25.002 km
60 Teilnehmer und ich treffen am letzten Tag des Monats im Meditationszentrum des nahe gelegenen Klosters Suan Mokkh ein um an einem 10-tägigen Retreat teilzunehmen. Vor allem junge westliche Reisende wollen hier einen Einstieg in die Meditation finden. Ich bin erstaunt über den Bekanntheitsgrad dieses Zentrums. Jetzt ist Nebensaison. Zur Hauptreisezeit, wie mir gesagt wird, kommen monatlich bis zu 150 Menschen ins Zentrum.
Bei der Registrierung wird ein Teilnahmebeitrag von ca. 52 € erhoben, der die gesamten Kosten inkl. Essen für den Aufenthalt einschließt.
Computer, Handys, Kameras und Bücher werden abgegeben. Sie lenken ab, ebenso wie das andere Geschlecht. Die Trennung von Männlein und Weiblein ist strikt.
Auf einem großen mit Palmen und Bananenstauden bewachsenen Gelände stehen die offenen Meditationshallen und die einfachen Unterkünfte mit hartem Bett auf Betonsockel. Gewaschen wird sich an großen Becken aus denen man das Wasser mit Schüsseln über sich gießt. Weil die Thais sehr gschamig sind sollen bei der Ganzkörperwäsche Shorts getragen werden, die Frauen sich einen Sarong umlegen.
Am Abend nach der Einführung beginnt ein 10-tägiges Schweigen.
Regelmäßig um vier Uhr am Morgen weckt ein Gong und kurze Zeit später versammeln wir uns in der großen Halle.
Diese und weitere Sitzungen beginnen mit einem Vortrag über die Atem-Achtsamkeit – Mindfulness with Breathing: Die Kultivierung des Geistes mittels auf Ein- und Ausatmung gerichteter Achtsamkeit. Die Meditationsform, die von Buddha praktiziert und gelehrt wurde.
Im Anschluss an den Vortrag meditieren wir. Wenn das Aufstehen geschafft ist, mag ich die frühe Meditation. Rundherum ist es still und dunkel. Ich versuche mich konzentriert mit meinem Atem auseinanderzusetzten. Das ist meine Hauptaufgabe in den nächsten Tagen. Der Atem ist nicht immer so wie ich es mir wünsche. Er bockt zwischendurch, will nicht tief eingeatmet werden, ist unruhig. Die aufkommenden Gedanken versuche ich loszulassen bis sie wieder da sind. Das klappt in den Morgenstunden am Besten.
Das ruhige Sitzen bereitet mir weniger Probleme. Anders als in Myanmar. Dort waren die Sitzungen einfach zu lang für mich.
Noch in der Dunkelheit wechseln wir die Halle zu einer Yoga- und Tai Chi-Stunde. Die Yogaübungen empfinde ich recht anstrengend. Außerdem wird mir dabei meine Unbeweglichkeit bewusst. Beim Tai Chi habe ich Probleme mir die vielen aufeinanderfolgenden Schritte zu merken. Die gleitenden Bewegungen gefallen mir aber.
Zwischen Yoga und Tai Chi geht die Dunkelheit in Dämmerung über. Mit ihr kommen die Mücken. Fliegenden Hunde versuchen diese zu schnappen und gleiten zwischen uns und nahe über den Köpfen durch die Halle.
Anschließend wird wieder meditiert. Danach gibt es Frühstück. Ein Reissuppenbrei mit etwas Gemüse. Sättigend aber nicht zu vergleichen mit dem guten Mittagessen, welches wir nach der nächsten Sitzungssequenz erhalten. Natürlich alles vegetarisch. Trotz nur zweimaligem Essen am Tag verspüre ich keine Hungergefühle.
Unser übliches Essverhalten ist wohl sehr durch Appetit und Lust bestimmt, nicht durch den Hunger.
Nach der Mittagspause erfolgt wieder ein Zusammenkommen bis zum Abendtee. Danach nehme ich ein Bad in einer heißen Quelle auf dem Gelände. Es ist ein angenehmes Schweben durch das salzhaltige heiße Wasser.
Nochmals 1,5 Stunden Sitz- und Gehmeditation bis 9 Uhr. Dann geht’s ins Bett.
So vergehen die Tage. Anfangs schnell, aber ab dem achten Tag zieht es sich und ich freue mich aufs Ende.
So ein asketisches Leben über längere Zeit wäre nichts für mich. Ich kann mir schwer vorstellen die weltlichen Freuden durch die durch lange Meditation erlangten geistigen Errungenschaften zu ersetzten. Ich bewundere eine kleine Gruppe Ausländer, die hier etwas abseits vom Hauptkloster auf dem Gelände lebt und ein Mönchsleben führt.
Diese Meditationsauszeit vom Reisen hat mir gut getan. Ich bin froh es noch einmal versucht zu haben.
10 Tage habe ich keine Schuhe getragen. Das ist ein angenehmes Gefühl gewesen. Es soll Skorpione und Kobras hier geben, habe aber beide nicht zu sehen bekommen.
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