Dez 072016
 
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Brückenerlebnis.

56. Reisetag

1288 km

 

Kaum sitzen wir am Morgen auf dem Rad kehren wir um. Den ersten Regenschauer warten wir noch im Trockenen ab. Den weiteren trotzen wir in Regenkleidung. Einen Tag sind wir auf Nebenstraßen unterwegs. Geteert oder was man hier als „Metalroad“ bezeichnet – grob und steinig. Sie führen uns zum Waikato-Rivertrail. Viele Berge, zwei Stauseen, Regen und die frustrierende Suche nach einem auf der Karte eingetragenen Campingplatz, den es nicht gibt. Wir schlagen unser Zelt am Ufer des Waikato-Rivers auf und genießen den Abend ohne lärmendes Umfeld.

Die Fahrt entlang des Flusses am nächsten Tag ist recht anspruchsvoll, alles andere als flach. Manch kurze steile holperige Passage zwingt uns zum Schieben. Das Wetter meint es gut, das Radeln bringt trotz Anstrengung Spaß.

Den River-Trail verlassen wir im kleinen Ort Mangakino. Im einzigen Laden frischen wir bei beschränkter Auswahl unsere Vorräte auf. Die nächste Einkaufsmöglichkeit gibt es in vier Tagen.

30 Kilometer Fahrt auf verkehrsarmem Highway verbindet uns mit dem Timber-Trail, die nächste Herausforderung. 85 Kilometer wird er uns abseits jeder Straße auf Trails durch den Pureora Nationalpark führen. Wir sind gespannt. Auf schmalen Pfaden tauchen wir ein in einen sattgrünen Regenwald. Flechten und Moose überziehen Stämme und alles was wächst. Sie verleihen dem Ganzen eine zauberhaft-märchenartige Atmosphäre. Wir befinden uns in einer anderen Welt.

Langsam geht es in die Höhe. Das erste Nachtlager schlagen wir vor einer Schutzhütte auf. Wasser holen wir aus dem nahen Bach. Am Morgen um und über uns eine dicke Nebelschicht. Zum Glück löst sie sich auf und die Sonne kommt zwischen den Wolken durch. Es geht bergauf, diesmal steiler, bis auf 1000 m Höhe. Wir passieren zwei Arbeiter, die den Trail in Stand halten.

Wir bewegen uns weiter an mächtigen Felswänden vorbei, durch dunkle in den Fels geschlagene Wegabschnitte und immer wieder durch üppiges, wucherndes Grün.

Täler werden von langen Hängebrücken überspannt. Die längste misst 140 m und führt uns in 60 m Höhe über die Baumwipfel.
Marie ist nicht schwindelfrei. Mit verbundenen Augen führe ich sie über die ersten Brücken. Die letzten schafft sie offenen Auges.

Auf diesen Pfaden legen wir bis zum Nachmittag 30 Kilometer zurück. Die Nacht verbringen wir auf einer Wiese am Trail. Die morgendliche Frische hilft uns den nächsten Berg zu erklimmen. Und dann geht es meist bergab – auf dem Gleisbett einer alten Tram. Vor 60 Jahren transportierte sie Holzstämme ins Tal. Um die Höhen zu überwinden wurde sogar eine Spirale in den Fels geschlagen. Richtig rollen lassen können wir uns nicht. Der unebene und steinige Weg schüttelt uns kräftig durch.

Im Tal angekommen verschwindet der Nationalpark-Forest. Privatland mit aufgeforsteten Kiefernwäldern und eingezäunte Wiesen prägen wieder die Landschaft.
Der Trail endet in der verschlafene Ortschaft Ongarue mit einfachstem Zeltplatz, leider direkt neben der Bahnschiene. Das donnernde Getöse der vorbeifahrenden Güterzüge verhindert den erquickenden Schlaf.

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