Apr 042014
 

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333. Reisetag
334. Reisetag

 

Der Frost der Nacht lässt Blüten und Blätter am Morgen hängen. Die Aprikosenernte wird gering ausfallen.
Die Nachricht vom Sieg Erdogans bei den Wahlen am gestrigen Sonntag bedrückt mich. Sein Draufschlagen und drohen, die Gegner zu vernichten wird die Spaltung im Lande noch verstärken.
Mein kleines Glück wird davon nicht berührt. An diesem Abend wird Marie am Flughafen von Kayseri ankommen.

Den Tag nutze ich für einen Spaziergang durch das Zemi-Tal. Der Weg führt mich vorbei an hohen Felsen, durch schmale Felsspalten und entlang von Wasserläufen. Wenn ich auf einer Höhe ankomme, sehe ich die schneebedeckten Kuppen des Erciyes in den blauen Himmel ragen.
Am späten Nachmittag fahre ich mit dem Flughafen-Zubringerbus zum 80 km entfernten Kayseri. Klappt alles prima, Marie kommt pünktlich an.

Nach dem wunderbaren Frühstück am Morgen auf der Fernblick-Terrasse verbringen wir den ersten Tag mit einer Wanderung durchs Liebestal. Die besondere Form der Feenkamine hat dem Tal seinen Namen gegeben. Eine Wanderung zu zweit ist schön, wir können uns zusammen über die grandiose Landschaft freuen. Die Tour endet im Touristenort Göreme. Durchs Taubental gelangen wir zurück auf die Höhe von Uchisar.

Der nächste Ausflug führt uns nach Ortahisar. Zunächst nimmt uns an der Hauptstraße ein Auto mit. Der deutschsprechende Fahrer begrüßt uns mit einem Zitat aus dem Kleinen Prinzen „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Viele seiner Landsleute sprechen ein sehr gutes akzentfreies Deutsch. Am Ortseingang sehen wir diverse Zementrohre aus den Hügeln ragen. Diese belüften riesige Lagerhallen in Tuffsteinhöhlen. In diesen natürlichen Kühlräumen werden vor allem Zitronen und Orangen, aber auch Kartoffeln usw. gelagert. Die halbe Türkei wird von hier aus versorgt. Im Zentrum des Ortes stauen sich die Touristenbusse. Es gibt einen alten Ortskern mit einem schwindelerregenden Aufstieg auf einen durchlöcherten Burgberg mit schöner Weitsicht. An einem Fruchtsaftstand treffen wir auf Crazy Ali, einem außergewöhnlichen Menschen, der Gedichte schreibt, und früher Nachtwanderungen bei Mondschein angeboten hatte. Leider hat er starke Rückenschmerzen und kann diese Touren nicht mehr durchführen. Von ihm erhalten wir den Hinweis uns ein Felsenkloster am Ortseingang anzuschauen abseits der Touristentröme.
Die in Felsenkammern gehauenen Kirchen haben im Inneren Säulen und zeigen häufig Wandmalereien. Von außen sind sie nicht zu erkennen. Nach dem Abzug der Christen wurde der Eingang zugemauert und Löcher für Tauben geschaffen. Jährlich wurde dann der Mist als Dünger geerntet.

Nach diesem Besuch wandern wir Richtung Ibrahimpasa, einem kleinen Ort ca. 2-3 km von Ortohisar entfernt. Der zuvor vermutlich idyllische Weg ist durch die Verlegung einer Kanalisation total aufgewühlt. Ibrahimpasa ist ein vom Tourismus wenig belasteter Ort. Auf dem Dorfplatz sitzen die Männer beim Tee, etwas abseits die Frauen auf den Stufen der Häuser. Wir genießen das Treiben auf dem Dorfplatz bei einem Tee und machen uns danach auf den Rückweg.

Für Donnerstag ist Regen angesagt, dennoch lassen wir uns nicht von einer Wanderung durch die wunderschöne Landschaft Kappadokiens abhalten. Wir starten von einem Parkplatz mit einem traumhaften Blick über die Felslandschaft. Gemütliche Polster und Sitzkissen laden zum Verweilen ein. Da wir gerade gefrühstückt haben lehnen wir die Angebote von Orangensaft und Cay ab. Auf schmalen verschlungenen Pfaden steigen wir ins Rosental hinab. Die Wege sind häufig nur mit Leitern und in den Felsen gehauenen Stufen zu bewältigen. Steile Abstiege sind auf rutschigen Wegen mit Seilen gesichert.
Felsenkirchen säumen unseren Pfad. Die besterhaltene besteht aus mehreren Stockwerken mit Säulen und einzelnen Malereien.

Unten im Tal bearbeitet ein Rentner sein kleines Weinfeld. Er lädt und zum Tee ein, den wir dankend annehmen. Beim Gespräch im gebrochenen Deutsch erzählt er von seinem einjährigen Aufenthalt in Deutschland. Kurz vorm Aufbruch legt er Marie ein Kopftuch in türkischer Tradition um. Ihr Aussehen verändert sich frappierend.
Auch dieser Tag wird wieder von einem vorzüglichen dreigängigen Abendessen von Almut gekrönt.

Am Freitag warte ich mein Fahrrad. Mache einen Ölwechsel am Rohloff-Getriebe und tausche die Kette. Die Komponenten dazu hat Marie mir mitgebracht.

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