Raus aus der drangvollen Enge Istanbuls. Bei tief blauem Himmel fahren wir mit dem Schiff auf die 20 km vor Istanbul im Marmara-Meer liegenden Prinzeninseln. Die Inselgruppe verdankt ihren Namen dem Umstand, dass in Ungnade gefallene Herrschersöhne hierhin verbannt wurden. Auf der Insel Büyük Ada verbrachte Trotzki die ersten Jahre seines Exillebens.
Die Inselgruppe ist ein Naherholungsgebiet für die Istanbuler. Die ganz reichen haben hier ihre Sommerresidenz. Statt Autos verkehren auf der Insel Pferdekutschen. Die Pferde werden im Trab mit Touristen beladen den Berg hinaufgescheucht.
Touristen können sich Fahrräder leihen. Die Einheimischen fahren Elektrobikes.
Wir beginnen unseren Rundgang mit einem kleinen Mittagessen am Hafen. Vor uns – am gegenüberliegendem asiatischen Ufer – zieht sich die endlose Skyline Istanbuls dahin. Nach dem Essen schlendern wir entlang der Hafenpromenade. Es ist ein gut ausgebauter Weg, manchmal flankiert von riesigen Palmen. Leider blockieren bald Privatgrundstücke das Weiterkommen. Ein Entlangwandern an der Küste ist nicht möglich. So weichen wir auf eine Straße aus, die bergauf durch ein Villenviertel führt. Viele Häuser sind aus Holz gebaut. Bougainvilleas ranken an ihnen hoch, einige noch in der Blüte.
Den Pflanzen nach herrscht hier ein gemäßigteres Klima als in Istanbul.
In Restaurants, Mülleimern, auf der Straße – überall laufen auffallend viele Katzen herum. Manche haben ihr eigenes Haus hingestellt bekommen. Gefüttert werden sie auch, so vermehren sie sich weiter.
Am späten Nachmittag fahren wir zurück. Das Schiff ist von Möwen umlagert. Jugendliche machen sich einen Spaß daraus die Möwen zu greifen, indem sie Brot in die Luft werden. Die gar zu mutigen büßen für kurze Zeit ihre Freiheit ein. Istanbul erreichen wir in der Dunkelheit.
Am nächsten Tag geht es wieder in die Altstadt. Vor der Galatabrücke nehmen wir ein Fischbrötchen am kleinen Hafen als zweites Frühstück ein. Die Rüstem-Pasa-Moschee in der Nähe des großen Platzes auf der anderen Seite der Galatabrücke liegt direkt in einem Geschäftsviertel mit vielen Läden. Unter der Moscheen sind Lagerräume und Verkaufsstände. Über Treppen gelangen wir in den Hof der Moschee. Dort liegt der Koran, auch in Deutsch zur kostenlosen Mitnahme aus. Der Innenraum der Moschee ist nahezu vollständig mit blauen Fliesen verkleidet. Das Predigerpult ist mit Holz und Perlmutt-Intarsien versehen.
Im Viertel werden sortiert nach Gassen diverse Waren für die alltägliche Nutzung verkauft. Dazwischen ab und zu ein Touristenladen. Marie hätte gerne eine Decke für ihr Sofa. Beim Handeln sind wir erfolglos geblieben und weitergezogen. Später stellten wir fest, dass der angegebene Preis ok war. Reumütig sind wir zurückgekommen. Es gibt die Touristenmärkte mit Verhandlungsbedarf und Ecken, an denen kaum gehandelt wird.
Eine weitere Attraktion ist der Besuch des Misir Carsisi (Ägyptischer Basar). In einer schönen Kuppelhalle werden diverse Gewürze, die vielen türkischen Süßigkeiten und auch Molkereiprodukte und Wurstwaren verkauft. Dazwischen immer wieder Souvenirläden für die Touristen. Nach dem Verlassen der Halle führt unser Weg den Berg hoch, vorbei an unzähligen Kleiderläden Richtung Großer Bazar. Der Besuch dort dient nur dem Schauen und nicht der Kaufeslust.
Bei der Fülle der angebotenen Ware fragen wir uns, wer dass alles kaufen soll. Andererseits scheint für alle durch den Handel ein Überleben möglich zu sein.
Am Freitag regnet es, spät verlassen wir das Haus. Unser Zimmervermieter Devrim ist mir behilflich, die Unterlagen für einen verlängerten Aufenthalt in der Türkei zusammen zu bekommen. Es ist komplizierter als ich dachte.
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