Mrz 042016
 

P12107231028. Reisetag

30.321 km

 

Meine geplante Reiseroute entlang der Ostküste Samars ändere ich. Per Mail habe ich eine Einladung erhalten, die sehr verlockend klingt. Joni bietet Touren in den Untergrund an. Caving in eine der vielen Höhlen des Karstgebirges. Über meinen Blog ist er auf mich gestoßen und als begeisterter Radfahrer hat er mich eingeladen. Der Blick auf seine Internetseite www.trexplore.weebly.com überzeugt mich ihn zu besuchen.

Dafür muss ich die Inselseite wechseln. Ich habe Glück, in 50 Kilometer gibt es die einzige Straße, die das bergige Inselinnere durchquert. Weniger Glück habe ich mit dem Zustand der Straße. Sie wird gerade erneuert. Der viele Regen sorgt für gut gefüllte Schlammlöcher. Ich schaffe es so gerade nicht mitten drin absteigen zu müssen. Das Fahren wird anstrengend und vom Regen bin ich durchnass. Unterstände gibt es in dieser einsamen Gegend keine.

Am Nachmittag erreiche ich die größere Stadt Catbalogan, in der Joni lebt und von der aus seine Touren starten. In seinem Haus gibt es einige Gästezimmer, von dem ich eins belegen kann. Am übernächsten Tag haben Gäste eine Caving-Tour gebucht, an der ich teilnehmen werde.

Jonis Höhleninteresse ist in der Gegend bekannt. Die Menschen aus der Umgebung machen ihn auf Höhlen aufmerksam und er erforscht sie. Den Einheimischen sind die Höhlen suspekt. Sie sind unheimlich und voller Geister.

Morgens treffe ich die Teilnehmer der Höhlentour beim Frühstück. Hauk aus Amerika, 76 Jahre alt und ein deutsch-südafrikanisches Paar, das in Australien lebt.

Die erste Strecke legen wir in einem öffentlichen Bus zurück, danach marschieren wir in die Berge zum Höhleneingang. Wir erhalten unsere Ausrüstung. Helm mit Lampe, einen Overall und Handschuhe.

Die nächsten fünf Stunden bewegen wir uns untertage. Ohne Stirnlampe wäre es stockdunkel, ohne Guide hätten wir nicht zurückgefunden.
Die Fortbewegung in den Gängen und Sälen ist nicht einfach, es ist oft mehr ein Klettern. Manchmal auf beängstigend schmalen Gesteinsvorsprüngen. Ein Sturz wäre tief. So eine Tour dürfte in Europa wohl aus Sicherheitsbedenken keiner anbieten.

An den Decken und Vorsprüngen hängen die Stalagtiten. Kleine und große, meist mit einem Wassertropfen an der Spitze. Am Boden stehen die Stalagniten und manchmal haben sich beide getroffen und bilden eine glitzernde Säule. An den Wänden haben sich im Laufe der Jahrhunderte die verschiedensten Formen aus feinen Kalkkristallen gebildet. Sie sehen manchmal aus wie versteinerte Wasserfallkaskaden.

Im Schein der Stirnlampe sehe ich viele Insekten herumfliegen. Durch den Schein unserer Lampen sind einige Fledermäuse irritiert und flattern dicht an uns vorbei. Ein fast durchsichtiger dünner Wurm spinnt Fäden von der Decke. In einem Wasserloch ruht eine Schlange. Krebse und spinnenartige Tiere mit langen Fühlern laufen durchs- und über dem Wasser. In der Dunkelheit gibt es reichlich Leben.

Durch einen Schacht im Boden klettern wir ca. vier Meter hinunter in eine tiefere Ebene. Gesichert sind wir durch ein Seil. Das beruhigt.

Unsere Ausrüstung erweitern wir durch Schwimmwesten. Der Weg geht entlang und durch einen unterirdischen Fluss. Mal ist er tief und wir schwimmen, mal können wir waten. Gegen die schwache Strömung geht es über kleine Wasserfälle in die Höhe bis zum „Ende“, bzw. bis er unterhalb einer Steinwand heraussprudelt. Durch das Einstiegsloch geht es etwas später wieder zurück in die obere Ebene.
Wir klettern entlang weitere Gängen und schauen uns Tropfsteingebilde an. Durch einen kleinen See schwimmend gelangen wir unter Felsüberhänge zum Höhlenausgang. Bei etwas höherem Wasserstand wäre dieser Weg versperrt.

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir einen Fluss. Zwei Boote warten bereits und bringen uns durch schöne Landschaft zur Hauptstraße. Ein Jeepney wird angehalten. Auf dessen Dach fahren wir zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Es ist eine spannende Entdeckungstour für mich gewesen. Nicht zu vergleichen mit den vielen Touristenhöhlen die ich besucht habe.
Joni hat die Tour für uns in Bildern festgehalten. Besten Dank für dieses Erlebnis. Der Routenwechsel hat sich für mich gelohnt.

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