist über Schotterstraße zu erreichen.
Das besondere in diesem Park sind archäologische Funde. Entdeckt wurden die Skelette der Mungo Lady und des Mungo Man mit einem Alter von etwa 40.000 Jahren. Sie sind die ältesten bekannten menschlichen Überreste in Australien und legen Zeugnis ab für die jahrtausendealte Entwicklungsgeschichte der Aborigines.
Am Ufer eines der ausgetrockneten Seen in dem Park wurden zudem im Lehmboden rund 20.000 Jahre alte Fußspuren von Frühmenschen gefunden. Die Replikate sind im Besucherzentrum zu bewundern. Die Gerippe werden nur in Schautafeln erwähnt.
Die Hauptattraktion für uns Besucher ist ein Dünenhalbkreis, den 30 Kilometer langen „Walls of China“, der sich an der Abbruchkanten des trockengefallenen Lake Mungos gebildet hatte. Aus dem Dünensand ragen verfestigte Lehmhügel als Kegel mit bizarren Formen.
Bei diesem Besuch wird mir die Tragik der Aborigines besonders bewusst. Jahrtausende lebten sie mit ihren Gesetzten im Einklang mit der Natur – bis die Siedler kamen – und ihr Leben zerstörten. Erst 2008 entschuldigte sich die Regierung für die an den Aborigines begangenen Gräueltaten.
Meine Weiterfahrt erfolgt zunächst auf Teerstraße nach Wentworth. Ich erfahre, dass der Murray gar nicht der längste Fluss des Landes ist. Der Darling-River, der im Ort an einer langgezogenen Lagune in den Murray mündet ist 200 Kilometer länger.
Am nächsten Morgen beginnt die eigentliche Outback-Fahrt. Kein Ort in den nächsten 160 Kilometern, davon gut 140 auf Dirt-Road. Wasser soll es in einem Regenwassertank am 70 Kilometer entfernten Lake Victoria geben. Trübes Flusswasser wäre die Notration.
Der Wetterbericht prophezeit das beste Radlerwetter mit keinen störenden Winden. Nur Sonnenschein bei ca. 15 Grad und leider frostige Nächte. An der Straße, gleich zu Beginn, der Warnhinweis „closed when wet“. Ich erinnere mich am meine Schlammpartie.
Meist durchfahre ich auf gerader Straße eine mit Blaubusch bewachsene Ebene. Der niedrig wachsende Busch verträgt die salzhaltigen Böden. Eine in der letzten Eiszeit entstandene Dünenlandschaft hebt sich als Besonderheit hervor. Von einigen alten Eukalyptusbäumen ragt nur die Krone heraus.
Auf etwas holpriger Straße rolle ich dahin. Nachmittags erreiche ich den Lake Victoria aus dem der Rufus fließt. Flussgebiete und Seeufer sind Aboriginal-Land und dürfen nicht betreten werden. Es gibt aber direkt am See ein „Look-Out“ mit kleinem Informationspavillon und Seeblick. Hier steht auch der Regenwassertank, der zu meiner Freude gefüllt ist und sogar klares Wasser liefert.
Mein Tagesziel habe ich erreicht. Ich radele auf einem Nebenweg zum Murray, an dessen Ufer ich mein Zelt aufschlage. Als Abendgericht gibt es Couscous mit dicker indischer Linsensoße. Darüber krümele ich Käse.
In der Dämmerung fliegen einige Pelikane an und ein weißer Reiher wartet auf Fischlein. Sobald die Sonne untergeht wird es kalt. Ich ziehe alle meine warmen Sachen an und verkrieche mich ins Zelt. Dort bleibe ich 13 Stunden, bis es hell wird. So gerade friere ich nicht in der Nacht, liege wie eine Mumie im Mumienschlafsack. Umdrehen ist schwierig, ich muss aufpassen, dass kein Kälteloch entsteht. Am Morgen sind die am Rad hängenden Gepäcktaschen von Raureif überzogen. Das Zelt ist tropfnass. Mit Handschuhen trinke ich meinen Morgenkaffee.
Der Fluss dampft. Eine wunderschöne Morgenstimmung, die ich nicht mit einem gedeckten Frühstückstisch im Warmen tauschen möchte.
Am Flussufer gegenüber schwimmen wieder Pelikane. Bei der Losfahrt laufen mir Emus über den Weg, Kängurus suchen das Weite.
Die Straße wird hügeliger mit viel Wellblech und losem Schotter. Ich komme nur langsam voran.
So um 3 Uhr nachmittags möchte ich abseits vom staubigem Weg einen Lagerplatz finden. In der Ferne sehe ich einen kleinen See. Es führt auch eine Spur dorthin, die endet jedoch an einem geschlossenen Gatter mit diversen Warnhinweisen. Ich kehre um. An einem Seitenarm des vielfach verzweigten Murray finde ich etwas später einen schönen Übernachtungsplatz. Ein kurzer Abend, eine lange eiskalte Nacht und ein frischer Morgen. Trotzdem schön so etwas zu erleben. Die Morgensonne wärmt mich auf, die Kälte ist vergessen.
Am frühen Nachmittag erreiche ich den kleinen Ort Renmark. Zelte diesmal nicht sondern quartiere mich in ein Motel ein.
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