309. Reisetag
7316 km
Der Schaden ist behoben – fast. Vor mir steht ein neues Netbook, nur fehlen die Daten. Die Leere im Mailordner erinnert mich an meine Trägheit mit dem Antworten, das geht jetzt nicht mehr, da alle Mailadressen verschwunden sind. Wer also Lust verspürt, mir trotzdem wieder eine Mail zu schicken – ich würde mich freuen und verspreche ein schnelles Reagieren.
Mit den ersten Sonnenstrahlen (vor drei Wochen) verlasse ich den Campingplatz an der Gorge mit den vielen „Fliegenden Füchsen“. Die morgendliche Frische ist angenehm, der Wind steht günstig und nur wenige Autos sind unterwegs. Bereits um 9 Uhr erreiche ich Katherine. Die kleine Cabin auf dem Campingplatz (vom ersten Besuch) ist nicht frei. Ich nutze mein Zelt. Der Platz ist zugig, hat kaum Gras und ein heftiger Wind bläst Staubwolken vorbei. Nicht das beste Umfeld, zum Glück nur für einen Tag.
Nach dem Zeltaufbau ist Shopping angesagt. In der Stadt gibt es einen Woolworth, den letzten großen Supermarkt für die nächsten 500 Kilometer. Die Kleinstläden unterwegs haben fast nur Junkfood. In Restaurants gibt es aber neben den üblichen Hamburgern auch vernünftiges Essen.
Unterhalb des Campingplatzes sprudelt eine heiße Quelle. Trotz des warmen Wassers ist das Bad erfrischend und hilft ein wenig gegen die Nachmittagshitze.
Am nächsten Morgen, Aufstehen und Zeltabbauen im Dunkeln, frühstücken und mit der aufgehenden Sonne aufs Rad. Die ersten 50 Kilometer lege ich auf dem Stuart-Highway zurück, die N-S verlaufende Hauptverbindung durch das Innere Australiens. Wider den Ankündigungen von australischen Reisenden, der Verkehr (auf diesem Abschnitt) hält sich in Grenzen. Aufpassen muss ich bei der Begegnung mit den Road-Trains. Diese Lastwagen dürfen bis zu vier Anhänger ziehen und beim Vorbeifahren entfachen sie einen kräftigen Zug. Wenn ich sie im Rückspiegel sehe fahre ich vorsorglich auf den Seitenstreifen oder halte an.
Die letzen 20 Tageskilometer lege ich auf einer Nebenstraße zurück. Mit dem Richtungswechsel schlägt mir der Wind entgegen. Und es wird heiß. Zu heiß, um die Fahrt zu genießen. Mir wird klar, ich muss früh losfahren um mein Tagesziel möglichst bis 9 Uhr zu erreiche.
Die Straße endet an einem kleinen Wasserfall. Ich stehe vor einem Campingplatz mit grüner Wiese und Schatten spendenden Bäumen. Dahinter ein Teich zum Schwimmen. Laut Schild Krokodilproof. Eine Oase umgeben von trockenem Buschland.
Bevor ich das Zelt aufbaue, nehme ich ein erfrischendes Bad. Fühle mich wohl danach, entspanne im Schatten auf meinem neuen Stuhl. Marie lachte ich anfangs aus, als sie die Idee mit dem Leichtstuhl einbrachte. Und jetzt möchte ich ihn nicht mehr missen.
Ich bleibe den nächsten Tag an diesem schönen Ort. In den frischen Morgenstunden umwandere ich zwei weitere höher gelegene Seen. Wundere mich, dass der Fluss sie noch immer mit Wasser versorgen kann. Der letzte Regen ist im April gefallen.
70 Kilometer liegen bei der Weiterfahrt vor mir. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 15 km/h benötige ich dafür ca. 4 Stunden. Um meinen Vorsatz durchzuführen stehe ich um 4 Uhr auf, damit ich nach Zeltabbau und Frühstück um 5 auf dem Rad sitze.
Es ist ein neues Erlebnis nachts zu fahren. Die Sicht ist auf den Lichtkegel meiner Lampe begrenzt, seitlich nur Dunkelheit. Das Treten und der Atem kommen mir gleichmäßiger vor, nichts lenkt mich ab. Es ist (fast) ein meditatives Fahren.
Die Dunkelheit währt nur kurz. Bereits nach einer Stunde sehe ich einen Lichtschimmer am Horizont. Erst nur in den Umrissen, dann langsam erkennbar taucht das Umfeld in der Dämmerung auf, bis nach der nächsten Stunde die ersten Sonnenstrahlen Schatten erzeugen. Diese ersten Morgenstunden zu erleben ist schon ein tolles Gefühl.
Pine Creek, ein kleiner Durchgangsort am Highway, erreiche ich wie geplant um 9 Uhr. Es gibt ein Hotel und ein Restaurant mit Bar nebst angeschlossenem Campingplatz. Auf letzterem beziehe ich eine günstige Cabin (für Australische Verhältnisse mit 50 €). Ein kleiner Raum mit Bett nebst Laken, Stuhl, kleiner Ablage, Kühlschrank und AirCon. Ich kann diesen bereits in der Frühe beziehen und ein Vormittagsschläfchen halten.
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