Mrz 142015
 
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Diese alten Männer verhindern den Fortschritt.

673. Reisetag

20.669 km

 

Die rote Kugel der Sonne sehe ich in den nächsten Tagen aus dem Dunst am Horizont aufsteigen. Erst rot, dann immer gelber werdend, bevor sie so ab 10 Uhr beginnt das Umfeld und mich aufzuheizen. Ich durchfahre den Nordosten Kambodschas, eine der ärmsten Regionen des Landes.
Die Straße ist gut, wurde vor nicht langer Zeit von den Chinesen gebaut. Die auf ihr liegenden Hunde müssen sich nur selten wegtrollen. Kaum ein Auto stört ihren Schlaf. Eine öffentliche Stromversorgung gibt es nach dem Verlassen der Provinzhauptstadt Prear Vihear nicht mehr. Neben dem Eismann, der täglich mit seinem Moped nebst Anhänger herumfährt um die Kühlelemente abzuliefern, gibt es den (Auto-)Batterielieferanten, der die leeren gegen die aufgeladenen austauscht. Damit wird vor allem der Fernseher betrieben.
Holzstelzenhäuser stehen verstreut auf dem Lande oder gehäuft in kleinen Orten. Viele Kinder laufen verschmutzt herum. Steinhäuser gibt es keine.

Ich durchfahre Buschlandschaften. Der wertvolle Baumbestand darauf ist in den 90iger Jahren längst abgeholzt. Brandgeruch liegt in der Luft. Wenig grün oder gelb ist zu sehen, schwarz ist die Farbe der verbrannten Erde. Größere Baumreste oder Stümpfe qualmen noch. Weite Flächen werden oder sind bereits brandgerodet.
Landgrabbing der Chinesen – auf 90 Jahre gepachtet, Anbau für den eigenen Bedarf. Auf die bisherigen Landtitel wurde wenig Rücksicht genommen. Riesige Palmen- oder Holzplantagen sind bereits angelegt, weitere in der Vorbereitung. Die kleinen abgeernteten Reisfelder der Bauern sehen dagegen wie Vorgärten aus.

Am dritten Fahrtag erreiche ich den mächtigen Mekongstrom und überquere diesen auf einer neuen Brücke. Die Stadt Stung Treng auf der anderen Seite liegt an der Hauptverbindungsstraße nach Laos und bietet mir Luxus. Ich genieße die Klimaanlage, die mich wieder bei erträglichen Temperaturen schlafen lässt. Einige Durchreisetouristen von/nach Laos sind unterwegs. Sie treffen sich im einzigen Lokal mit englischer Speisekarte. Das Essen ist trotzdem nicht vielseitig, immer das gleiche. Reis/Nudeln, gebraten oder als Suppe mit Pork/Chicken/Fisch/Ei oder Gemüse. Der Vorteil, ich weiß, was ich bekomme.

Nach einem Pausetag geht’s weiter Richtung Laos. Ich bin beim ersten Ansatz der Morgendämmerung auf der Straße. Um 9.30 Uhr und 60 km später habe ich bereits das Land gewechselt. Das Einreisevisa gab es für 30 Dollar direkt am Grenzposten. Wenn nur alle Grenzübertritte so einfach wären.

Kambodscha ist ein gebeuteltes Land. Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahre 1953 folgten jahrzehntelange Bürgerkriege. Der wirtschaftliche Niedergang setzte sich im Vietnamkrieg und während des Pol Pot Regimes bis 1979 fort. Die Regierungspartei, die seitdem ununterbrochen an der Macht ist, trägt wenig zu einem Aufschwung bei. Korruption und Vetternwirtschaft sind allgegenwärtig. Die Wirtschaft des Landes wird von rund 50 Familien kontrolliert.

Das einzigartige Kulturdenkmal Angkor ist privat verpachtet, die hohen Einnahmen der Millionen Touristen gehen in die private Schatulle. Die Textilarbeiterinnen rackern sich schlecht bezahlt und ohne Schutz für ausländische Firmen ab. Die Textilindustrie ist neben den Touristen die wichtigste Einnahmequelle für das Land. Da möchte die Regierung wenig stören.
Eine nationale Währung gibt es nicht. Der Dollar hat sie abgelöst. Der Bankautomat spuckt auch nur diesen aus. Landkauf für Ausländer scheint kein Problem zu sein. Sehr viele lassen sich im Lande nieder.

Die einfachen Menschen haben nichts zu lachen. Angefangen beim Schüler, der genötigt ist beim Lehrer bezahlten Nachhilfeunterricht zu nehmen, um dessen schlechten Unterricht auszugleichen. Der Lehrer erhält wiederum nur ein ungenügendes Gehalt, zu wenig um damit über die Runden zu kommen. Dem Mopedfahrer geht es ähnlich. Ein Polizist findet immer am Moped etwas um abzukassieren …

Von den vielen Problemen habe ich als Durchreisender nur etwas ahnen können. Als Tourist bin ich davon nicht betroffen. Die Menschen waren mir gegenüber freundlich und hilfsbereit.

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