In Hosman bleiben wir einen weiteren Tag. Morgens weckt uns der Hahn im Hof. Neben seiner Gefolgschaft aus Hühnern gibt es Enten, fünf Hunde in allen Altersstufen und eine Katze. Sie leben friedlich zusammen.
Beim Dorfrundgang passieren wir zufällig das Gebäude eines Zentrums, dessen Renovierung teilweise aus EU-Mitteln finanziert wurde. Überraschend treffen wir hier auf unsere rumänischen Pensionswirte. Lisa leitet eine Bäckerei, Domi ist für die Mühle zuständig. Es ist teilweise ein Gemeinschaftsprojekt, getragen von einem Verein. Eine weltwärts-Teilnehmerin – sie leistet hier ein soziales Jahr ab – erklärt uns die verschiedenen Bereiche. Im Vorderhaus steht der mit Holz beheizte Backofen. Das Getreide liefert ein Biobauer. Das Brot wird im Ort und auf dem Markt im 25 km entfernten Sibiu verkauft. An einem Tag in der Woche können Bauern in der Mühle ihr Getreide und Mais mahlen lassen. Es gibt eine Schmiede und ein kleines Holzsägewerk, in beiden wird zur Zeit nicht gearbeitet. Hinten im Garten feiert eine Gruppe Kindergeburtstag. Eine Schweizer Familie verbringt den Sommer hier. Ein gebürtiger Mecklenburger, der seit 11 Jahren hier lebt und arbeitet, erklärt uns kurz den Weg für eine kleine Tageswanderung. Er ist in Eile, da er die Einladungen für das Mühlenfest vorbereiten will, das für die nächste Woche geplant ist. Eine Rumänin, die fünf Jahre in Berlin und Hamburg gelebt hat wohnt ebenfalls hier.
So ganz blicken wir nicht durch, was in dieser Gemeinschaft alles so gemacht wird und wer wovon lebt.
Unser Spaziergang führt uns über eine Hügelkette. Vereinzelt Bäume und viel Graslandschaft, ab und zu Zäune für das Nachtlager der Schafe und Schutzhütten für den Schäfer. Drumherum immer viele Hunde, die uns beim Näherkommen anbellen. Mein dog-dazer hält sie im sicheren Abstand.
Vom Schwiegersohn unserer Pensionsleute, einem Schäfer, erfahren wir, dass er jedes Jahr durch Wölfe und Bären einige Tiere verliert. Ich bekomme eine Erklärung, weshalb die Hirtenhunde einen Stock um den Hals tragen (siehe Bild vom 4. Sept.). Es ist eine Schnelllaufbremse. Sie verhindert dass der Hund z.B. schnell eine Wildziege verfolgen kann (und sich so seiner Hütepflicht entzieht). Ein ausgewachsenes Schaf kostet 100 Euro.
In der Ferne sehen wir das Fagarascher Gebirge, einen Gebirgskamm der Karpaten.
Wieder unten im Ort versuchen wir vergeblich den Schlüssel für die Kirchenburg zu erhalten. Immer wieder taucht das Schlüsselproblem auf. Die Kirchenburgen, ob renoviert oder nicht, sind bis auf wenige Ausnahmen für Besucher verschlossen.
Im Ort werden einige Gebäude von einer österreichischen Stiftung unterhalten. Arme Kinder und Jugendliche können hier den Tag verbringen. Die Stiftung hat auch eine neue Musikschule gebaut. Sie ist seit dem Frühjahr fertig, hat aber kaum Schüler. Laut unseren Pensionsleuten ist es eine teure Fehlinvestition.
Wir treffen beim weiteren Dorfdurchgang einen ehemaligen deutschstämmigen Dorfbewohner, der den Sommer hier verbringt, im Winter wieder in Deutschland lebt. Er schimpft über die Zustände im Ort. Der Kirchenverwalter klaue, die Zigeuner arbeiten nicht und betteln, das Projekt Mühlenzentrum sei ihm suspekt.
Sorry, the comment form is closed at this time.