2905 km
Ich lebe zeitlos. Für mich ist es nicht wichtig zu wissen, dass ich unbemerkt eine Zeitzone überschritten hatte. Stelle meine Uhr aber um 1 h vor auf die Central-Time.
Der Wind blies wieder günstig am Morgen Richtung Osten. Auf dem wenig befahrenen Highway kamen mir zwei junge Schweizer entgegen. Wir unterhielten uns ein wenig. Dann fuhr jeder in seine Richtung weiter. Ich finde es noch gut alleine unterwegs zu sein. Ich glaube nicht, dass ich mich einem Langzeitradler anschließen möchte.
Die Orte auf meiner Fahrt durch die Prärie liegen ca. 40 bis 70 kam auseinander. Dazwischen vereinzelt die Gehöfte der Farmer. Von weitem schon auszumachen an einer Ansammlung von Wellblechsilos und von Bäumen umgeben. Ein sehr gepflegter, kurz gehaltener Rasen war immer vorhanden. Da Samstag war, wurde dieser gemäht.
Die Schilder vor den Farmen wiesen häufig auf eine Firma hin. Die industrielle Bewirtschaftung hat wohl bereits viele Familienbetriebe verdrängt.
Für mich bleibt die Frage offen was mit dem Gras der vielen Weiden geschieht? Milchlaster sah ich nicht. Kaum Kühe auf den Weiden und wenig große Ställe.
Der Feldanbau wurde etwas vielseitiger. Mais, Kartoffeln und Raps erweiterten das Duo von Weizen und Weide.
Der Frühling ist vorbei, wenige Flieder blühen noch.
Ein langer Güterzug bildete die Grenze zwischen Feld und Himmel.
Die Holzschindeln wie auf den Ställen und der Kirche faszinierten mich schon immer.
Am nächsten Tag fuhr ich auf einer kleinen Nebenstraße einen großen Bogen, um den stark befahrenen Highway 1 zu meiden. Es war eine sonntägliche Ruhe. Kaum ein Auto unterwegs, die Landschaft flach bei etwas Gegenwind. Der Vogel mit dem roten Fleck zirpte. Es quakten Frösche im Graben neben der Straße. Ein Stelzenvogel mit markantem Schrei tauchte auf. Vorher hatte ich ihn nie gesehen.
Die Weite der Landschaft und das gleichmäßige Fahren ließen die Gedanken in mir fließen.
Könnte ich immer weiterradeln, auch in den nächsten Jahren? Finde ich meine Ruhe und Erfüllung? Wie lange würde ich es genießen? Was möchte ich eigentlich? Eine Antwort gibt es natürlich nicht. Dankbar bin ich, dass ich gesund bin und bei Kräften.
Im Gebirge war ich beeindruckt von der Schönheit der Natur und der Gewaltigkeit der Umgebung. Das Staunen und die Anstrengung nahmen viel Raum ein. Gedanken über den Sinn meiner Reise und über mich konnten dort nicht entstehen.
Nach 80 km wurde ich vom Verkehr auf dem Highway 1 wieder eingeholt. Ich musste aufpassen. Winnipeg war bald erreicht.
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