4778 Kilometer
Ganz nah dran am Murray bin ich die nächsten 80 Kilometer – im Gunbower (aboriginal: mäandernder Fluss) Nationalpark. Ein Feuchtgebiet in dem vor allem der Red-Gumtree wächst, einer der vielen Unterarten des Eukalyptus und Lebensraum vieler Vögel. Durch dieses windet sich der Murray und ein weniger kurvenreicher River-Track.
Ein Schild zu Beginn des Tracks weist auf den Straßenzugang hin. Die Tücke nasser Wegstrecken spüre ich sehr schnell. Feuchter lehmiger Untergrund hat den Griff von Schmierseife. Nach dem ersten „fast in den Schlamm fallen“ werde ich vorsichtig und schiebe, bei größeren Schlammlöchern auch durch den Wald. Der Weg ist holprig, meist trocken und ohne große Anstrengung befahrbar, keine Autos.
Obwohl ich nur durch Wald fahre wird es nicht langweilig. Ich genieße den Blick auf knorrige alte Eukalyptusbäume, wundere mich über das frische Grün unter den Bäumen. Möglicherweise wurde das Unterholz „brandgerodet“ ohne dass die Bäume ersichtlichen Schaden nahmen. Ab und zu springt ein aufgeschrecktes Känguru über den Weg. An seinen Windungen nähert sich der träge dahinfließende Murray dem Track.
An einem Wehr mitten im Park gibt es sogar einen richtigen Campingplatz. Da es abends recht frisch wird übernachte ich in einer Cabin mit Heizung und Wasserkocher.
Diese Parkdurchquerung empfinge ich bisher als meine schönste Strecke in Australien. Sie ist leider endlich.
Am nächsten Tag durchfahre ich wieder Farmland abseits des Flusses. Neben Wiesen, Obst-/Nuss- und Wein-/Olivenplantagen sehe ich ein riesiges Baumwollfeld. Das einzige bisher. Die Pflanzen sind mit flauschigen Wolletupfer dicht bespickt wie ich es weder in Afrika noch in der Türkei gesehen habe. Große Rollen mit dicht-gepresster Baumwolle liegen am Wegesrand, Erntemaschinen sehe ich nicht.
Trotz geteerter Straße und erstaunlich wenig Verkehr ist das Fahren anstrengend. Ein beständiger Wind aus Nordwest, auf dem flachen Land durch nichts gebremst, bläst mir entgegen. Ermüdet erreiche ich die größere Murray-Stadt Swan Hill.
In einem Container auf einem Campingplatz verbringe ich zwei Nächte. Das ist gemütlicher als zelten – denke ich – ohne mein Umfeld zu kennen. Zwei junge Work-und-Traveller, die irgendwo auf den Feldern arbeiten und den Abend mit Fernsehen verbringen. Nach meinem Klopfen stellen sie es zwar leiser, bei der dünnen Zwischenwand bleibt es für mich trotz Ohrstöpsel störend.
Sehenswert in der Stadt ist das Open-Air Museum am Flussufer mit hölzerner Geschäftszeile und Wohnhäusern. In Reihe stehen alten Traktoren, ob mit Dampf betrieben oder mit Diesel.
Wo sind nur die alten Dampfmaschinen in Deutschland geblieben? Die muss es auch gegeben haben. Bis auf alte Loks sind sie nirgends zu sehen.
Etwas geschummelt wurde am Schaufelraddampfer. Der Antrieb ist auf Diesel umgestellt. Auf eine Rundfahrt mit ihm verzichte ich deshalb.
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