16.711 km
Thanjavur war einst die Hauptstadt des großen Chola-Reiches. Zur Zeit des Königs Rajaraja I entstand die große Anlage des BrihadishwaraTempels (1003-1010), die zum Weltkulturerbe gehört. Über das weitläufige Grasgelände der von hohen Mauern umgebenen Anlage sind diverse Schreine verteilt. Das Besondere ist die Schlichtheit der vielen Reliefs aus gelbbraunem Granit. Ein angenehmer Gegensatz zu den sonst grellen und eher kitschigen Figurenfarben der anderen Hindutempel.
Vor dem Haupttempel steht die größte Kuhstatue Indiens „Shivas heiliger Bulle“. Sie wurde aus einem einzigen Felsen gehauen. Der Haupttempel ist gedrängt voll mit Pilgern und es ist fürchterlich warm darinnen. Ich verzichte bis zum Heiligtum vorzudringen. Dieses mal ist es keine Statue von einem Gott, sondern ein 4 m hoher Shiva-Lingam, der sich unter einem 61 m hohem Turm befindet. An der Mauer der Tempelanlage stehen hunderte weitere aus Fels gehauene kleine schwarz angemalte Lingams. Manche einzeln in eigenen Räumen, andere in Serie. Der Samen Shivas soll dadurch in die Welt gelangen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Königspalast. Eine Mischung aus verfallenen und renovierten Gebäuden, aus wahllos zusammengestellten royalen Erinnerungsstücken und Kunstgegenständen.
Die Stadt Thanjavur empfinde ich als extrem laut und schmutzig. Der Müll wird einfach auf die Straße gekippt. Es gibt viel Verpackungsabfall, aber keine Mülltonnen. Da es oft regnet ist vorsichtiges Gehen angesagt um nicht im Match oder Müll zu stapfen. Nachts werden die Straßen gesäubert. Am Morgen sehe ich zusammengefegte Haufen.
Bin froh die Stadt nach einem Tag zu verlassen. Sie hat mich müde gemacht.
Habe das Glück die Weiterfahrt auf Kleinststraßen fortzusetzen. Ich durchfahre die flache Landschaft der Reiskammer Tamil Nadus. Vorbei ein Kanälen und Reisfeldern, auf denen gearbeitet wird.
In einem kleinen Dorf besuche ich einen weiteren Tempel der Chola-Architektur, nicht ganz so groß wie in Thanjavur. Um zum Eingang zu gelangen muss ich an einer großen Kuhstatue vorbei durch kniehohes Wasser waten. Auch hier besteht der Hauptaltar aus einem geschmückten Lingam.
Ich übernachte in der naheliegenden Stadt Kumbakonan. Besuche dort am Abend einen der drei großen Tempel neueren Datums. Am nächsten Tag erreiche ich den ruhigen Küstenort Tranquebar, einem ehemaligen dänischen Fort. Die Dänen verkauften ihre Niederlassung 1845 an die britische Ostindienkompanie. In dem Fort-Museum war nachzulesen, das Dänemark dafür 20 Jahre lang Pacht an den herrschenden Maharadscha zahlte. Nur ca. 10 Schiffe aus Dänemark liefen in dieser Zeit die Enklave an. Ganz schön teuer so eine Kolonisation.
Es ist ein gemütlicher Ort zum Ausspannen nach den hektischen Städten. Habe Andrea wieder getroffen. Wir bleiben einen Tag in einer luxuriösen Unterkunft am Strand.
Nur 50 km weiter nördlich liegt die Stadt Chidambaram, mein nächstes Tagesziel mit einem großen Tempel aus der Chola-Zeit. Der Legende nach trat Shiva hier mit Kali in einen Tanzwettstreit. Als Shiva einen Ohrring verlor und ihn mit dem Fuß wieder vom Boden aufhob, konnte Kali die Bewegung nicht nachmachen. Shiva errang den Titel Nataraja (Herr des Tanzes). In dieser Form wird er im Tempel verehrt und es ist eine der heiligsten aller Shiva-Stätten.
Die Tempelanlage verfügt über vier große Eingangstore mit unzähligen Stein- und Stuckarbeiten. Es gibt einen heiligen Teich um sich rein zu baden im eher schmutzigen Wasser. Eine steinerne Kuh blickt hinter Gitter an eine Wand. Lebende Kühe werden auf dem Tempelgelände gemolken. Eine große Tempelhalle mit kunstvoll verzierten Säulen scheint dem Geruch nach der Kuhstall zu sein.
Der große Haupttempel ist ein Labyrinth von Gängen, Schreinen und Sälen. Es ist Puja-Zeit. Glocken werden geläutet. Brennende Öllampen werden um die Statue im inneren Schrein geschwungen. Gläubige geben ihre Spenden in Form von Kokosnüssen und Blumen an die Priester. Wie in allen Tempeln darf im Inneren nicht fotografiert werden.
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