101. Reisetag
5208 km
In Kroatien ist der Donnerstag ein Feiertag Mariä Himmelfahrt. Im Hotel gibt es das Frühstück erst um 9 Uhr. Einkaufen ist möglich. Die Kaffees in der Stadt sind bereits am Morgen gefüllt.
Der Tag fängt mit der ebenen Überlandfahrt an. Neben den abgeernteten Getreidefeldern fahre ich entlang der bekannten Mais- und Sonnenblumenfelder, seltener ein Feld mit Sojabohnen. Es ist nicht so abwechslungsreich wie am Vortag. Die Dorfdurchfahrten unterbrechen das Felderallerlei. Mal wird eine Ziege gegrillt. Das Fleisch sieht sogar aus vegetarischer Sicht lecker aus. Bei einem Mittagsstop unterhalte ich mich mit einem vorbeifahrenden Radler aus dem Ort. Er ist Zimmermann, leider ohne Arbeit. Ist schon eine schwere Situation, jung zu sein und kaum Aussicht auf einen Arbeitsplatz zu haben.
Bereits bei der Fahrt aus der Stadt heraus und auch unterwegs sehe ich sehr viele Störche und ihre Nester. Bei der Nestwahl sind sie wählerisch. Beliebt sind besonders anspruchsvolle hohe Bauten wie auf dem Kamin eines kleinen Schlosses, auf dem Dach einer Kirche oder auf einem besonders schönen Stadthaus. Zur Not werden aber auch Telegraphenmasten angenommen. Oft sind darauf Nisthilfen angebracht. Die Menschen hier mögen die Störche. Wenn ich halte erzählen sie mir wie viel Junge es gegeben hat oder noch im Nest sind.
Bereits nach 50 km erreiche ich Osijek, die viertgrößte Stadt Kroatiens. Fahre ins Zentrum und quartiere mich im Centralhotel direkt am Markt ein. Fahrradfahrer erhalten hier 20% Rabatt. Bleibe einen weiteren Tag. Gehe entlang der Uferpromenade der Drau mit vielen Einkehrmöglichkeiten. Besuche die lokalen Markthallen.
Auf dem ersten Blick macht die Stadt einen guten Eindruck. Die Fußgängerzone ist neu angelegt. Durch die Stadt fahren Straßenbahnen, sogar recht häufig. Schöne renovierte alte Häuser sind im Stadtzentrum zu sehen mit diversen Stuckelementen verziert. Daneben leider in der Überzahl viele in einem sehr schlechten Zustand. Der Putz bröckelt herunter, der Stuck ist teilweise abgefallen, die Fenster kaputt und manchmal zugenagelt. Dazwischen immer wieder hässliche Plattenbauten. Neu und alt, heil und kaputt, alles nebeneinander.
Neben dem Zentrum gibt es eine Altstadt in einem alten Festungsbezirk nahe der Drau. Auch hier wieder renovierte Bauten direkt neben fast zerfallenen.
Die Stadt liegt nicht weit von der serbischen Grenze. Osijek lag im Kroatien-Krieg 1991–1995 nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens monatelang unter heftigen Beschuss durch serbische Truppen. Hunderte Zivilisten sind umgekommen. Die Verteidiger Osijeks behielten jedoch die Kontrolle über die Stadt. In den Fassaden sind noch oft Einschläge von Granatsplitter zu sehen.
Es ist bereits viel getan worden um die Schäden zu beseitigen. Die Wunden des Krieges sind noch nicht ganz verheilt.
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