8581 km
So weit ich (übers Land) schauen kann, ich sehe nur Olivenbäume, bis weit hinauf in die Berge. Die Olive ist in dieser Region das einzige Landwirtschaftsprodukt.
Die Stämme manch alter Olivenbäume erinnern mich an die „Ents“ in Herr der Ringe. Man sagt, je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag. Am ertragreichsten ist ein Olivenbaum nach etwa 20 Jahren.
Es ist Erntezeit. Die Männer schlagen mit Stöcken auf den Baum ein, darunter liegen Netze zum Auffangen. Nach dem groben Entfernen der Blätter kommen die Oliven in einen Sack. Die Ernte von ungefähr vier Bäumen füllt einen 100 kg Sack. Dafür erhält der Bauer 100 Lira (37 Euro). Daraus werden dann später ca. 15-20 l Olivenöl.
Ich probiere eine frische Olive, sie schmeckt bitter. Nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die Bitterstoffe ausgeschwemmt werden, wird sie erst essbar.
Im nächsten Ort ist eine ehemalige Olivenölfabrik in ein Olivenmuseum umgewandelt. Ich schaue mir den alten Produktionsvorgang an.
Die Oliven wurden mit Granitmahlsteinen zerquetscht, der entstehende Olivenbrei auf Matten gestrichen, die dann in einer Presse übereinander gestapelt wurden. Nach der Pressung entstand eine Mischung aus Olivenöl und Fruchtwasser, welches getrennt wurde.
Direkt neben der Straße steht eine Ölmühle. Ich halte an und kann problemlos die Mühle besichtigen.
Die Herstellung des Öls hat sich im Grunde kaum verändert. Die Oliven werden zuerst von kleinen Ästen oder Blättern befreit und gewaschen. Danach zerquetschen schweren Ölmühlen aus Edelstahl sie zu einem feuchten Brei. Dieser wird auf maximal 27 Grad erhitzt, damit die wertvollen Inhaltsstoffe der Oliven erhalten bleiben. Der Olivenbrei wird in Zentrifugen vom Olivenöl/Fruchtwasser-Gemisch getrennt. Zuletzt wird das Olivenöl wieder in einer Zentrifuge vom Fruchtwasser getrennt, gefiltert und abgefüllt.
Der feste Rückstand wird getrocknet und als Heizmaterial verwendet.
Morgens komme ich etwas schwer in die Gänge, zumal wenn ich weiß, dass es draußen kalt ist. Mein nächster Übernachtungsort steht noch nicht fest. An der Küste und in den Orten gibt es viele Unterkünfte. Die meisten werden wohl im Winter geschlossen sein.
Zunächst durchfahre ich das Hügelland weiter auf der Nebenstrecke.
Ich mache eine kleine Pause auf der Terrasse eines, wie ich dachte geschlossenen, Restaurant direkt am Wasser. Die Sonne hat den Frost der Nacht verdrängt. Es ist angenehm warm. Eine Tür geht auf und ein Mann kommt mit einer Tasse Tee für mich vorbei. Wir unterhalten uns ein wenig, dann fahre ich weiter. Die Hügel werden flacher, die Straße verläuft schon mal direkt am Wasser.
Am Straßenrand iat ein Esel. Ich halte an. Ein Mann kommt aus dem Olivenwald und begrüßt mich. Ich sehe, dass er und seine Frau bei der Olivenernte sind. Sie sortieren die Blätter aus den Oliven heraus. Mit dem Esel wird wohl später der Sack transportiert.
Leider ist die Nebenstrecke bald zu Ende. Ich erreiche die 6-spurigen Schnellstraße mit kaum Verkehr. Die Fahrt wird einfacher – glatter Asphalt, kaum Hügel. Dafür ist der Kontakt zum Umfeld deutlich reduzierter.
In der nächsten Ortschaft halte ich an und schaue in das kleine Hafenviertel. Mir gefällt es hier. Die Hotels sind alle geschlossen, aber ich finde eine Pension. Am Abend suche ich mir an einem Stand am Hafen einen Fisch aus und lasse diesen dort direkt braten, dazu gibt es Brot, eine Zitrone und Tee.
Den nächsten Tag verbringe ich meist auf der autobahnähnlichen Schnellstraße. Teilweise ist diese noch im Bau. Eine Seite ist gesperrt, aber mit dem Fahrrad gut befahren. So habe ich drei Spuren nur für mich. Erreiche eine Baustelle. Mir wird vom Bautrupp Tee angeboten. Alle Baumaschinen kommen aus Deutschland wird mir gezeigt. Zum Schluss gibt es das Gruppenfoto.
Nach stresslosen 60 km erreiche ich die Stadt Ayvalik und finde eine schöne Pension.
Es ist der 24. Dezember. Weihnachtlich ist hier nichts, vermisse es auch nicht.
Möchte mich für die vielen Mails bedanken, die mich immer erfreuen.
Euch wünsche ich schöne Weihnachtstage.
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