12.138 km
Am Vorabend legte ich mir beim dritten Gang zum Friseur in der Türkei einen sommerlichen Kurzhaarschnitt zu. Mal schauen ob er gegen die spürbar aufkommende Wärme hilft.
Nach der morgendlichen Abfahrt verschwindet der Berg Arafat mit seiner Wolkenhaube langsam hinter mir. Ich durchfahre ein breites flaches Tal. Leider hat es der Wind auf mich abgesehen, er bläst aus Osten und das wird sich laut Vorhersage in den nächsten zwei Wochen nicht ändern. Unschön.
Nach 30 km erreiche ich die Grenze. Die türkischen Beamten waren irritiert wegen meinen zwei Pässe. Einer mit dem türkischen Einreisestempel, der andere mit dem Iranvisa. Letzteren musste ich ihnen zeigen wegen des Visastempels. Ein telefonisch herbeigerufener Vorgesetzter klärte die Situation. Auf der iranischen Seite erhalte ich schnell meinen Stempel. Andrang gab es auf beiden Seiten nicht.
Nach dem Geldtausch bin ich mehrfacher Millionär. Für einen Euro bekomme ich 35.000 Rial. Besitze jetzt Bündel von Geldscheinen. Etwas unhandlich.
Die Uhr stelle ich 1,5 h vor auf iranische Zeit. Morgens werde ich den Zeitunterschied wohl spüren. Ich möchte früh aufstehen, über Tag wird es bereits warm.
Auf der iranischen Seite stauen sich kilometerlang die Lastwagen. Würde mich interessieren, was so alles trotz Sanktionen exportiert wird. Die Wareneinfuhr in die Türkei scheint aufwändig zu sein. Die armen Lkw-Fahrer, sie verbringen wohl Tage hier.
Das Verkehrsaufkommen ist sprunghaft gestiegen, meist alte Franzosen und neue Asiaten sind unterwegs.
Ich fahre durch ein breites Tal bergab. Schon bald erfolgt eine Teeeinladung, die ich dankend annehme. Teestuben, in denen sich die Männer sammeln, gibt es nicht mehr. Der Rosenkranz in der Hand wird noch bewegt.
In 25 km Entfernung von der Grenze, in der Stadt Maku, suche ich bereits ein Hotel auf. Die nächste Unterkunft wäre 140 km entfernt. Sogar der Internetanschluss klappt, auch wenn er sehr langsam ist. Es ist warm. Nach dem Duschen mache ich erst einmal ein Schläfchen. Danach verspeise ich eine ganze saftige Honigmelone. Allzu viel anzuschauen gibt es im Ort nicht.
Die Stellung der Frauen ist eine andere als in der Türkei, auch wenn sie immer Kopftuch tragen und häufig einen schwarzen Umhang. Im Hotel an der Rezeption werden mir viele Fragen gestellt. Auf der Straße grüßen Schülerinnen und fragen das Übliche: Woher, wie heißt du. Ich werde von ihnen angesprochen und fotografiert. Selbst ein Begrüßungshupen, welches ich überhaupt nicht mag, erfolgt von einem Auto voller Frauen.
Am nächsten Tag geht es fasst nur abwärts. Anfangs durch das schmale Tal von Maku, dann durch eine Ebene Richtung Grenze zu Armenien. Weite Flächen liegen unter einer Lavaschicht, auf der nur die Schafe grasen.
Auf einer kleinen Straße fahre ich entlang des Grenzflusses Aras nach Jolfa. Ab und zu marschieren Soldaten auf der Straße. Es gibt mehrere Kontrollposten. Ich weiß nicht wie das Verhältnis zu den Nachbarn auf der anderen Seite des Flusses ist.
Die letzten 40 km führt die Straße durch eine schmale Schlucht mit mächtigen, steil aufragenden roten Felsen.
Einen steilen Abstecher mache ich zum orthodoxen Kloster St. Stephanus, ein Weltkulturerbe.
Kloster und Kirche sind heute noch ein wichtiger Wallfahrtsort für die Christlichen Armenier, vor allem aber ein Ausflugsziel der Iraner.
Die 110 km Fahrt an diesem Tag ist kein Zuckerschlecken, obwohl landschaftlich sehr schön. Der steife Südost raubt mir die Leichtigkeit des Fahrradfahrens. Musste ganz schön Druck auf die Pedale geben. Habe mich sogar weitere 30 km von einem Pickup mitnehmen lassen.
Etwas ermüdet erreiche ich am späten Nachmittag ein Hotel in Jolfa.
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