Sep 012013
 
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Einladung am Ende der Straße.

118. Reisetag

5771 km

 

In der Nacht regnet es viel. Beim Losfahren ist es bewölkt aber trocken, die Temperatur zum Radfahren optimal.
Am Ortsrand arbeitet ein Korbflechter nahe der Straße, vor ihm ein Bündel Weidenruten. Ich halte an, wir begrüßen und „verstehen“ uns ohne viel Worte.
Nach dem überqueren eines Hügels fahre ich entlang einer Auenlandschaft, ab und zu durch Straßendörfer.
Bald wäre die Fahrt auf der Nebenstrecke wieder beendet. Laut einer Karte aus dem Touristenbüro gibt es eine weitere Nebenstraße um ca. 18 km Hauptstraße zu meiden. Kam mir ein wenig merkwürdig vor, da diese nirgends sonst auftaucht. Laut Google Map (in schlechter Auflösung) sehe ich einen Schatten in der Landschaft, aber keine vernünftige Straße. Versuche es trotzdem, da der Umweg hin und zurück nur 20 km beträgt. Es geht weiter an einem kleinen Flusslauf aufwärts, die Hügel an beiden Seiten werden höher. Kein Auto kommt mir entgegen. Nach 10 km gibt es einen Ort, die Asphaltstraße hört auf. Vor mit ein zugewachsener Feldweg auf dem schon lange keiner mehr gefahren ist. Frage einen jungen Mopedfahrer ob es weiter geht. Glaube er hat mich verstanden. Er schüttelt den Kopf. Ich stehe etwas ratlos da und pflücke mir erst einmal ein paar Pflaumen am Wegesrand. Kurze Zeit später kommt er zurück und ich verstehe eine Einladung zu sich nach Hause.

Zwei Männer sitzen unter einem Vordach, welches in der wärmeren Jahreszeit auch gleich die Küche ist. Bekomme einen selbstgebrannten Schnaps angeboten. Trinke einen kleinen Schluck, schmeckt nicht mal schlecht. Ziehe aber einen Kaffee vor, der Tag ist noch lange nicht zu Ende. Mein Anliegen wegen des Weges wird verstanden, die Antworten von ihnen von mir aber nicht. Es wird telefoniert, ich werde ans Telefon gerufen und jemand erklärt mir auf Deutsch die Möglichkeiten der Weiterfahrt. Erst entlang einer vorhandenen Eisenbahnschiene, diese verschwindet bald in einem Tunnel, dann muss ich durch den Wald weiterkommen. Wohl auf einem Pfad. Habe aber mein im-Schlamm-steckenbleiben in Frankreich in Erinnerung und es ist alles nass vom vielen Regen der vergangenen Nacht.
Es steht fest, ich kehre um. Erfahre jetzt, dass ich mich mit dem Bruder in Deutschland am Telefon unterhalten habe. Beim Verabschieden bekomme ich noch 10 Lei (ca. 2,50 Euro) für ein Mittagessen zugeschoben. Ein Zurückweisen ist trotz meiner Bemühung nicht möglich. Mit merkwürdigem Gefühl verlasse ich das gastfreundliche Haus. Bevor ich die Hauptstraße erreiche treffe ich einen alten Schäfer mit seiner Herde.

Den Verkehr auf der Europastraße habe ich mir schlimmer vorgestellt. Fahre mit Sicht in den Rückspiegel. Ein PKW und ein LKW neben mir auf der Straße ist mit Aufmerksamkeit von allen Beteiligten gerade möglich, zwei LKWs aber nicht mehr. Passe also auf, die LKWs bremsen dann schon mal. Manchmal bin ich auch das einzige Fahrzeug auf dem Streckenabschnitt.
Die Straße führt über eine bewaldete Hügelkette, danach geht es am Rande von weiten Flussebenen durch landwirtschaftlich genutzte Flächen. An diesem Tag fahre ich an zwei Camps von Romas vorbei, es sind ärmliche Behausungen an nicht gerade schönen Flecken. Bisher habe ich wenige Romas wahrgenommen.

Die letzten 20 km fahre ich wieder auf einer Nebenstraße und komme nach insgesamt 100 km in der Stadt Devas an. Ein Kontrastprogramm an diesem Tag, das Landleben und die Großstadt. Quartiere mich in einem Hotel ein. Dort esse ich zum Abend eine schmackhafte Gemüsesuppe und ein Fischgericht. Denke dabei noch einmal an die Gastfreundschaft und die 10 Lei, die mir zugeschoben wurden.

Am nächsten Tag ist mein Weg nicht weit. Im kleinen Ort Geoagiu übernachte ich in einem YMCA. Bin der einzige Gast, koche mir mein Essen. Bleibe einen weiteren Tag. Sitze vor dem Haus, genieße die Ruhe und den Müßiggang.

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