932. Reisetag
27.445 km
Blauer Himmel am Morgen. Es wird ein heißer Tag. Die Monotonie der Ölpalmenlandschaft ändert sich erst zur Mittagszeit beim Erreichen der Küste.
Ich durchfahre kleine Ortschaften. Am Straßenrand stehen wieder Häuser, daneben manchmal ein kleiner Acker.
An Ständen werden Fische verkauft, deren Geruch ich selbst beim Vorbeifahren wahrnehme. Kein Wunder bei fast 40 Grad.
In der Stadt Miri wollte ich eigentlich nur die Nacht verbringen. Am Morgen erwache ich jedoch mit triefender Nase und matschigem Kopf. Mein jährlicher Schnupfen nutzt den (fast) letzten Termin. Ich hatte ihn schon vorher erwartet, in den unterkühlten Fahrzeugen (Flugzeug/Schiff/Bus). Nur in den letzten Tagen gab es den Anlass nicht. Zum Glück ist er diesmal von schwacher Natur. Bereits am dritten Tag bin ich wieder fit und auf der Straße.
Zum zweiten Male verlasse ich Malaysia und wieder geht es in ein kleines Land. Brunei ist durch seine Öl- und Gasvorkommen reich geworden. Nicht das Land, sondern der Sultan, der es in einer Erbmonarchie beherrscht. Parteien sind verboten, es gilt das Scharia-Recht. Dass ich auf mein abendliches Bier verzichten muss, ist das kleinste Übel.
Der Grenzwechsel ist schnell und problemlos. Ohne Visa darf ich 90 Tage im Land bleiben.
Kaum bin ich im Lande, ändert sich das Umfeld. Ich durchfahre dichten Urwald. Was für ein Genuss für die Augen. Man hat sich in Brunei nicht die Mühe gemacht den Regenwald durch Palmölplantangen zu ersetzen. Das Geld kommt vom Erdöl und man hat es nicht nötig ihn abzuholzen. Der viele Verkehr ist leider geblieben.
In Serie, einer Stadt, die ihr entstehen einem großen Ölfeld verdankt, übernachte ich. Ölpumpen, merkwürdigerweise weltweit immer grün gestrichen, stehen verteilt in der Landschaft und machen ihre langsamen Hubbewegungen. Es gibt die große Raffinerie, das „billionth barrel monument (errichtet 1991 nach der Förderung des milliardsten Barrels) und das „oil and gas discovery centre“ der Brunei Shell. Letzteres habe ich besucht. Es ist eher ein Kinderspielplatz als eine Ausstellung zur Öl- und Gasförderung.
Brunei Shell gehört zur Hälfte dem Sultan. Keine andere Gesellschaft fördert Öl im Land und es gibt nur Shell-Tankstellen.
Am nächsten Morgen dringe ich durch grüne hügelige Urwaldlandschaften tiefer in das Sultanat ein. Vorbei an einzelne Häusern, manche fast villenartig. Vor jedem stehen immer mehrere Autos, die darauf hinweisen, dass wohl jeder Bewohner eins hat. Sprit ist mit ca. 0,35 €/l spottbillig.
Nach 90 Kilometer erreiche ich die Hauptstadt Bandar Seri Begawan. Ich übernachte in einem günstigen zentral gelegenen Guesthouse mit minimalster Ausstattung. Eine mittlere Kategorie gibt es nicht in der Stadt. Die gehobene Klasse setzt so bei 100 Euro die Nacht ein.
Es ist eine öde Hauptstadt. Sie versucht modern westlich zu wirken. Fastfoodketten präsentieren sich in pompösen Bauten. Es gibt einige schicke Cafes, eine Einkaufsstraße mit großem Shopping Mall und den bekannten Modekettenläden. Ich besuche natürlich den Supermarkt des Malls. Finde im Kühlregal nur Cheddar und La vache qui rit, beides ungenießbar. Dem Zentrum fehlen die Menschen, die es beleben.
Als Vorzeigebau der Stadt gilt die große Omar Ali Saifuddien Moschee (benannt nach dem Sultan, der sie errichten ließ). Zur Spiegelung der Moschee wurde extra eine künstliche Lagune um sie herum angelegt. Es ist ein muslimischer Protzbau, bei dessen Errichtung Geld keine Rolle spielte und sehr fotogen.
Deutlich interessanter als die Innenstadt ist mein Gang über die Pfahlwege und Brücken zu den zahlreichen Stelzensiedlungen an den Ufern des Brunei-Flusses. Ca. 20.000 Menschen leben hier in den unterschiedlichsten Häusern. Bunt gestrichen, mit Blumen verziert, alte und neue, aber auch in Reihe gebaute Siedlungshäuser stehen hier. Die Beförderung erfolgt mit Wassertaxis, die zwischen den Häusern und über den Fluss flitzen. Auch ich habe eins gemietet. Bin zwischen den Häusern herumgefahren und entlang von Mangrovenwäldern ein Stück den Fluss hinauf.
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