8398 km
Indonesien liegt an der Nahtstelle aufeinander stoßender tektonischer Platten. Als Folge des Abtauchens der Pazifischen Platte unter die Indisch-Australische und Eurasische Kontinentalplatte ist ein vulkanisch höchst aktiver Bereich entstanden. Die Vulkane des indonesischen Inselbogens, gehören zum zirkumpazifischen „Ring of Fire“. Einer von ihnen ist der Rinjani. Sein heftiger Ausbruch Mitte des 13. Jahrh. schwächte die Strahlung der Sonne dermaßen, dass in Europa eine kleine Eiszeit anbrach. Die letzte Eruption ereignete sich im Sept. 2016.
Die Besteigung dieses Vulkans beginnt für mich nach dem Frühstück. „Green Rinjani“ holt mich in der Unterkunft ab und fährt uns, mein Guide Lim und zwei Träger fürs Gepäck zum Startpunkt auf ca. 1000 m Höhe im Ausgangsort Sembulan. Die Last der zwei Träger ist schwer, Zelte, Schlafsäcke, Essen und vor allem Wasser für die nächsten vier Tage. Ich bin „alleine“ mit meinen Begleitern und ca. 50 weitere Gruppen an diesem Tag. Das ist nicht gewollt, nur die meisten buchten eine 3-Tage-Tour. Da ich genügend Zeit habe wählte ich die 4-Tage-Variante.
Durch fast baumlose Graslandschaft geht es mit mäßiger Steigung nach oben. Den Rinjani bei klarem Himmel vor Augen. Eine längere Rast erfolgt in 1800 m Höhe. Nicht nur wir, alle Gruppen legen an diesem Punkt einen Stopp ein. Lim bereitet für mich ein dreigängiges Mittagessen: Kürbissuppe, Reis mit Gemüse nebst Ei, danach ein Obstteller und Kaffee. Ausgesprochen lecker.
Nach der Mittagspause wird der Anstieg deutlich steiler. Aufziehende Wolken verdrängen die Sonne. Außen wird es zwar kühler, wegen der erhöhten Anstrengung schwitze ich trotzdem.
800 Höhenmeter lege ich in den nächsten drei Stunden bis zum Kraterrand, dem Übernachtungsplatz. zurück. Weitsicht gibt es nicht mehr, das Umfeld liegt in den Wolken.
Die Nahsicht ist jedoch erschreckend. Schlimmer noch als bei ersten Rastplatz, jede Menge Müll, Plastikflaschen, Toilettenpapier, dazu der Gestank vom qualmenden Abfallhaufen. Ein Großteil der Tourenanbieter lässt den produzierten Müll einfach zurück.
Mit Lim, meinen Guide, suche ich einen möglichst ebenen Platz. Das Zelt wird aufgebaut, zusätzlich ein Toilettensichtschutz, in dessen Mitte ein Loch in den Boden gegraben wird.
Ich erhalte mein Abendessen. Alles ist bestens organisiert. Ich muss nur Laufen.
Die Wolken verziehen sich zum Abend hin – der Vorhang ist aufgezogenen. Unter mir liegt der Kratersee und in der Höhe sehe ich die Spitze des Berges. Beeindruckender kann sich die Natur kaum zeigen. Nur das nahe Umfeld muss ich dabei ausschließen.
Die Nacht ist unruhig und kurz. Etwa in der Mitte grollt der Donner, ein Gewitter zieht über uns hinweg. Danach fängt es an zu regnen. Bereits um zwei Uhr morgens stehe ich auf, um den Sonnenaufgang auf dem Rinjani erleben zu können. Noch trennen mich vom 3729 m hohen Gipfel 1100 Höhenmeter. Nach einem kurzen Frühstück, warm eingepackt und mit Stirnlampe mache ich mich mit meinen Guide auf den Weg. Die ersten zwei Stunden sind anstrengend aber noch gut zu laufen. Ich dachte bereits mühevoller als die letzten Kilometer mit dem Fahrrad hinauf nach Senaru wird es nicht. Falsch! Die letzten 300 Höhenmeter auf nur 0,5 Kilometer Wegstrecke haben es in sich. Der Tritt trifft nicht mehr auf festen Boden, nur Vulkangeröll, viel Staub und enorme Steigung. Zwei Schritte nach vorne, einer rutscht zurück. Zusätzlich raubt mir die dünner werdende Luft den Atem. Immer wieder muss ich Pausen einlegen.
Die ersten Sonnenstrahlen beleuchten gerade den Gipfel als ich ihn erreiche. Ich bestaune das Umfeld und bin glücklich. Mir kullern einige Tränen – aus Anstrengung und Freude hier zu sein. Verschämt wische ich sie weg. Unter mir der Kratersee mit seinen umgebenden Bergen. Der Schatten des Rimjani über allem. Die Menschen um mich herum blende ich aus, konzentriere mich auf die Welt unter mir.
Nach einer Stunde in der Höhe beginnt mein Abstieg. Ich rutsche hinab und muss die Geschwindigkeit bremsen, um nicht ins Laufen bzw. dann Hinzufallen zu kommen. Das geht in die Knie. Die Landschaft kann ich weiter bestaunen. Immer wieder habe ich die Möglichkeit auf den Kratersee hinunterzuschauen. Unten gibt es einen kleinen rauchenden Vulkan. Noch im letzten Jahr ist es zur Eruption gekommen. Die in der Nähe weilenden Touristen wurden schleunigst evakuiert. Keiner kam zu Schaden.
Wie so oft an diesem Berg. Morgens herrscht klare Sicht, dann ziehen Wolken auf. An diesem Tag mit viel Regen. Ich verziehe mich ins Zelt und bin froh genügend Zeit zu haben. Bei der 3-Tages-Tour müsste ich bei diesem Wetter die 600 m hinunter zum Kratersee steigen und auf der anderen Seite wieder hinauf. Mein Abstieg erfolgt erst nach Regenstopp am Nachmittag. Der Pfad führt steil und mit Kletterei hinunter zum Kratersee. Unten nächtigen wir.
Am nächsten Morgen wieder schönstes Wetter. In den nahen heißen Quellen wasche ich den Staub der letzten Tage ab und entspanne ein wenig.
An diesem Tag erfolgt nur ein kurzer steiler Aufstieg hinauf zum Kraterrand (andere Stelle). Da wir früh ankommen zelten wir an einem Platz mit Fernsicht. Gute Plätze sind bei der Vielzahl der Besucher rar. Kaum sind wir angekommen fängt der Regen an, mit Unterbrechungen bis zum Abend.
Am Morgen habe ich noch einmal eine freie Sicht auf den Kratersee mit Gipfel des Rinjani und aufs Meer mit den Gili-Inseln und weit dahinter der Vulkan Agung auf Bali.
Wir starten früh mit dem Abstieg um trocken hinunter zu gelangen. 2000 m bergab, erst steinig und steil, dann deutlich angenehmer durch den Wald.
Um die Mittagszeit erreiche wir den Ort Senaru. Ich suche mir eine Unterkunft und bleibe den nächsten Tag. Ich und meine Kleidung bedürfen einer gründlichen Wäsche.
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