Jul 142015
 

DSC01214795. Reisetag

24.246 km

50 km Bootsfahrt

 

Der Regen trommelt ans Fenster. Da drehe ich mich im Bett nur um. Denn mein Tagesausflug beginnt mit der Fahrt auf einem offenen Lastwagen in die Höhe. Oben auf dem Berg steht der Goldenen Felsen – neben der Shwedagon-Pagode und der Mahamuni Staue in Mandalay die heiligste buddhistische Stätte Burmas. Ein vergoldeter Findlingsblock schwebt so gerade über einem tiefen Abgrund. „Stabilisiert“ ist er durch ein Haar Buddhas in der kleinen auf ihm stehenden Stupa.

Es ist Nebensaison, auch für die Pilger. So muss ich eine Stunde warten bis die Ladefläche des Lkws sich mit Passagieren gefüllt hat. Erst dann beginnt die steile Auffahrt. Oben erwartet mich statt Weitblick eine geschlossene Wolkenfront. Der heilige Felsen ist am Rande einer großen Plattform fast zu übersehen. Ein Mann beklebt in gerade mit Goldplättchen. Eine einsame junge Frau betet in „sicherem“ Abstand. Bekleben und berühren dürfen ihn Frauen nicht.

Zu Pilgerstoßzeiten bewegen sich auf der Plattform täglich mehr als 10.000 Gläubige, an diesem Tag ist sie menschenleer. Auf mich wirkt diese Stätte ein wenig triste und wenig heilig. Weitsicht habe ich auch nicht, so lasse ich mich bald zurück ins Tal fahren.

Den restlichen Nachmittag und die Nacht setzt Dauerregen ein. In einer Trockenphase starte ich am nächsten Morgen. Sie ist aber nur kurz. Plätschert es zu stark finde ich einen Unterstand, Nieselregen merke ich kaum, da ich eh nassgeschwitzt bin.
In einem Dorf liegen vor den Häusern am Straßenrande Tausende von gestapelten Tonschälchen. Weitere werden produziert. Wer kauft sie wohl in diesen Mengen? Eine Töpferei schaue ich an. Die Scheibe wird mit der Hand beschleunigt. Eine Frau töpfert, die Männer mischen den Ton und heizen den Ofen.
Nach 75 km übernachte ich in der kleinen Stadt Thaton. Sie war einst Hauptstadt des mächtigen Mon-Königreiches. Außer ein paar Pagoden ist davon nichts geblieben. Kaum bin ich nach dem Abendessen in meiner Unterkunft setzt Dauerregen ein. In der Nacht verschiebe ich das Bett, da es auf mich hinunter tropft. Eine kurze Etappe zwischen Niesel- und Starkregen bringt mich am nächsten Tag nach Hpa-an, eine kleine Stadt zwischen Kalkfelsen und Reisfeldern, gelegen am Salween-Fluss.

Trotz einfacher und nicht langer Wegstrecke der letzten zwei Tage fühle ich mich müde und angestrengt. Sind es die Nachwehen des „Matschkampftages“ oder bereits Reiseschwäche. In Hpa-an bleibe ich zwei Tage. Aktiv bin ich nicht. Morgens Regen, danach kommt die schwüle Hitze, die mich bereits auf dem Balkon bei einem Kaffee pitschnass werden lässt. Ich ziehe mich in mein gekühltes Zimmer zurück, döse, lese und mache nichts.
Der Muezzin ruft fast melodisch von der nahegelegenen Moschee.

Meine geplante Reiseoute muss ich ändern. Der in der Nähe gelegene Übergang nach Thailand ist geschlossen. In dem Grenzgebiet gibt es militärische Auseinandersetzungen mit der Volksgruppe der Karen. Der nächste Übergang liegt ca. 400 km weiter südlich.

Ich reise weiter in den Süden des Landes. Zunächst fahre ich mit einem Boot 50 km den Fluss hinunter nach Mawlamyaing, der drittgrößten Stadt Myanmars. Sie liegt im Mündungsbereich zweier großer Flüsse. Meine Unterkunft ist direkt an der Uferstraße neben den Markthallen. Am Ankunftstag (Sonntag) ist es ruhig. Am nächsten Morgen pulst dort aber das Leben. Bereits vom Balkon aus sehe ich auf die Marktstraße mit den vielen Ständen. Der allmorgendliche Regen stört den Betrieb kaum. So ein Umfeld liebe ich.

Der vormittagliche Rundgang taucht mich wieder in Schweißnässe. Am Abend genieße ich die tropische Schwüle bei einem Bier und Essen am Flussufer. Über mir die Sterne, am Horizont zucken die Blitze hinter einer Wolkenbank. Das Leben ist schön. Einen weiteren Tag bleibe ich in der Stadt.

Ab Mittwoch begebe ich mich (für geplante 7 Tage) in ein Kloster zur Meditation. Das wird eine neue Erfahrung für mich werden. Ich hoffe, dass ich das harte Meditationsleben meistere.
Deshalb eine kleine Sendepause.

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