Es ist zu erwarten, der Geheimtip des Reiseführers ist ein Touristenparadies.
Die Stadt Coron und gleichnamige Insel gehört zur etwas abseits gelegenen langgezogenen Inselgruppe Palawan. Diesmal sind es nicht die Korallen- sondern die Schiffswracktaucher, die dieses Ziel ansteuern. In den Schlachten des 2. Weltkrieges wurden nahe der Insel zahlreiche japanische Kriegs- und Handelsschiffe versenkt.
Ansonsten hat Coron wenig zu bieten. Eine Hauptstraße mit vielen Touristenunterkünften und laut knatternden Tricycle. Zum Wasser hin, auf einer großen aufgeschütteten Fläche, stehen einfache Marktbuden. Daneben werden Busse und Jeepneys für die Fahrt ins Inselinnere beladen. Im Hafen liegt für einen halben Tag das Kreuzfahrtschiff „Europa“ am Pier und überschwemmt die kleine Stadt mit Deutschen. Beim Essen treffe ich einen Musiker, der in der Band an Bord für zwei Monate engagiert ist. In vier Tagen, in Hongkong läuft sein Vertrag aus.
Ich miete mir ein Motorrad und teilumrunde die Insel. Meist durchfahre ich hügelige Landschaften. Nur selten kann ich einen Blick auf die Küste werfen. Ist etwas langweilig.
Ich halte bei einer Ansammlung von Menschen. Ein Hahnenkampf steht an. Es müssen gut ausgebildete Kampfhähne gewesen sein. Bevor ich meine Kamera zücken kann ist der Kampf bereits beendet. Der eine liegt blutend und tot auf dem Boden, der andere haucht 10 Sekunden später sein Leben aus. Ich habe es nicht bemerkt, glaube aber wegen der Kürze des Kampfes, dass die Sporen der Hähne mit Klingen bestückt waren. Wetten auf den Sieger scheinen nicht abgeschlossen zu sein. Oder gibt es bei zwei toten Hähnen keinen Sieger?
Andere junge Männer stehen daneben mit ihrem Hahn auf dem Arm. Fast zärtlich scheint der Kontakt zu ihren Lieblingen zu sein. Frauen interessieren sich nicht für das Hahnenspektakel.
Mein drittes Sylvester unterwegs verbringe ich unspektakulär zusammen mit einem Russisch-Schweizer Pärchen auf der Hotelterrasse bei Cola mit einheimischem Rum. Zum Jahreswechsel wird geknallt, nur vereinzelt steigen Raketen in die Luft. Schon bald gehe ich schlafen. Am nächsten Morgen bin ich bereits um 7 Uhr am Hafen. Mit einer Bangka fahre ich mit weiteren 18 Touristen die nächsten 8 Stunden zur Stadt El Nido auf der Hauptinsel. Das Boot ist nicht sehr groß. Die Wellen auf dem offenen Meer schaukeln es kräftig durch.
Obwohl nur ein kleiner Ort ist El Nido das Highlight der Palawan Touristen dank Sandstrand und Inselhopping mit Tauchen und Schnorcheln.
An der Straße beim Verlassen des Hafens steht eine Pension/Hotel neben dem anderen. In der ersten Reihe zum Wasser die teuren und besseren, landeinwärts wird’s billiger und schlechter. Dazwischen in diversen Buden und Hütten viele Verkaufsstände mit ähnlichem Angebot. Jeder möchte am Touristenkuchen teilhaben.
Es ist Hauptsaison, ich muss Suchen und finde in den hinteren Reihen eine annehmbare Unterkunft. Abends am Strand kommen alle zusammen. Auch ich sitze an einem Tisch mit Meerblick. Die Sonne geht unter, das Bier ist kalt und der Fisch schmeckt. Das ist trotz Umtrieb schön.
Einen Tag bleibe ich zunächst in El Nido, dann fahre ich mit dem Bus in die 300 km entfernte Inselhauptstadt Puerto Princessa um dort mein in zwei Tagen ablaufendes Visum zu verlängern. Im Office of Immigration sind die Bediensteten, im Gegensatz zu bisherigen Behörden, ausnehmend freundlich. Ich erhalte nach kurzer Wartezeit die 29-tägige Verlängerung.
Am Morgen geht’s wieder mit dem Bus zurück nach El Nido. Rad nebst Gepäck konnte ich dort in der Unterkunft lassen.
Ich lege noch einen faulen Zwischentag ein bevor ich mich wieder aufs Rad schwinge.
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