354. Reisetag
8284 km
Die Landschaft der Insel Lombok ist geprägt durch den 3.726 Meter hohen Vulkan Rinjani, dem zweithöchsten in Indonesien. Einen Abstecher mache ich zu seiner südliche Flanke, um dem ländlichen Leben ein wenig näher zu sein.
Die Unterkunft recherchiere ich im Internet. Abseits von Stränden und größeren Orte sind diese rar. Sie liegt in ca. 45 km Entfernung und 400 m Höhe am Randes der Rinjani Nationalparks.
Genussvoll wird die Fahrt erst nach dem Verlassen der Hauptstadt und -straße. Auf den Nebenstrecken bin ich mitten im Landleben. In kleine Orten mit großen Moscheen, fahre zwischen Reis-, Mais- und Gemüsefelder auf guten Straßen und holperigen Wegen, bei denen ich bange habe, dass sie unversehens enden. Immer wieder wird mir unterwegs zugerufen: „Where do you go?“ Den Namen meines Ziels weiß ich natürlich nicht. Ist, wenn überhaupt, nur ein Kleinstdorf. Und wohin mich mein (Lebens-)Weg noch führen wird weiß ich noch weniger.
Die ausgesuchte Unterkunft liegt inmitten von Reisfeldern und Fischteichen. An einem Tisch sitzen einige Jungs. Ich versuche eine Unterhaltung auf Indonesisch, Englisch sprechen sie nicht. Alter, Name und woher klappt bereits. Ich bestelle einen „kopi tampa gula dan susu“ (Kaffee ohne Zucker und Milch). Neben einigen Bambushütten zur Übernachtung ist es auch ein Restaurant.
Am Nachmittag erschallt Trommel- und Schellenmusik. Ich werde gefragt ob ich die traditionelle Musik life erleben möchte. Ein Junge wird abgeordnet mich auf seinem Motorrad dort hin zu bringen. Zwei Musikgruppen begleiten mit Trommeln und Schellen im Nachbardorf einen Hochzeitsumzug. Die Teilnehmer des Umzuges sind festlich gekleidet. Die Braut scheint ein wenig überfordert zu sein. Freudig wirkt sie nicht. Den Bräutigam habe ich nicht ausfindig machen können.
Ich bin zwar mitten in der Natur, kaum Mücken, die mich piesacken und die Temperatur stimmt. Ohne Fan ist es in meiner Hütte auszuhalten. Ruhe finde ich trotzdem nicht. Die halbe Nacht konzertieren die Frösche im Reisfeld und in der morgendlichen Nacht startet ausdauernd der Muezzin. Kräftig in die Höhe radele ich an diesem Tag, in den den Rinjani umgebenden Nationalpark, in diesem Bereich mit vielen Wasserfällen. Ich werde am Eingang des Parks von einem Guide mit einer so angenehmen ruhigen Stimme angesprochen, das ich einwillige. Normalerweise bin ich lieber alleine unterwegs. Ohne ihn hätte ich auch nicht alle Wasserfälle gefunden. Ein Fall von den fünf gesehenen ist etwas besonderes. Direkt aus einer Quellschicht stürzt das Wasser in die Tiefe, kein Fluss, der in speist. Der Nationalpark ist nicht der Natur überlassen. Er ist Regierungsland, die Familien der umliegenden Dörfern dürfen jeweils Teilflächen kultivieren. Sie pflanzen Bananenstauden und Kaffeesträucher, die eine gewisse Höhe benötigen. Vereinzelt stehen Kakaobäume.
Nach unserem Rundgang lädt mich mein Guide zu sich nach Hause ein. Es gibt etwas zu essen und der Muezzin ruft. Ich sitze plötzlich alleine da, mein Guide und dessen Vater ziehen sich schnell um und verschwinden zur nahen Moschee. Nach ca. 20 Minuten kommen sie wieder und wir trinken Kaffee zusammen. Mein Guide erklärt mit die wichtigste Sportart der Insel – Gangsing. Ein Kreisel wird mittels Seil zum Drehen gebracht. Anschließend wird dieser von anderen Kreiseln getroffen. So ganz habe ich nicht verstanden wie daraus ein Mannschaftsspiel wird. Was bei uns der Fußball, ist hier das Gangsing-Spiel.
Am nächsten Tag beende ich meinen Abstecher ins Landesinnere und fahre zurück an die Küste. Eine einfache Fahrt. Es geht bergab – ich lasse es rollen.
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