Der Abschluss unserer Reise durch Java erfolgt mit einer weiteren Vulkanbesteigung. Diese muss jedoch übers Wochenende warten um dem befürchteten Besucherandrang zu entgehen. Den Ansturm am Tempel Borobudur haben wir nicht vergessen.
Unsere Unterkunft in Banyuwangi ist ein schönes Hotel am Rande eines Parks. Mit dem ersten Einsatz des Muezzins werden wir auf das Kommende vorbereitet. Es bleibt nicht bei dem einen. In kurzer Zeit überschlagen sich die Rufe aus allen Himmelsrichtungen und ufern in eine für unsere Ohren unerträgliche Kakophonie hinaus – gelinde ausgedrückt. Nachmittags und abends wird der Lärmpegel durch eine Veranstaltung im Park gehalten und am Sonntag in der Frühe fortgesetzt. Zusätzlich werden ab 3 bis 12 Uhr ununterbrochen Koranverse zitiert. Zum Glück nur von einer Moschee. Ich glaube, es sind die lautesten zwei Tage meines Unterwegs sein.
Am Abend beruhigt sich die Lage. Das ist gut, denn am Morgen des nächsten Tages starten wir bereits um 0.30 Uhr.
Der Ijen ist ein besonderer Vulkan. Aus Solfataren im Kraterschlund strömen Schwefeldämpfe. Diese werden an den Austrittsstellen zum Abkühlen durch Rohre geleitet. Mit Stangen wird der danach verfestigte Schwefel für den Transport in Stücke zerschlagen. Anschließend tragen die Arbeiter die bis zu 80 kg schweren Körbe voller Schwefelbrocken über felsige Wege steil hinauf zum Kraterrand. Immer der Hitze beim Abbau und den ätzenden Schwefeldämpfen ausgesetzt. Dieser Arbeitsplatz gehört zu den zehn giftigsten der Welt. (Dazu ein Film: https://www.youtube.com/watch?v=bFnh2hpoodU)
Besagten Vulkan besteigen wir in der Frühe. Nach ca. zwei Stunden Marsch stehen wir in der Dunkelheit am Kraterrand. Beim Aufstieg lief der Schweiß, dann auf 2400 m Höhe wird es kalt und windig. Wir haben Glück, kein Regen. Manchmal schafft es der Mond zwischen den Wolken hervorzugucken.
Aus dem Kraterinneren steigen weiße Wolken auf. Keine normalen, wie uns unserer Führer erklärt, es sind Schwaden von Schwefeldämpfen, die vom Wind mal hier mal dorthin geblasen werden. Zum Schutz vor diesen beim Abstieg hinunter in den Krater erhalten wir Gasmasken. Dort möchten wir das Schauspiel des blauen Feuers beobachten, die Flammen des sich (selbst) entzündenden Schwefel. Das ist nur in der Dunkelheit möglich. Im Schein der Taschenlampe steigen, oder besser, klettern wir hinab. Ab und zu müssen wir Arbeitern mit ihrer Schwefellast in den Körben auf dem mühsamen Weg nach oben ausweichen. Die Gegensätze könnten nicht größer sein. Hart arbeitende Menschen und Touristen, die sich ein Schauspiel anschauen wollen. An diesem Tag sind es wenige. In der Hochsaison erreichen bis zu 1000 Besucher den Kraterrand, wie unser Führer sagt. Nicht alle steigen hinab.
Die Luft wird ätzend. Die Gasmaske schützt nur bedingt gegen die Dämpfe und das Lufteinziehen durch den Gasmaskenfilter wird schwieriger. Ich bekomme einen Hustenreiz. Marie hat wegen ihrer empfindlichen Augen den Abstieg bereits abgebrochen.
In der Ferne sehe ich für kurze Zeit ein blaues Leuchten. Dann verschwinde ich wieder in einer Dunstwolke. Hocke mich hin, schließe die Augen, das hilft ein wenig. Die Dämpfe verschwinden nicht, ich beschließe umzukehren. Erleichtert und durchatmend erreiche ich den Kraterrand.
Langsam wird es hell. Der Blick hinunter in den Krater mit dem Austritt der Schwefeldämpfe und einem See, der bei einem pH um 0,3 als „größtes Säurefass“ der Erde gilt, wird vorübergehend frei. Wir spazieren noch ein wenig entlang des Kraterrandes, bis die Wolken uns einholen.
Bereits um 9 Uhr haben wir unser Tagewerk vollbracht und sind wieder im Hotel. Dort packen wir unsere Sachen. Fahren mit einem Taxi zur Fährstation nach Bali und mit dem Bus zum Küstenbadeort nach Sanur.
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