2698 km
Nach dem Frühstück fahre ich weiter die Tarn aufwärts. Es wird hügeliger, das Tal weiter, mit viel Wald an den Hängen. Ab und zu sehe ich kleine Orte unten an der Tarn oder am Hang.
Eine Klettergruppe hängt im Felsen. Gruppen von Kanufahrern lassen sich lautstark treiben. Das Ende der Schluchtstraße ist mittags erreicht, die Befahrbarkeit mit den Kanus wohl auch, denn ich sehe keine mehr. Das Flussbett wird steiniger und schmäler. Fahre jetzt kräftig in die Höhen der Cevennen hinein. Im Ort La Pont de Montvert – es gibt eine alte Brücke über die Tarn – übernachte ich auf einem schönen Zeltplatz. In der Sonne ist es trotz der Höhe von 900 m noch warm.
In diesem Ort treffen bekannte Wanderruten zusammen. Viele Wandersleut sind unterwegs, mit schwerem Gepäck. Auf dem Zeltplatz unterhalte ich mich mit einem Paar aus Oberwinter bei Bonn, die drei Wochen mit Rucksack unterwegs sind.
Nach zwei mal Selberkochen ist ein Abendessen im Restaurant angesagt. Ein Menu ist ohne die regionalen Fleischerplatte nicht zu bekommen. À la Carte gibt es für mich eine Forelle (leider sehr klein). Die Käseplatte hinterher ist aber reichlich. Die Qualität kommt jedoch an die Roquefort-Käseplatte bei weitem nicht heran. Schlafe gut im Zelt.
Am Morgen ist es bewölkt, aber trocken. Es geht weiter in die Höhe auf fast 1200 m. Bald verabschiede ich mich von der Tarn. Sie entspringt weiter nördlich in den Bergen. Ca. 100 km bin ich an ihr entlang geradelt.
Es ist einfach schön durch die Berge zu fahren, solange die Steigung nicht zu viel Kräfte beansprucht. Einfach schauen, ein bisschen treten, Düfte wahrnehmen. Viel mehr benötige ich nicht um zufrieden zu sein. Eine vertraute Mitradlerin neben sich zu haben wäre noch das i-Tüpfelchen dabei.
Flache Hochtäler erinnern mich an die Alpen. Die Bauern verkaufen ab Hof ihre Käseprodukte, Fleisch und Honig.
Neben der Straße ist ein Tisch mit Süßigkeiten und Bananen aufgebaut. Wohl nicht für mich, darf mich aber daran laben. Es kommen Gruppen von RadrennfahrerInnen den Berg hochgefahren. Manche nehmen es ernst und kämpfen. Andere halten am Stand einen längeren Plausch. Sie freuen sich am Rennen teilnehmen zu können.
Es ist kalt geworden. Die gestrige Temperatur von 30 Grad wird nicht einmal zur Hälfe erreicht.
Der Pass ist überschritten. Die Sicht in das andere Tal noch klar. In steiler Fahrt geht es 600 m in die Tiefe – mit manchen kleinen Zwischenbergen. Je tiefer ich komme, desto höher erscheinen die Berge beidseits des Weges.
Nachmittags kommt der Regen ganz allmählich, wird immer stärker. Ziehe nach und nach meine Regensachen an, denn ich will es nicht so richtig wahrhaben.
Muss noch einmal auf 850 m Höhe den Berg hochfahren. Oben sind die Wolken (und natürlich der Regen). Mache mein letztes Foto an diesen Tag. Die Linse ist nass. Weitsicht gibt es nicht mehr.
Es wäre eine atemberaubende Abfahrt aus den Cevennen bei schönem Wetter geworden, mit Sicht ins tiefe Tal der Ardeche. Die letzten 15 km kann ich mich zwar rollen lassen, mit angezogener Bremse. Die Regentropfen schlagen mir dabei ins Gesicht. Ich muss auf Schlaglöcher aufpassen, darf nicht zu schnell werden auf der regennassen Straße. Der Nacken verspannt sich durch die etwas starre Kopfhaltung. Es ist kalt.
Im Ort Les Vans auf nur noch 200 m Höhe suche ich ein Hotel. Eins ist auf Dauer geschlossen, bei einem anderen ist es unklar, da alles zu ist. Lande schließlich in einem Selbstbedienungshotel. An einem Automaten muss ich Name und Zimmerwunsch angeben, Kreditkarte reinstecken. Danach fällt der Zimmerschlüssel heraus. Der Raum ist OK.
Am Tag kam ich bis auf den kleinen Rennimbiss wegen des Regens nicht zum Essen. Es gab auch keine Einkehrmöglichkeit. Habe mein Baguette mit Käse, dazu Pampelmusensaft und Jogurt im Hotelzimmer als Abendspeise eingenommen. Der Dauerregen lockt mich nicht zu einem Gang durch den Ort.
Sorry, the comment form is closed at this time.