Nov 192013
 

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197. Reisetag

7957 km

 

Bulgarien bringt mich am letzten Tag auf die Spitze. Der Grenzübergang zur Türkei liegt in 600 m Höhe. Am kalten Morgen radele ich 300 Meter in die Höhe. Bei acht Grad friere ich nicht einmal. Die Grenzformalitäten sind oben schnell erledigt.

So steil wie es hoch ging geht es auch fast wieder hinunter. Die Straße ist breiter geworden. Es gibt über die nächsten 60 km für mich einen breiten Seitenstreifen. Es sind wenige Autos unterwegs. Grenzverkehr von Bulgarien in die Türkei gibt es kaum. Ob für diese kaum genutzte Straße wohl EU-Gelder auch in die Türkei geflossen sind?

Die Landschaft ändert sich, wird weiter und kahler, bleibt aber hügelig. Manche Flächen sind mit Kiefern aufgeforstet. Felsen treten an die Oberfläche.
In einem kleinen Dorf fällt mir sofort die Moschee mit ihrem spitzen Minarett auf.

Auf der Straße treffe ich zwei wandernde Jungs aus England. Jeder hat ein Ruder in der Hand. Sie sind vom Atlantik aus zum schwarzen Meer gerudert. Ihre Boot haben sie in Constanta gelassen. Jetzt wollen sie noch nach Istanbul. Fünf Monate sind sie bereits unterwegs.

In meinem Übernachtungsort Kirklareli, 50 Kilometer von der Grenze entfernt, pulst das Leben. So viel Betrieb habe ich schon lange nicht mehr auf den Straßen gesehen. Die vorwiegend älteren Männer sitzen in den Teestuben, auf Bänken an der Straße, spielen Karten, Backgammon, unterhalten sich oder schauen einfach.

Es gibt eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Läden. Die Front ist oft nur einige Meter breit. Verkauft wird alles mögliche und unmögliche. Manchmal steht nur ein Schreibtisch im sonst leeren Büro. Ein Mann sitzt dahinter und rechnet. Die Warenauswahl kann merkwürdig sein. Einige Läden führen Öfen und neue Fahrräder. In einem anderen stehen Paletten mit Eiern neben Betonsäcken. Die bei uns in den Städten dominierenden Kettenläden gibt es nicht.
Irgendwie muss gerade Zahltag sein. Vor allen Geldautomaten bilden sich lange Schlangen.

Mein kleines Hotel ist günstig, zentral und gut, sogar mit Frühstück. Werde jetzt wohl den geliebten Morgenkaffee gegen Tee tauschen müssen. Der etwas blecherne Ruf des Muezzin weckt mich gegen 6 Uhr.
Wäre gerne noch einen weiteren Tag in der Stadt geblieben, möchte aber einer angekündigten Regenfront davonfahren. Könnte es bis Istanbul so gerade schaffen.

Die Straßenverhältnisse am nächsten Tag sind nicht mehr so optimal. Der Asphalt ist sehr rauh, da rollt es sich gar nicht gut. Steinbrüche, Kalk- und Betonwerke sorgen für einen kräftigen Lkw-Verkehr. Außerdem fahren viele Busse. Auch der Wind meint es nicht gut. Ein Drittel meiner Energie, mit der ich eigentlich vorwärts kommen möchte, trete ich in den Wind. Dafür hält er die Regenwolken zurück. Die Sonne scheint bei 15 Grad, das ist angenehm.

Vor mir liegt eine Ebene – denke ich. Die Freude ist von kurzer Dauer. Die tiefen Einschnitte der Flüsse sind von weitem nicht auszumachen. So sind an den zwei Tagen wieder 1400 Höhenmeter zusammengekommen.

In einem Lokal werde ich zur Teerunde eingeladen. Ein Teetrinker spricht deutsch und übersetzt für die anderen. Es ist schon ein großer Unterschied zu Rumänien und Bulgarien. Da wird gesessen und Bier getrunken. Hier hat jeder sein kleines Teeglas vor sich stehen.
Bei der Weiterfahrt merke ich, dass drei Teegläser mir ein wenig auf den eher leeren Magen schlagen.

Heute prüfe ich den Luftdruck der Reifen und fülle ein wenig nach. Später merke ich am hinteren Reifen einen deutlichen Luftverlust. Zwei mal halte ich noch an einer Tankstelle, fülle nach und schaffe es so gerade bis zum Ort Saray, in dem ich übernachten werde. Am Abend wechsel ich den Schlauch. Ein Loch bemerke ich nicht. Denke beim Druckprüfen hat das Ventil Schaden genommen. Ist die erste Panne auf meiner Tour. Kann mich also nicht beklagen.

 

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